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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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sagte:
    »Sie haben die Drogen gesucht, nicht wahr?«
    Heike sah Emma erstaunt an. Langsam nickte sie.
    »Sie meinten, wenn er nicht zahlen könnte, wollten sie die Ware zurück. Rocco sagte, er hat sie nicht mehr. Sie haben auf ihn eingedroschen, ich hab nur noch geschrien. Da hat er dann gesagt, der Pastor hätte das Zeug. Ich hab aber gleich gemerkt, dass er lügt.«
    Heike sah an ihr vorbei zu August.
    »Sie haben uns zum Auto gezerrt und gesagt, wir sollten vorfahren. Rocco meinte im Auto zu mir, ich sollte die Typen bei der Kirche ablenken und er würde abhauen.«
    »Und dich und den Pastor alleine lassen? Schöner Freund.«
    Heike kamen wieder die Tränen. Sie schluckte kräftig und meinte dann mit rauer Stimme:
    »Er hat gesagt, sie wollten nur ihn, uns würde schon nichts passieren. Aber dann hatten uns die Tschechen gleich am Wickel. Der Pastor war so überrascht. Sie haben ihn einfach umgeworfen und auf ihn getreten. So einen alten Mann!«
    Emma warf einen Seitenblick auf Heike. Die Brutalität der Rechten hat dich bisher auch nicht sonderlich gestört, dachte sie. Aber sie sagte nichts, sie wollte jetzt nicht Heikes Redefluss unterbrechen.
    »Rocco wollte abhauen. Die Tschechen sind hinter ihm her. Da hat der Pastor mich in den Schrank gesteckt und sich selbst eingeschlossen. Dann hörte ich nur noch Rocco fluchen. Der Pastor schrie policejní, policejní, immer wieder. Und dann die Schüsse. Dann war alles still. Und dannkamst du.«
    Emma wusste nicht, was sie sagen sollte. Wieder saßen sie stumm eine Weile da.
    Ein Mann in weißem Kittel kam aus dem Zimmer. Die Frauen beeilten sich, auf die Beine zu kommen. Heike kreischte hysterisch auf: »Ist er tot, ist er tot?« Der Arzt wich vor ihr zurück, er sah Emma an und fragte: »Sind Sie seine Tochter?« Emma zögerte, dann sagte sie: »Wir sind sozusagen die Töchter seiner Gemeinde. Er ist Pastor.« Der Arzt sah sie prüfend an. Emma räusperte sich und sagte: »Sein Sohn ist letzte Woche gestorben. Er hat nur noch uns.«
    Der Arzt sah die beiden Frauen an, dann seufzte er und meinte: »Wir mussten ihn in ein künstliches Koma legen. Er wird vermutlich den Arm verlieren.«
    Keine sagte ein Wort. Der Arzt fuhr sich durch sein spärliches blondes Haar.
    »Wir tun, was wir können. Aber die Verletzungen sind gravierend. Gehen Sie nach Hause, Sie werden ihn frühestens morgen sehen können.«
    Emma sagte: »Ich lasse Ihnen meine Telefonnummer da. Könnten Sie mich anrufen, wenn es eine Veränderung gibt?«
    Der Arzt nickte. Er nahm die Visitenkarte von Emma in die Hand und steckte sie achtlos in seine Kitteltasche.
    »Wir haben Anzeige erstattet. Die Polizei wird sicher gleich da sein. Hat einer von Ihnen den Vorfall beobachtet?«
    Emma sah zu Heike. Die schüttelte den Kopf und zog wieder ihre Zigarettenschachtel raus.
    Der Arzt sagte: »Bitte warten Sie noch auf die Polizei. Und Rauchen ist im Gebäude verboten.«
    Er lächelte noch einmal müde in die Runde und verschwand wieder hinter der Glastür. Heike steckte sich eine Zigarette an und blies den Rauch gegen die Tür. Irgendwo schrie jemand, dann hörte man nur noch ein leises Wimmern. Schnelle Schritte auf Gummisohlen, die über den Boden quietschten. Heike nahm noch einen Zug, inhalierte tief und stieß den Rauch den Polizisten entgegen, die auf sie zukamen. Es waren zwei, sie wiesen sich aus als ortsansässige Beamte und fragten sie, was sie beobachtet hatten. In erster Linie erzählte Heike. Beim Pastor sei sie nur zu Besuch gewesen, als mehrere ausländische Männer hereingestürmt seien. Ihren Freund Rocco hätten sie mitgenommen. Ein Fahndungsbefehl laufe bereits, sagte einer der Beamten und sah seinen Kollegen vielsagend an. Emma vermutete, dass Blume das veranlasst hatte. Auf einmal wandte Heike den Kopf und sagte dann mit zitternder Stimme: »Wo ist August?«
    Die Frauen sahen sich erschrocken an. Keiner hatte auf den Jungen geachtet.

Berlin, Charlottenburg
    B ei den Treppen am U-Bahn-Tunnel nahm Bente zwei Stufen auf einmal. Ein paar Jungs klapperten mit ihren Skateboards die Kofferschneise herunter, einer rotzte ihr vor die Füße. Normalerweise hätte sich Bente darüber aufgeregt. Heute bemerkte sie es nicht einmal.
    Sie hatte Martin eine SMS geschrieben, es gäbe etwas zu feiern, aber sie käme erst spät. Er und die Mädchen sollten mit dem Essen nicht auf sie warten. Das fing ja gut an. Aber sie musste sich doch erstmal einarbeiten. Vielleicht konnte sie ja auf dem Heimweg eine

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