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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Möbelmanufaktur unterbrachten, in der sich arbeitslose Dorfbewohner was dazuverdienen konnten. Nan überwachte die Geschäfte, während Eleanor Literatur, Theater und amerikanische Geschichte an einer Schule in Manhattan unterrichtete, in der Marion Vizedirektorin war.
    »Und, blieben die drei so eng zusammen wie ihr Monogramm?«, fragte Matt.
    »Nicht ganz. Die Manufaktur ist 1937 pleitegegangen. Und eines Abends, als Marion in Europa war, hatten Eleanor und Nancy einen schrecklichen Streit. Eleanor zog sofort aus Stone Cottage aus, und Marion und Nan zogen später nach Connecticut.«
    »Worum ging es bei dem Streit?«
    »Das weiß kein Mensch. Obwohl Marion später einmal anmerkte, dass dabei ›Dinge gesagt wurden, die besser ungesagt geblieben wären‹.«
    »Und?«, hakte Matt nach. »War sie nun oder war sie nicht?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht. Sie hatte eine ganze Menge lesbischer Freundinnen …« Über diese Frage hatten sich die Leute schon in den Zwanziger- und Dreißigerjahren das Maul zerrissen. Eleanors Cousine, die boshafte Alice Roosevelt, machte einmal in einem Washingtoner Restaurant die deutlich hörbare Bemerkung: »Es ist mir egal, was du sagst, ich kann einfach nicht glauben , dass Eleanor Roosevelt lesbisch sein soll.«
    Ich erzählte Matt, dass das Personal der Franklin D. Roosevelt-Bibliothek 1978 achtzehn Kisten öffnete, die sechzehntausend Seiten Briefwechsel zwischen Eleanor und Lorena Hickok enthielten, einer damals fünfunddreißig Jahre alten lesbischen Reporterin der Associated Press, die Zigarren rauchte, Flanellhemden trug und Hosen, die eher an einen Holzfäller erinnerten. Hick sollte Eleanors Berichterstatterin werden, doch stattdessen wurde sie ihre Vertraute. Sie schenkte Eleanor einen Saphirring, den diese 1933 zu Franklins Amtsantritt trug. Nach der Zeremonie schickte die First Lady ihr einen kurzen Brief, der lautete: »Hick, mein Schatz, ich möchte dich umarmen. Ich sehne mich so danach, dich an mich zu drücken. Dein Ring ist mir ein großer Trost. Ich sehe ihn an und denke mir, sie liebt mich, sonst würde ich ihn nicht tragen.«
    Hick schrieb an Eleanor: »Ich erinnere mich an deine Augen und das neckende Lächeln, das aus ihnen scheint. Und an das Gefühl, das dieser weiche Fleck nordöstlich von deinem Mundwinkel auf meinen Lippen hinterlässt.«
    »Okay, das reicht wohl«, meinte Matt. »Glaubst du wirklich, dass da noch irgendwelche Fragen offenbleiben?«
    Ich zuckte mit den Schultern. »Das muss nichts heißen. Historiker haben darauf hingewiesen, dass Frauen des viktorianischen Zeitalters oft Liebesbriefe an platonische Freundinnen schrieben, weil sie nach ein bisschen Romantik hungerten. Außerdem geht aus einigen Briefen von Eleanor und Hick hervor, dass die Gefühle nicht auf Gegenseitigkeit beruhten.«
    1937 schrieb Eleanor an Hick: »Ich weiß, dass du gewisse Gefühle für mich hegst, die ich aus dem einen oder anderen Grund in dieser Art nicht erwidern mag, aber ich liebe dich trotzdem.«
    Matt folgte dem Schild zur Eleanor Roosevelt National Historic Site und fuhr auf den Parkplatz.
    »Außerdem denk ich mir, wen kümmert’s, ob sie lesbisch war?«, fuhr ich fort, als ich die Autotür zuwarf. »Warum sollte das überhaupt wichtig sein? Die Frau hat ihre giftige Schwiegermutter abserviert, ihr Traumhaus gebaut und ihre Lieblingslesben mitgebracht. Ich finde das großartig!« Eleanor war ihrer Zeit voraus. Schon 1925 schrieb sie in ihr Tagebuch: »Man sollte keine Form der Liebe verachten.«
    Vom Parkplatz aus folgten wir dem geschwungenen Pfad durch die Bäume, bis wir an einen Bach mit einer Brücke aus Holzbohlen kamen. Unter uns murmelte der Fall Kill Creek in seinem felsigen Bett. Auf der anderen Seite befand sich ein Teich, auf dessen glatter Oberfläche sich die buschigen Bäume spiegelten, die ihn umstanden.
    Diesmal war unsere Fremdenführerin eine typische Bibliothekarin, mit ganz normaler Kleidung, ohne Wildhüteranleihen.
    »Viele Leute fragen, wo Val-Kill Cottage seinen Namen herhat. Keine Sorge, hier lebten damals keine Mörderbanden!« Sie kicherte, und ich vermutete, dass sie diese Zeile schon Hunderte von Malen losgelassen hatte. »Dieses Gebiet wurde damals von Holländern besiedelt, und ›kil‹ bedeutet ›Bach‹.«
    Während Springwood eine Festung mit fünfunddreißig Schlafzimmern auf knapp zweitausend Quadratmetern war, war das Val-Kill Cottage ein Bungalow. Seine sieben Zimmer wurden im Laufe der Jahre nach Gutdünken

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