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Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition)

Titel: Wer nichts riskiert, verpasst das Leben: Wie ich 365 Mal meine Angst überwand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Noelle Hancock
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Tandem zu absolvieren«, schrieb Bill. »Ich steh gerade im Supermarkt und hab mir auch einen Typen umgeschnallt.«
    »Ja, der erste Sprung ist immer ein Tandemsprung«, meldete sich Chris, der das Ganze schon einmal gemacht hatte. »Ich glaube, das machen die so, weil manche Leute beim ersten Mal ohnmächtig werden.«
    »Echt?«, fragte ich. »Ich wusste nicht, dass Ohnmächtigwerden überhaupt erlaubt ist. Muss ich das vorher beantragen, oder geb ich da einfach beim Einchecken Bescheid?«
    Obwohl es sich um eine meiner ältesten Ängste handelte, hatte ich seltsamerweise gar nicht so viel Angst, wie ich gedacht hätte. Als ich mit meinem Projekt anfing, war ich schon vor den harmlosesten Aufgaben nervös geworden. Mit einem Flohmarktverkäufer um den Preis eines Schreibtisches feilschen, zu meiner ersten Swing-Tanzstunde gehen – allein bei dem Gedanken , so etwas Beängstigendes zu tun, wurde mir ganz flau im Magen.
    Aber da mein Projekt so groß war, war ich gezwungen, mich in ganz anderer Art und Weise mit meinen Ängsten auseinanderzusetzen. Im Laufe des Jahres hatte ich gemerkt, dass ich mich umso hilfloser fühlte, je mehr Sorgen ich mir um zukünftige Ängste machte. Ich konnte mich nicht mit einer Angst auseinandersetzen, während ich mir Sorgen um meine Kilimandscharo-Besteigung machte oder das Skydiving oder was auch immer in der Zukunft noch anstand. Um mein Projekt bewältigen zu können, hakte ich einfach einen Tag nach dem anderen ab und konzentrierte mich immer nur auf die Herausforderung, die mir als nächste bevorstand.
    Am Morgen stiegen wir an der Penn Station in den Zug. Jessica und Bill teilten sich die Samstagsausgabe der New York Times , während Chris und ich versuchten, unsere langen Beine so zu arrangieren, dass sie nicht ständig gegeneinanderstießen.
    »Das Unternehmen heißt Long Island Skydiving«, erklärte ich ihnen. »Sie haben sich offenbar auf Leute spezialisiert, die noch nie skydiven waren.«
    »Wie lange dauert so ein Sprung eigentlich?«, wollte Jessica wissen.
    Ich rief die Website der Firma auf meinem BlackBerry auf. »Hier steht: ›Bitte planen Sie mindestens drei Stunden ein.‹«
    »Drei Stunden oder die ganze Ewigkeit des Todes«, seufzte sie. »Wie heißt noch mal unsere Haltestelle?«
    »Speonk. Die Fahrt dauert ungefähr zwei Stunden.«
    »Speonk? Was ist das denn für ein komischer Name?«, staunte sie.
    »Als ich heute Morgen die Zugverbindung rausgesucht habe, habe ich recherchiert, dass der Name von einem Indianerwort für ›hoch gelegener Ort‹ kommt.«
    »Und außerdem klingt es wie das Geräusch, das dein Körper macht, wenn du mit ungeöffnetem Fallschirm auf dem Boden aufschlägst«, fügte Bill hinzu, ohne von der Zeitung aufzublicken.
    »Hat Eleanor auch mal Skydiving gemacht?«, wechselte Chris das Thema.
    »Die ersten kommerziellen Skydiving-Unternehmen gab es erst, als sie schon gut über siebzig war. Aber nach allem, was ich von Eleanor so weiß, glaube ich, dass sie es auf jeden Fall probiert hätte, wenn sie die Möglichkeit gehabt hätte. Sie ist einmal in Lake Placid die anderthalb Kilometer lange Rodelbahn runtergefahren, und das ist nun wirklich kein Kinderspiel.«
    Forschend musterte er mein Gesicht. »Du siehst übrigens ziemlich entspannt aus, dafür dass du dich gleich einer deiner größten Ängste stellen wirst.«
    »Ich weiß. Komisch, oder?« Aber es war schon immer meine Spezialität gewesen, in letzter Minute auszurasten. Wie vor einem Jahr, als ich in einem Vergnügungspark ewig an der Wasserrutsche anstand, und als ich dran war, fiel mir plötzlich ein, dass ich es doch nicht fertigbrachte. Die Kinder, die hinter mir mit ihren Eltern Schlange standen, mussten mir Platz machen, als ich die Treppe wieder hinunterging und versuchte, keinem in die Augen zu sehen. Obwohl ich mich den ganzen Morgen völlig normal gefühlt hatte, wusste ich, es war gut möglich, dass die Panik erst noch zuschlagen würde.
    »Wart’s ab, bis du erst ins Flugzeug steigst. Das werden die längsten fünfzehn Minuten deines Lebens«, grinste Chris.
    Zwei Stunden später, als der Zugführer Speonk als nächste Haltestelle ansagte, wandte sich Jessica panisch zu mir. »Ich muss Sex haben«, sagte sie.
    »Wie bitte?«
    »Du weißt schon, eine letzte sexuelle Begegnung für den Fall, dass ich es nicht überlebe.«
    »Tja, schau nicht mich an.«
    »Mich auch nicht«, sagte Chris.
    Sie sah zu Bill, der die Times zu einer Handpuppe gefaltet hatte, die er

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