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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Obwohl ich nicht die schlechteste Spielerin meines High-School-Fußballteams gewesen war, war ich die Einzige gewesen, die einmal versehentlich ein Eigentor schoss. Chris hingegen war in Maine aufgewachsen und daher mit Aktivitäten wie Wandern und Schneeschuhwandern vertraut. Einen Sommer fuhr er für einen guten Zweck mit dem Fahrrad quer durch die Vereinigten Staaten. In Yale hatte er zum Ruderteam gehört. Und in den zehn Jahren nach unserem ersten Treffen bei der Yale Daily News war er nicht einen Tag gealtert: dasselbe perfekt geschnittene blonde Haar und hohe Wangenknochen in einem warmen, attraktiven Gesicht.
    Als wir unsere Sicherheitsgurte anlegten, blickte ich zögernd an der Stahlkonstruktion empor, an der das Trapez hing. Es sah aus wie in einem ganz normalen Zirkus, nur dass die Aluminiumleiter, die zur Plattform hinaufführte, beunruhigend wacklig wirkte. Unter der monströsen Konstruktion war ein großes Netz aufgespannt, das mich aber auch nicht sonderlich beruhigte. Ich stellte mir vor, wie eine Cartoon-Version von mir durchs Netz fiel und durch den Kern des Erdballs bis nach China schoss, wo ich zur Überraschung eines stäbchenschwingenden Chinesen in einer Schüssel Hähnchen süß-sauer wieder auftauchte. Ich war froh für Matt, dass er nicht hier war. Seine Höhenangst übertraf meine bei Weitem. An unserem ersten Valentinstag hatte er mich auf die Aussichtsplattform im 70. Stock des Rockefeller Center mitgenommen. Er stand die ganze Zeit hinter mir und hatte seine Arme um mich geschlungen – und Monate später gestand er mir, dass er sich nicht aus Zuneigung, sondern aus Angst an mich geklammert hatte.
    Wenn ich an ein Trapez denke, denke ich an Zirkus, also hatte ich mir eine gewisse fröhliche Grundstimmung erwartet. Doch der Ton in der Trapezschule war sehr geschäftsmäßig, und die Lehrer klangen fast schon barsch. Unser Trainer, ein Adonis, knapp über dreißig, hieß Ted und hatte Bauchmuskeln wie Kopfsteinpflaster. Er zeigte uns, wie wir uns zu verhalten hätten: Wenn er »fertig« rief, sollten wir in die Knie gehen, und wenn er »hopp!« rief, sollten wir von der Plattform abspringen.
    »Das Trapez ist immer schwerer, als Sie glauben – genauso wie ein Academy Award – also achten Sie darauf, sich zurückzulehnen, wenn Sie es ergreifen, sonst zieht es Sie nach vorne«, sagte er.
    »Gib ihm einen Oscar für die Beste Bauchmuskelleistung«, flüsterte Jessica.
    »Wir machen keinen Übungsdurchgang, bei dem Sie einfach am Trapez baumeln und ›Hui!‹ sagen. Sie werden gleich einen Trick ausführen, bei dem Sie Ihre Knie zwischen den Armen hindurchziehen und sie über dem Trapez einhaken, wie Sie es früher als Kinder auf der Spielplatzschaukel gemacht haben. Dann lassen Sie mit den Händen los und strecken die Arme wie in einer Superman-Pose nach vorne, während Sie kopfüber an Ihren Kniekehlen hängen. Auf mein Kommando greifen Sie wieder nach dem Trapez, ziehen die Beine wieder heraus und lassen sich gerade herabhängen. Dann kommen Sie mit einem Rückwärtssalto herunter und landen auf dem Rücken im Netz.«
    »Ha!« Ich stieß ein kurzes ungläubiges Lachen aus und murmelte Jessica zu: »Nur zur Sicherheit: Falls etwas schiefgehen und ich auf einem Ventilator landen sollte, ziehst du bitte den Stecker, ja?«
    »Und ich möchte bitte an Beatmungsgeräte angeschlossen werden«, bat sie. »Ich verbringe sowieso die meiste Zeit des Tages im Wachkoma. Da ist es doch egal, ob ich im Büro hocke oder in einem Krankenhausbett liege, oder?« Sie hielt inne. »Aber wenn mein Gesicht dauerhafte Schäden erlitten hat, möchte ich bitte nicht wiederbelebt werden.«
    Wir wurden am Trapez von zwei Trainern unterrichtet: Ted mit den oscarverdächtigen Bauchmuskeln machte uns mit den Sicherheitsvorkehrungen vertraut, während ein Mann namens Hank für die Instruktionen oben auf der Plattform zuständig war. In unserem Kurs gab es noch sieben weitere Teilnehmer. Der Zeitpunkt, zu dem wir uns eingetragen hatten, bestimmte über die Reihenfolge. Ich hatte meinen Namen frohgemut als Letzte auf die Liste gesetzt. Als Erste war eine sechzehnjährige Turnerin dran. Sie führte die Übung mit gestreckten Zehenspitzen und einer großartigen Körperhaltung aus. Jeder klatschte, außer Jessica, die leise murmelte: »Blöde Tusse, geh doch in die Fortgeschrittenengruppe. Ich fühl mich schon mies genug hier.«
    Aber als sie dran war, führte Jess die ganze Übung mitsamt Rückwärtssalto problemlos aus.

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