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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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einfach vor, Sie würden vom Bordstein auf die Straße treten«, wiederholte Hank, jetzt schon etwas ungeduldiger.
    »Ein Bordstein ?«, giftete ich. »Wo wohnen Sie eigentlich – bei den Jetsons?« Wortspiele waren meine Lieblingswaffe, obwohl ich im Notfall wohl auch einen Mord begehen konnte.
    Hanks Sprüche vermischten sich langsam mit den anderen Hintergrundgeräuschen. Aber ich konnte mich der einfachen Wahrheit nicht verschließen, dass die Situation immer unangenehmer wurde, je länger ich zögerte. Aber ich konnte mich einfach nicht bewegen. Die Minuten verstrichen – das merkte ich daran, dass, wenn mein Blick in regelmäßigen Abständen nach unten fiel, ich jedes Mal etwas anderes auf den Gesichtern der Wartenden sah. Erst waren die Mienen ermutigend, dann mitleidig, ungeduldig, und schließlich genervt. Nur bei Chris und Jessica sah ich die ganzen fünfzehn Minuten über dieselbe hoffnungsvolle Miene. Und deswegen fühlte ich mich am Ende auch gezwungen, endlich nach diesem Trapez zu greifen. Es wäre einfach schrecklich gewesen, wenn ich gesehen hätte, wie sie ihren Glauben an mich verlieren. Du musst ja nicht unbedingt springen , sagte ich mir. Du musst dich nur so weit vorlehnen, dass du nicht mehr zurück kannst . Die Schwerkraft würde dann schon den Rest erledigen.
    Von unten kamen erleichterte Rufe, als meine Hände schließlich nach der Metallstange griffen. Mein Oscarverleihungslächeln hatte ich sowieso längst vergessen, aber jetzt wurde ich auch noch von dem Gewicht des Trapezes überrascht. Die knapp sieben Kilo schwere Stange riss mich nach vorne, und ich ließ sie instinktiv wieder los. Sie segelte davon, und ich ruderte auf den Zehenspitzen stehend mit den Armen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Und dann erledigte die Schwerkraft wirklich den Rest, und ich sauste von der Plattform. Ted, der unten stand und die Sicherheitsleinen in der Hand hatte, hielt mich fest, sodass ich nur anderthalb Meter tief fiel.
    »Hör auf, mit Armen und Beinen zu rudern!«, befahl er. Ich erstarrte und blieb in der Luft hängen wie eine Marionette, die auf weitere Befehle wartet. Ted zog mich an den Seilen Stück für Stück wieder nach oben. Als ich wieder auf Hanks Höhe war, packte er mich an meinem Hüftgeschirr und zog mich auf die Plattform.
    Er machte ein vorwurfsvolles Geräusch. »So, wollen wir dann mal Ernst machen?«
    »Ich möchte jetzt da runter, und das meine ich wirklich ernst.«
    Er zog das Trapez mit einem riesigen Haken heran, der so ähnlich aussah wie die Dinger, mit denen man in Vaudeville mittelmäßig lustige Komödianten von der Bühne geholt hatte.
    »Hören Sie einfach auf die Kommandos«, erinnerte mich Hank. »Wenn Ted unten ›fertig‹ sagt, dann gehen Sie in die Knie. Und wenn er ›hopp‹ sagt, dann springen Sie von der Plattform. Verstanden?«
    Ich sammelte mich und nickte entschlossen. »Verstanden.«
    »Fertig!«, schrie Ted.
    Ich ging in die Knie.
    » HOPP !«
    Ich rührte mich nicht.
    »Müssen wir das jetzt noch mal durchspielen?«, fragte Hank.
    »Tut mir leid, tut mir leid. Ich hab noch mal kurz Angst bekommen. Aber jetzt bin ich echt bereit.«
    Hank nickte Ted erneut zu.
    »Fertig! … HOPP !«
    Ich machte einen Sprung wie ein verschrecktes Kaninchen. Ich könnte nicht beschreiben, wie es sich anfühlte, das erste Mal am Trapez nach unten zu sausen, vor allem, weil ich die Augen fest zusammenpresste.
    »Augen auf, Augen auf!«, rief Ted von unten.
    Als ich meine Lider mit Gewalt öffnete, stellte ich fest, dass ich mit höherer Geschwindigkeit unterwegs war, als ich gedacht hatte. Mit wesentlich höherer. Es war prickelnd und schrecklich zugleich. Während ich vorwärts raste, schrie mir Ted zu, dass ich meine Beine über das Trapez schwingen sollte.
    »Ihre Knie, Ihre Knie!«, schrie er.
    Können vor Lachen , dachte ich, aber überraschenderweise bekam ich beim Zurückschwingen so viel Schwung, dass ich die Kniekehlen ganz problemlos über die Stange legen konnte.
    »Und jetzt loslassen!«, schrie Ted, als das Trapez den höchsten Punkt erreicht hatte.
    Das war der Teil, über den ich mir von Anfang an am meisten Sorgen gemacht hatte. Ich hatte Angst, dass ich nicht genug Kraft haben würde, mich wieder hochzuziehen, sobald ich die Stange einmal losgelassen hatte. Und dann würde ich einfach so hängen bleiben. Wie einer von den Bären, die aus dem Wald kommen, in irgendeinem Vorort auf einen Strommast klettern und sich dann daran festklammern, bis man sie

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