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Wer nach den Sternen greift

Wer nach den Sternen greift

Titel: Wer nach den Sternen greift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Bickmore
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Pension, die er für seine Jahre beim Militär erhielt, würde ihn über Wasser halten, und was er bei seinem Bruder verdiente, war für zusätzlichen Luxus bestimmt. Aber er war nicht anspruchsvoll. Ein Auto vielleicht und ein Fahrrad und eine Putzfrau, die einmal in der Woche in seinem Haus sauber machte. Es gab bestimmt nicht so viele Leute, mit denen er etwas gemein hatte, und so würde er ein friedliches, zurückgezogenes Leben führen. Die Vorstellung gefiel ihm. James hatte geschrieben: »… wenn du hierher kommst, um mit mir zusammen dieses Krankenhaus zu führen, dann werden wir die einzigen Ärzte hier sein. Allerdings hat das Dorf auch noch nicht einmal sechshundert Seelen. Wir haben zwar mit den Bauarbeiten noch nicht begonnen, aber unsere Wohltäterin ist sehr enthusiastisch, und Geld ist kein Problem.« Was für ein Glück, ein Leben zu führen, in dem Geld nie ein Problem war, dachte Ben. »Wenn du also die Operationen übernimmst (hauptsächlich Appendizitis, Tonsillitis und gelegentlich ein Beinbruch) und vielleicht ab und zu auch einmal einen Hausbesuch, wenn ich gerade beschäftigt bin, dann können wir dieses Krankenhaus mit zwei Krankenschwestern führen. Denk darüber nach. Du hast vom Ruhestand gesprochen. Setz dich hier zur Ruhe.« Die Idee gefiel Ben.
    Es interessierte ihn sehr, die Herzogin von Yarborough kennenzulernen, da sie die Frau war, die sein Bruder seiner Meinung nach schon so lange liebte. James hatte den Herzog nie erwähnt, aber Ben wusste, dass der Tee am Donnerstagnachmittag der wöchentliche Höhepunkt im Leben seines Bruders war. Vermutlich nährte ihn dieser Termin in geistiger Hinsicht mehr als der Sonntagsgottesdienst.
    Irgendwie hatte er sich über die Jahre ein Bild von der Herzogin gemacht, und er stellte sie sich als Aristokratin in Pastelltönen vor. Wahrscheinlich war sie ziemlich steif und förmlich, und es erstaunte ihn ein wenig, dass sein Bruder so gerne mit einem Mitglied des Hochadels verkehrte. Er wusste, dass James mit der Herzogin über Religion, Politik und sogar über Dorfklatsch redete. Offensichtlich unterhielten sie sich über Gott und die Welt. Da sie sich seit zwanzig Jahren jeden Donnerstagnachmittag trafen, gab es bestimmt kaum ein Thema, das sie noch nicht besprochen hatten.
    Ben war durchaus bereit, die Herzogin zu mögen, aber er würde auch auf der Hut sein. Sie wusste wahrscheinlich, dass sein Bruder sie liebte, und er wollte nicht, dass sie auf seinen Gefühlen herumtrampelte. Heiraten konnten sie ja sowieso nicht, denn sie waren beide verheiratet, und außerdem war die Verbindung zwischen einem Mitglied des Hochadels und einem kleinen Landarzt gesellschaftlich undenkbar. Er wusste auch von ihrer Schwiegertochter, der einsamen zukünftigen Herzogin, die eine reiche amerikanische Erbin war, von ihrem Mann allerdings kaum beachtet wurde. Aber er hatte nicht viel Mitleid mit ihr. So viel Geld verdarb normalerweise den Charakter. Trotzdem rissen diese beiden Frauen James wenigstens aus seinem alltäglichen Elend mit der übergewichtigen Letitia. Einsame Menschen, die andere einsame Menschen davor bewahrten, einsam zu sein. Nun, er war auch einsam, und vielleicht würden sie sich alle hervorragend verstehen.
     
    Ben war seit drei Tagen in England und schaute sich Cottages an, in der Hoffnung, eines zu finden, das seinen Vorstellungen entsprach. In der Zwischenzeit wohnte er bei James, aß Letitias graues Essen und lauschte ihrem monotonen Geplapper. Eines Tages verkündete James, sie würden heute mit der Herzogin und ihrer Schwiegertochter im Pub essen.
    »Die Damen werden dir gefallen«, erklärte James. »Sie haben keine Allüren, und die Schwiegertochter isst gerne im Pub, weil sie das Gefühl hat, dadurch ins Dorf zu gehören.«
    »Ach ja?«
    »Doch, wirklich. Sie ist äußerst beliebt hier, obwohl sie Amerikanerin ist. Sie hat ein sehr offenes, herzliches Wesen, und für ihren amerikanischen Akzent kann sie ja nichts. Und Clarissa vergöttert sie, weil sie in jeder Hinsicht Leben ins Schloss gebracht hat.«
    Ben freute sich darauf, Clarissa kennenzulernen. Er wollte sehen, ob seine Vorstellung von ihr richtig gewesen war.
    Sie trafen ein paar Minuten vor den Frauen im Lokal ein, und James wählte einen Tisch, der weit von der Tür entfernt war. Plötzlich stand James auf und winkte zwei Frauen und einem Mann zu, die gerade hereinkamen.
    Alex küsste James auf die Wange und Clarissa gab ihm die Hand, wobei sie zu Ben schaute.
    »Man kann

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