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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Unterhaltungen mit den anderen Fahrgästen führen ließ. Jessica wandte sich wieder zu uns. »Ach, ich glaube, es wird schon gehen.«
    Das Skydiving-Unternehmen bestand aus einer kleinen Landebahn neben einer Ansammlung von Wohnwagen. Auf einem Wohnwagen wehte die Piratenflagge, und auf einem Schild davor stand: »Long Island Skydiving. Hier entlang.« Drinnen war eine Wand voll mit Fotos, auf der glückliche Kunden im freien Fall zu sehen waren.
    »Schau mal, Noelle, die Leute sehen überhaupt nicht verängstigt aus«, stellte Chris fest.
    »Und was noch viel wichtiger ist: Sie sehen überhaupt nicht tot aus«, fügte Bill hinzu.
    Chris beugte sich vor, um eines der Bilder genauer in Augenschein zu nehmen. »Oh Gott, ist das etwa Ricky Martin?«
    »Ist er«, kam es von hinten. Einer der Angestellten, ein etwas über sechzig Jahre alter Mann, war unbemerkt hinter uns getreten.
    Wir drängten uns vor dem Foto. Der Latino-Popstar grinste in die Kamera, hinter ihm drängten sich die Wolken wie Groupies. Der Wind blähte seine Nasenflügel auf, sodass sie aussahen wie zwei kleine Fallschirme. Der Angestellte mit dem breiten Akzent, der sich als Cody vorgestellt hatte, betrachtete Ricky noch ein paar Sekunden. »Der Kerl hatte ganz schön stramme Waden.«
    Dann führte man uns in einen Raum, in dem lauter Klappstühle vor einem Fernseher standen. Dort bekamen wir ein Video zu sehen, in dem ein alter Mann, der hinter einem Tisch saß, uns die Risiken des Skydiving auseinandersetzte. Das körnige Bild und die Tatsache, dass das Zimmer komplett holzgetäfelt war, legte die Vermutung nahe, dass das Ganze in den Siebzigerjahren aufgenommen worden war. Am auffälligsten war jedoch der Bart des Mannes, der so lang war, dass er bis unter die Tischplatte reichte. »Professor Dumbledore erklärt uns, wie wir sterben werden«, kommentierte Jessica und machte mit ihrer Digitalkamera ein Foto von dem Bart.
    »Sieht aus wie die Art von Video, die eine Gruppe von Separatisten in Montana an den Präsidenten schicken würde, um ihm mitzuteilen, dass sie aus der Union austreten«, meinte Bill.
    Anschließend mussten wir noch das »Falls ich sterben sollte, bin ich euch nicht böse«-Formular ausfüllen. Als zusätzliche gesetzliche Vorsichtsmaßnahme bat man uns, dass wir uns auf Video aufnehmen ließen, während wir unseren Namen sagten und den letzten Abschnitt der Verzichtserklärung noch einmal laut vorlasen. Mit völlig unbewegtem Gesicht sagte Bill: »Ich, Bill Elizabeth Schulz, bin mir darüber im Klaren, welches Risiko ich eingehe …« Man bat uns, eine Person anzugeben, die im Notfall benachrichtigt werden sollte, warnte jedoch: »Nennen Sie keine Person, die ins gleiche Flugzeug steigt.«
    »Oh Gott«, flüsterte Jessica.
    Wir stiegen in einen Van, der uns die letzten paar hundert Meter zum Flugzeug bringen sollte. Mit Ausnahme der Fenster war jeder Zentimeter des Bodens, der Wände und Decken mit goldenem Flokati gepolstert. Cody drehte sich auf dem Fahrersitz zu uns um. »Willkommen in unserem Poppmobil«, sagte er stolz. »Das Schätzchen haben wir einem Typen für 200 Dollar abgekauft.«
    »Auf diesem Teppich hängt aber ganz schön viel DNA «, murmelte Chris.
    Bill stieg ein und bewunderte die Siebzigerjahredeko. »Stellt euch bloß mal vor, wie viele Schnurrbärte hier schon drin waren!«
    Es gab keine Sicherheitsgurte – genau genommen gab es nicht mal Sitze. Nicht besonders vertrauenerweckend, vor allem, weil Cody die Schiebetür offen ließ, während wir die Landebahn hinunterfuhren. Als wir das Rollfeld erreichten, schärften uns die Ausbilder noch einmal ein, wie wichtig es war, im freien Fall einen krummen Rücken zu machen und beim Landen die Füße anzuziehen, damit einem der Tandempartner nicht drauftrampelte.
    Die einmotorige Maschine bot nur für zwei Skydiver mit ihrem Tandempartner Platz. Je länger man sich einer beängstigenden Situation aussetzte, umso weniger Angst hatte man bei späteren Anlässen, hatte Dr. Bob mir erklärt. Deswegen beschloss ich, erst bei der zweiten Runde mitzufliegen. Bill wollte unbedingt zusehen, wie ich ausflippte, also entschied er sich, mit mir zu fliegen. Chris und Jessica sollten zuerst starten. Jessicas Tandempartner war ein blonder Mann namens Timothy, spindeldürr und höflich. Er legte ihr ein Geschirr an, und kurz vor dem Absprung, würde er sein eigenes fest mit Jessicas verschnallen. Für einen kurzen Test schnallte er die Geschirre schon am Boden zusammen. Jessica

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