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Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Wer ohne Liebe ist: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechthild Lanfermann
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und versahen Dienst nach Vorschrift. Das waren die Schlimmsten, fand Emma, denn sie fingen an, ihre Arbeit zu hassen, und sie ließen ihre Umgebung dafür büßen.
    Emma war von der Sundgauer Straße in die vierspurige Clay-Allee eingebogen. Sie fuhr rechts in ein Wohngebiet und hoffte, auf der Hauptstraße in Richtung Funkhaus he rauszukommen. Hier war es sehr ruhig, erste Fenster der Einfamilienhäuser standen zum Lüften offen, es war klar und kalt. Der Schnee war schmutzig, aber von halbverschimmelten Kotresten und Silvesterböllern wie in Kreuzberg war nichts zu sehen. Auf einmal zögerte Emma und bremste. Sie stand vor der Straßeneinfahrt, in der Karin, Blumes Exfrau mit dem Sohn wohnte. Emma erinnerte sich noch genau, wie sie zum ersten Mal im Wagen vor dem Haus auf Blume gewartet und sich gefragt hatte, was sie um Himmels willen von diesem Polizisten mit Familie wollte. Johann war damals herausgekommen und hatte sie mit seinen feindseligen Augen vertrieben. Emma bemühte sich seitdem, Johann freundlich entgegenzukommen. Sie verstand, dass es leichter für den Jungen war, einer Fremden böse zu sein, als sich gegen Vater oder Mutter aufzulehnen.
    Wann immer Blume seinen Sohn sehen wollte, stimmte sie dem zu und hatte bisher auch noch kein Treffen zu dritt abgesagt. Tatsache war jedoch, dass sie sich nicht gerade auf diese gemeinsamen Nachmittage freute.
    Emma zögerte noch einen Moment, aber dann fuhr sie in die kleine stille Straße bis vor den roten Klinkerbau, stellte das Fahrrad ab und klingelte an der Haustür. Der Tote war Grundschullehrer gewesen, vielleicht hatte sie Glück und er hatte hier in der Nähe gearbeitet. Einen Vorwand, sich hier zu melden, hatte sie außerdem: Sie könnte sich für das geplatzte Treffen entschuldigen.
    Emma hörte Karins schnellen Schritt aus der Küche in den Flur, und sie streckte ihr Rückgrat. Neben der großgewachsenen Karin mit der milchfarbenen Haut und den langen blonden Haaren fühlte sie sich immer wie ein Waldschrat. Unwillkürlich fuhr sie sich mit den Fingern durch das kurze dunkle Haar, das nach dem Fahren mit Wollmütze platt anlag. Aber als Karin die Tür öffnete, ließ Emma erstaunt die Hand sinken. Die perfekte Karin sah schlecht aus. Ihr Haar fiel strähnig auf den Strickpulli, ihre Haut war bleich und in den Mundwinkeln entzündet. Ohne die Tür weiter aufzumachen, blieb sie im Türrahmen stehen.
    »Guten Tag, Emma.«
    Emma räusperte sich.
    »Hallo Karin, ich wollte mich nur kurz bei Johann entschuldigen, dass ich heute doch keine Zeit habe. Bereitschaft.«
    Karin lächelte unschön. Emma fiel auf, dass sie Ringe unter den Augen hatte.
    »Schon gut. Er wird’s überleben.«
    Emma fuhr mit der Hand in ihre Tasche. Sie fühlte die perforierte Oberfläche des Mikrofons.
    »Ein Mann ist getötet worden, hier in der Nähe. Er hieß Lukas Brinkmann und war Grundschullehrer. Kanntest du ihn zufällig?«
    Karin erschrak so, dass sie ihre reservierte Haltung Emma gegenüber vergaß. Sie schaute mit großen Augen, ihre rechte Hand fasste den Türrahmen, und ihre Knöchel traten hervor.
    »Der Brinkmann? Das gibt es doch gar nicht!«
    Emma fand den Aufnahmeknopf am Gerät.
    »Kanntest du ihn?«
    »Wie ist denn das möglich? Das ist doch so eine gute Schule! Das kann doch nicht wahr sein!«
    Jetzt hatte Emma das Mikro sichtbar in der Hand.
    »Würdest du mir einen O-Ton geben?«
    Karin schaute auf das kleine schwarze Mikrofon, sie zögerte und schaute zurück in den Flur. Emma sagte schnell:
    »Ich nehme an, er war ein Lehrer von Johann. Du bist doch Elternvertreterin. Hattest du mit ihm zu tun?«
    »Ja, ich…schon. Ich meine, er war immer…«, Karins Stimme zitterte, dann fing sie sich und schaute mit festem Blick auf Emma, »du, ich möchte das nicht.«
    Emma hielt das Mikro weiter vor sich hin. »Warum nicht?« Sie merkte, dass ihre Stimme genervt klang, und bemühte sich, wieder ruhiger zu sprechen.
    »Du sollst ja keine geheimen Dinge erzählen, ich möchte nur wissen, was das für ein Mensch war. Komm schon, Karin, ich mache hier nur meine Arbeit!«
    Schon als sie den Satz aussprach, wusste sie, dass es ein Fehler gewesen war. Karin begriff, dass Emma aus der Not heraus zu ihr gekommen war. Als sie antwortete, hatte sie ihre Stimme wieder unter Kontrolle.
    »Tut mir leid, Emma, aber ich kann nichts dafür, wenn du dir so einen Beruf aussuchst. Ich werde Johann von dir grüßen.«
    Mit einem seelenvollen Lächeln auf den Lippen schloss Karin leise die

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