Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)
ich das mal vermutet. Er war immer so nachgiebig, die Liga konnte in der Gegend ja machen, was sie …«
»Vermutet! Und wann, dachtest du, wolltest du uns davon in Kenntnis setzen, von deinen Vermutungen?«
Achims Stimme klang jetzt weinerlich. »Es war doch nur so ein Gefühl, da sollte ich dir mal mit kommen, so ohne Beweise.«
Blume seufzte. Er wischte sich über das Gesicht und sah angestrengt nach draußen.
»Ich bin auf dem Weg nach Hofsmünde, ich brauch aber noch 10 Minuten. Geh raus und sieh nach, ob sie irgendwo sind. Und nimm deine Waffe mit!«
»Edgar, so kannst du nicht mit mir umspringen, nur weil du meinst, du bist der, der es immer zu sagen hat, kannst du nicht …«
»Verdammt!« Edgar schrie laut in das Telefon, Emma zuckte zusammen, und der Wagen geriet ins Schlingern. »Fahr endlich los!«
Blume kappte die Verbindung. Als sein Handy sofort darauf erneut piepste, dachte er, es sei wieder Achim, und seine Halsschlagader pochte. Aber es war eine Nachricht von Hirsch – er hatte ein Bild geschickt. Blume wandte sich ein wenig ab und schirmte das Display ab. Emma tat so, als fiele es ihr nicht auf. Blume tippte auf das Bild und zog es mit seinen Fingern auseinander. Er starrte auf Emma und Weiß und fühlte, wie etwas ihm den Boden wegzog.
Brandenburg, Hofsmünde
S ie parkten gleich hinter dem Ortseingangsschild. Emma zog den Schlüssel ab und stieg rasch aus. Die dicken Tropfen waren einem feinen Sprühregen gewichen. Sie zog den Reißverschluss ihrer Jacke hoch und vergrub ihre Hände in den Taschen. Blume lief bereits lautlos am Rand der Straße zum Dorf, und Emma beeilte sich, ihm zu folgen. Auf dem Kirchplatz war es dunkel, kein Fenster war erleuchtet. Nur die Buchstaben des Netto-Marktes flimmerten schwach in der Ferne. Sie lauschte konzentriert, aber der Wind übertönte alle Geräusche.
Eine massige Gestalt trat aus dem Schatten der Kirch mauer, und Emma erschrak, dann erkannte sie Achim Schrandt, den Fahrschullehrer. Sie wollte Blume darauf aufmerksam machen, aber der hatte die Gestalt schon gesehen und ging auf sie zu. Sie redeten miteinander, und Schrandt zeigte auf die Kirche. Emma kam näher. Der Mann sah ihr entgegen und sagte etwas zu Blume. Obwohl sie nur noch wenige Meter entfernt war, konnte sie es nicht verstehen – der Wind brauste zu laut. Jetzt drehte sich Blume zu ihr um. Er zog sie dicht an sich und sagte in ihr Ohr:
»Sie sind in der Kirche. Bleib du mit Achim hier vorne, ich sehe beim Seiteneingang nach.«
Sie nickte und sah zu, wie Blume zwischen den Kirchhofsmauern verschwand. Sie drehte sich zu dem Fahrlehrer um, musterte ihn und sagte leise:
»Sie sind das also.«
Er sah sie verständnislos an. Sie kam einen Schritt näher, und er beugte sich vor. Er roch nach Schlaf und altem Schweiß.
»Sie sind der Maulwurf.«
Er sagte nichts, sondern fuhr mit den Augen an ihrer Statur entlang. Sie drehte sich fröstelnd zur Straße um, sollte nicht die Polizei bald kommen? Der Wind zerrte an den Büschen und Sträuchern, eine vergessene Papierserviette vom Fest wehte über die Straße. Als Achim ihr etwas ins Ohr sagte, schrak sie zurück, weil er ihr so nahe gekommen war.
»Sie sind auf dem Orgelboden!« Sie sah ihn an, dann streckte sie ihren Hals, um zum Turm der Kirche zu schauen.
»Woher wissen Sie das?«
Er grinste und winkte ihr, ihm zu folgen. Sie liefen geduckt an der Kirchhofsmauer entlang. Emma hielt Ausschau nach Blume, aber der war vermutlich schon beim Seiteneingang.
Das ehemalige Haupttor war mit Bauschutt überlagert. Durch diesen Eingang war das Kircheninventar abtransportiert worden. Was sich als wertlos herausstellte oder kaputtging, hatten die Weiternutzer gleich hier vor dem ehemaligen Haupteingang entsorgt. Achim blieb schnaufend stehen. Emma folgte seinem ausgestreckten Finger mit ihren Augen. Über dem Eingangsdach des Portals war ein rundes Fenster aus Bleiglas eingelassen. Es zeigte eine weiße Taube mit einem Zweig im Schnabel. Von Zeit zu Zeit flackerte ein winziges Licht wie von einer Taschenlampe durch das Bild. Emma trat nah an die Mauer heran und besah sich das Portal. Dann winkte sie Achim. »Mach mal Räuberleiter!«
Er sah sie misstrauisch an, aber als sie ihn zur Mauer zerrte, ließ er es sich gefallen. Er verschränkte seine Finger, und Emma trat in seine Hände, dann auf seine Schultern und zuletzt vorsichtig auf den Kopf. Ihre Hände tasteten über das grobe Mauerwerk, bis sie in die Regenrinne des Vordaches fassen konnte.
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