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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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Zeit für Ihre Bürosorgen.«
    Nein, dachte Bente, nein, wir können das nicht Montag besprechen, weil wir hier auch am Samstag sitzen, und auch am Sonntag, und das habe ich auch am letzten Wochenende gemacht und an dem Wochenende davor auch … »Herr Schulenburg, wissen Sie eigentlich, dass hier am Wochenende nur freie Mitarbeiter auf der Welle sind?«
    Einen Moment war es still. Susanne saß starr in ihrem Stuhl, sie schaute nach vorn durch die Scheibe auf den Moderator, aber es war klar, dass sie die Ohren spitzte. Schulenburg räusperte sich.
    »Nur freie … ja, ist das denn ein Problem für Sie, Bente?«
    »Nein, das heißt ja, ich meine, kein Problem, aber ein Zustand, den ich ändern möchte. Ich weiß nicht, das ist doch irgendwie – nicht gerecht, oder?«
    Schulenburg seufzte. »Und wie denken Sie, das zu ändern?«
    Bente schluckte. Langsam verwünschte sie ihren Anruf. Was hatte sie sich nur dabei gedacht?
    »Ich wollte Sie fragen – wo ich doch jetzt den Chefredakteursposten bekommen soll. Wenn der Vertrag vorliegt, dann …«
    »Moment mal.« Es klang, als setze Schulenburg etwas ab, eine schwere Tasche. »Ich glaube, Sie haben da etwas missverstanden. Ich habe Sie gebeten, Schneiders Position kommissarisch zu übernehmen. Dabei war nie die Rede, dass Sie seinen Vertrag bekommen.«
    Bente starrte nach vorn. Etwas stach in ihrer Brust. »Sondern?«
    »Aber liebe Bente«, Schulenburg lachte sein butterweiches Lachen, »ich werde doch nicht meine beste Mitarbeiterin fest anstellen!«
    Bente schwieg. Schulenburg fasste sich anscheinend wieder und sagte im normalen Tonfall. »Wenn es Ihnen um eine Zulage geht, dann können wir darüber reden. In der momentanen Situation hab ich da wenig Spielraum, aber im nächsten Jahr ließe sich da vielleicht etwas machen.«
    Jetzt das Gespräch beenden und auflegen, dachte Bente. Sie wusste, dass es nichts brachte, aber sie schaffte es nicht.
    »Warum bekomme ich nicht seinen Vertrag, wenn ich seine Arbeit mache?«
    »Schneiders Stelle stand klar im Rationalisierungsprogramm. Für den Verdienst kann ich vier freie Mitarbeiter beschäftigen und zwar ohne Weiterzahlung, wenn ich sie nicht mehr brauche. Sollten Sie dazu noch Fragen haben, wenden Sie sich an meine Sekretärin. Oder noch besser, kopieren Sie sich die Zielvorgaben des Senders. Sie finden Sie auf unserer Homepage. Und jetzt wünsche ich Ihnen ein intensives Arbeitswochenende, Frau Kollegin!«
    Bente legte langsam den Hörer auf die Station. Sie spürte noch immer ein Stechen in ihrer Brust. Ihr fiel auf, dass sie in ihrer dicken Jacke schwitzte. Susanne spielte mit ihrem Kugelschreiber und sah sie von der Seite an. Bente drehte sich um und ging mit einem neuen, merkwürdig steifen Gang aus dem Studio.

Berlin, Mitte. Hautpbahnhof
    E in Ball in einer gelben Daunenjacke war auf sie zugehüpft und hatte sie fast umgeworfen. Emma schlang die Arme um Ida und sog ihren Duft ein. Das Mädchen legte ihre Wange an Emmas Gesicht, und Emma fühlte die Tränen, ihre und die ihrer kleinen Schwester. Das Gewimmel am Bahnsteig verlor sich, und Emma sah jetzt auch Helene. Sie trug einen Rucksack auf ihrer rechten Schulter und sah lächelnd auf ihre Töchter. Ohne Ida loszulassen, hob Emma eine Hand, und Helene fasste sie. In diesem Moment fühlte Emma sich so stark und getröstet, dass es weh tat. Dann sah sie hinter Helene August und Heike auf sie zukommen, und das Gefühl verlor sich. Sie sagte zu Helene:
    »Du hast sie mitgebracht?«
    Ida löste sich von ihr und meinte: »Wir haben Mau Mau mit Foltern gespielt, August und ich, die ganze Zeit.« Sie lachte und drehte sich zu August um. »Komm, zeig mal deinen Arm!«
    Helene ließ den Rucksack zu Boden gleiten und sagte zu Emma:
    »Heike will zur Beerdigung. Und irgendwann müssen sie ja auch zurück. Die Sache ist doch ausgestanden, oder?«
    Ida rannte zu August, der leicht zurückwich. »Zeig mal deinen Arm, August, zeig mal!«
    Helene nutzte die Gelegenheit und zog ihre große Tochter in die Arme. »Es ist schön, dich zu sehen.« Emma ließ sich umarmen und legte ihren Kopf an die Schulter ihrer Mutter. Aber Helene drehte sich schon wieder zu Ida um. »Lass mal den August in Ruhe, Ida.«
    Emma räusperte sich und nahm den Rucksack. »Wir gehen erstmal was frühstücken. Hast du Hunger, Ida?«
    Die kleine Schwester nickte begeistert. Sie verlor ihr Interesse an August und seinen Folterspuren und nahm Emmas Hand. Auf der Rolltreppe erzählte sie von ihrer Schule und der

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