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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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wir aneinander vorbeizischten.
    »Sehen Sie ihn?« Boom schlug diesen lehrerhaften Ton an, der mir sagte, dass er die Antwort wusste, aber wollte, dass ich die Frage allein beantwortete. Ich drehte mich um und suchte mit den Augen den Himmel nach dem Feind ab.
    »Moment, wo ist er denn jetzt? … Oh, ich seh ihn!« Er war links unterhalb von uns und drehte gerade um, um sich hinter uns zu hängen.
    Ich kippte das Flugzeug auf die Seite und ging in den Sturzflug. Das Meer funkelte fröhlich vor mir, während ich darauf zuschoss, aber das war völlig ohne Bedeutung. Ich war so konzentriert, dass meine Angst völlig verschwunden war. Dr. Bob hatte recht gehabt. Solange ich mich darauf konzentrierte, den Feind abzuschießen, machte ich mir keine Sorgen mehr, was mein Flugzeug tat. Der Feind war das Einzige, was in diesem Moment existierte. Ich flog weiter steil nach unten, bis ich unter Lenny war, dann drehte ich mich auf die andere Seite und zog die Nase hoch, um wieder auf seine Höhe zu kommen. Jetzt war ich direkt hinter dem Feind und nahm ihn ins Fadenkreuz.
    »Genau so! Schießen! Schießen!«, rief Boom. Ich zog den Abzug und feuerte ein paar Ladungen ab, landete aber keinen Treffer.
    Plötzlich verschwand Lenny aus meinem Visier. Ich hörte auf zu blinzeln und sah aus dem Fenster. Jetzt war er schräg links über uns und verfolgte uns.
    Meine Augen verengten sich zu Schlitzen. Wag es bloß nicht, du Schweinehund!
    Ich zog den Steuerknüppel zu mir, die Nase des Flugzeugs zeigte nach oben, und wir stiegen steil hoch. Ich visierte den Feind an und war entschlossen, ihn diesmal abzuschießen. Ich kam näher. Hatte ihn schon fast … fast … Auf einmal gab es einen lauten Knall, und die Tragflächen begannen zu zittern. Buffeting. Ich war zu steil geflogen. Das Flugzeug konnte jeden Augenblick seinen Schub verlieren. Scheiße. Verdammte Scheiße . Rasch schob ich die Nase wieder nach unten, und wir kippten so jäh nach vorn, dass es sich anfühlte, als würden wir in einer Achterbahn hinuntersausen, also riss ich die Nase wieder hoch. Als das Flugzeug endlich wieder in waagrechter Position flog, sah ich mich nach Lenny um.
    »Okay, wo ist er hin?«, fragte ich.
    »Er ist direkt hinter uns.«
    »Oh nein!«, rief ich. »Wie hänge ich ihn jetzt ab?«
    »Gar nicht«, erwiderte Boom lapidar. »Er hat uns gerade abgeschossen.«
    »Oh.«
    »Ich glaube, es wird Zeit, dass wir umkehren«, sagte Boom und übernahm den Steuerknüppel.
    Schon? Das war alles? Aber ich kam doch gerade erst in Fahrt! Ich wollte noch eine Seitwärtsrolle machen. Es war mir auch egal, dass ich zwei von drei Luftkämpfen verloren hatte und Boom technisch gesehen meinen Kampf für mich gewonnen hatte. Ich war geflogen! Nicht nur geflogen – ich hatte einen Luftkampf bestritten. Und ich war nicht ausgerastet und nicht in Tränen ausgebrochen und hatte nicht gejammert, dass ich nach Hause wollte. Ich hatte sogar meinen Mageninhalt bei mir behalten. Ich glühte förmlich und fühlte mich, als wäre ich zu allem in der Lage. Zu allem. Ich war eine Kämpferin. Boom lenkte das Flugzeug zurück zur Flugschule.
    »Wollen Sie noch mal fliegen?«, fragte er.
    Ich nickte enthusiastisch.
    »Okay, dann übernehmen Sie noch mal.«
    Ich flog voraus. Als ich über meine rechte Schulter blickte, sah ich Lenny hinter der Tragfläche. Er war keine drei Meter entfernt, aber ich flog schon mit voller Kraft, also konnte ich nicht mehr zulegen und ihn abhängen. Warum ist er so nah? Halt mal ein bisschen Abstand, Lenny! Oh, er fotografiert mich. Und das beim Fliegen. Das ist sicher nicht ungefährlich. Trotzdem grinste ich und zeigte ihm mutig den hochgereckten Daumen, damit er sich wieder aufs Fliegen konzentrieren konnte. Er machte das Bild, reckte auch noch einmal den Daumen hoch und fiel wieder etwas zurück. Als der Flughafen in Sicht kam, übernahm Boom das Steuer. Zum Landen mussten sich die beiden Flugzeuge trennen.
    »Verabschieden Sie sich von ihm«, sagte Boom
    Ich drückte den Knopf am Funkgerät und sagte »Ciaooooo…«, doch das Wort wurde zu einem erschrockenen Japser, als Boom eine scharfe Linkskurve flog.
    »Können Sie mich nächstes Mal wohl vorwarnen?«, beschwerte ich mich.
    Er lachte und flog in weitem Bogen auf das entgegengesetzte Ende der Landebahn zu. Wir waren vielleicht noch 150 Meter über dem Erdboden, als das Flugzeug plötzlich zu ruckeln begann. Boom umklammerte den Steuerknüppel fester und kämpfte mit dem wilden Tier.
    »Thermale

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