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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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überlegen konnte, steckte ich ihn zusammen mit dem Antrag in einen Umschlag, warf meinen Mantel über und ging zum Briefkasten.

8. K APITEL

    Wie schön es ist, wieder nach Hause
zu kommen, ist das Wichtigste,
was ich je gelernt habe.
    Eleanor Roosevelt
    A ls ich zu Weihnachten in Texas ankam, war mein Jahr der Angst schon zur Hälfte um. An meinem ersten Abend zu Hause lud mein Vater die Familie Valby zum Abendessen in ein italienisches Restaurant ein, das den Gästen durch raumschiffartig aufleuchtende und vibrierende Pager mitteilte, dass ihr Tisch bereit war. Mr. Valby war der Tennispartner meines Vaters, ein fröhlicher Mann Ende fünfzig, der gerne zuhörte, wenn ich von meinem Leben in New York erzählte.
    Irgendwann räusperte sich mein Vater und sagte: »Noelles Mutter und ich fänden es besser, wenn sie für eine Weile nach Hause ziehen würde, bis sie sich neu orientiert hat. Vielleicht könnte sie ja bei mir im Büro helfen.«
    Oh Gott! War es schon so weit gekommen? Was, wenn ich nach meinem Jahr der Angst bankrott war und ich wieder zu meinen Eltern ziehen musste, nach Sugar Land, Texas? Was für eine Schande! Wie hatte ich die beiden damals aufgezogen, als ich im College war und sie mir mitteilten, dass sie von Houston nach Sugar Land zogen! »Ist das gleich um die Ecke von Candy Land?«, fragte ich. »Wie weit ist es von eurem Haus bis Gum Drop Mountain? Müsst ihr fahren oder könnt ihr einfach über den Regenbogen hinlaufen?«
    Meine Eltern sind wirklich nette Leute. Sie unterstützen einen, denken aber immer sehr praktisch. Da sie von Generationen von schwer arbeitenden Bauern und hart kalkulierenden Geschäftsleuten abstammen, konnten sie sich nur schwer vorstellen, dass man vom Schreiben leben kann. Jahrelang hatten sie versucht, mich von einem Jurastudium oder einer Zahnarztkarriere zu überzeugen.
    »Damit könntest du deinen Lebensunterhalt verdienen«, sagte meine Mutter dann immer mit verträumter Stimme. Sie war eine hingebungsvolle Hausfrau und Mutter gewesen, aber ich hatte immer gespürt, dass sie es bereut hatte, sich keine eigene Karriere aufgebaut zu haben. »Eine Frau sollte nicht finanziell auf einen Mann angewiesen sein«, sagte sie oft.
    Nachdem ich meinen College-Abschluss gemacht hatte, beobachtete sie nervös, wie ich für 25 000 Dollar im Jahr bei Zeitungen arbeitete und gleichzeitig in einer sehr teuren Stadt lebte. Als ich den hochbezahlten Blogger-Job an Land zog, waren beide allerdings überwältigt. Meinen Eltern mitzuteilen, dass man mich gefeuert hatte, war tatsächlich schlimmer, als gefeuert zu werden. Als ich zum Hörer griff, um ihnen die Neuigkeit zu erzählen, kamen sie mir eher vor wie meine Kinder, nicht wie meine Eltern. Ich hätte sie so gern vor der Enttäuschung bewahrt, die ich ihnen bereiten musste.
    »Tja«, tönte Mr. Valbys joviale Stimme in die angespannte Atmosphäre. »Ich finde ja immer noch, dass sich dein Projekt furchtbar interessant anhört. Weißt du, was du noch machen solltest?« Er spießte einen dickes Stück vom Steak auf seine Gabel.
    »Was denn?«, fragte ich.
    »Du solltest den Kilimandscharo besteigen. Gemessen vom Erdmittelpunkt ist das der vierthöchste Berg der Welt«, fügte er hinzu, bevor er sich das Fleisch in den Mund schob.
    »Oh, das klingt aber gefährlich«, meinte meine Mutter, obwohl ich ziemlich sicher war, dass sie – ebenso wie ich – so gut wie nichts über den Kilimandscharo wusste.
    »Muss man so was nicht jahrelang vorbereiten?«, erkundigte ich mich. Da mir nur noch sechs Monate blieben, hatte ich nicht mehr so viel Zeit. »Ich habe überhaupt keine Bergsteigererfahrung.« Ich stellte mir vereiste Felswände vor, komplizierte Seilsysteme und erfrorene Glieder, die sich schwarz verfärbten und mit einem Schweizer Taschenmesser amputiert werden mussten.
    »Für den Kilimandscharo braucht man keine Klettererfahrung, weil man da nicht wirklich klettern muss«, erklärte er. »Der Berg ist so breit, dass man in mehreren Tagesetappen eigentlich nur hinaufläuft. Der Kilimandscharo erfordert überhaupt keine technischen Fähigkeiten.«
    »Das hört sich nach mir an«, meinte ich trocken. »Keine technischen Fähigkeiten.«
    Bergsteigen vereint die beiden Dinge, die ich am wenigsten leiden kann: Campen und körperliche Anstrengung. Wenn man dann auch noch im Wald sein Geschäft verrichten muss, kommt das meiner Vorstellung von der Hölle schon ziemlich nahe. Trotzdem fragte ich mich, ob mir das Universum durch einen

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