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Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen

Titel: Wer sagt, dass Kinder gluecklich machen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Gerberding , Evelyn Holst
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Eins-mit-Sternchen-Kindern«, seufzt Brigitte, 63, deren Sohn zwar auch promoviert hat, dessen Fachgebiet – Frühe keltische Geschichte – jedoch beim Taxifahren eher weniger zur Geltung kommt. »Ich fühle mich dann immer wie die Klassenschlechteste. Das geht an die Substanz – materiell und physisch.«

    Noch ein Tabuthema: Mein Kind schafft es nicht!
    Über alles wird geredet, in Talkshows, bei Stammtischen oder bei einer Nudel unter Freunden, ein Thema bleibt tabu und es heißt: »Mein Kind ist fast dreißig und packt es einfach nicht!« Diese Scham, wenn die fünfundzwanzigjährige Tochter nach drei abgebrochenen Ausbildungen noch immer »ihre Mitte« nicht gefunden hat oder der neunundzwanzigjährige Sohn nach einem Einser-Abi und Summa-cum-laude-Promotion wieder in seinem Kinderzimmer wohnt, weil sein Jahresvertrag als wissenschaftliche Lehrkraft an der Uni nicht verlängert wurde.
    Natürlich wissen wir, dass wir nicht die einzigen Eltern sind, die sich nachts schlaflos im Bett wälzen, aber als unsere Kinder noch in der Schule waren, war der Begriff »Generation Praktikum« für uns so uninteressant wie das Wetter auf dem Mars. Ein anderes Planetensystem, auf dem sich Eltern und ihre erwachsenen Kinder tummelten, die irgendetwas falsch gemacht haben mussten. Vielleicht waren sie einfach zu dumm? Zu faul? Zu antriebsschwach? Zu übergriffig?
    Tja, und dann trifft es uns. Das Kind, das nicht flügge wird. Nicht flügge werden kann. Anfangs noch voller Optimismus, helfen wir bei den Bewerbungen, motzen im Lebenslauf das Austauschjahr in Amerika als »konnte in Amerika an einer renommierten Highschool internationale Erfahrungen sammeln« auf, merzen alle Rechtschreibfehler aus und dann … kommt die erste Absage, die zweite, so geht es weiter.
    Die Bumerang-Kinder
    Auf Eltern, die nicht loslassen können, haben sich Universitäten inzwischen eingestellt. Immer mehr Fakultäten bieten Elternsprechtage und Elternabende zu dem Thema »Mein Kind will studieren« an. Eltern kommen mit zur »Erstsemesterbegrüßung«
und zur »Wohnheimplatzvergabe«, wo sie verbissen um das bessere Zimmer für ihr Kind streiten.
    »Boomerang Kids«, Bumerang-Kinder, nennt man in Amerika die Kinder, die immer wieder zurück ins Nest schlüpfen. »Hallo, da bin ich wieder! Wieso steht denn ein Bügelbrett in meinem Kinderzimmer?« Im Gegensatz dazu stehen die bereits erwähnten »Helicopter Parents«, Eltern, die nicht loslassen können und ständig liebevoll

    besorgt über ihrem Nachwuchs kreisen. Die einen wollen und die anderen können nicht loslassen.
    »Einige Eltern sind übervorsichtig und lassen ihren Kindern gar keine Chance, selbstständig zu werden«, sagt ein Mitarbeiter des Studentenwerks. »Sie herrschen ihre Kinder nach einer halben Stunde an: ›Nun sag doch auch mal was.‹ Oder die Eislaufmuttis, die die ganze Zeit reden und zu ihrem Kind sagen: ›Ich kenne dich doch, ich weiß, was gut für dich ist.‹« Das, was noch zu unserer Zeit eine Selbstverständlichkeit war – Schulabschluss, Ausbildung, Beruf –, ist bei unseren Kindern eine scheinbar unüberwindliche Hürde. Eine schwierige Zeit für Eltern und für Kinder. Der Schulrhythmus fehlt, das Eingebundensein in Rituale, Termine, Freundschaften. »Wir haben dem Ende der Schulzeit geradezu entgegengefiebert«, sagt Regina, 46, »und uns den nächsten Lebensabschnitt unserer beiden Söhne spannend für sie, entspannend für uns vorgestellt. Sie sollten möglichst nicht in ihrer Heimatstadt studieren, damit sie Wind unter die Flügel kriegen, möglichst weit weg, wo ich sie dann gern besucht hätte. Stattdessen macht unser Dreiundzwanzigjähriger gerade ein Praktikum bei Freunden von uns und der Jüngere jobbt im Getränkemarkt. Natürlich wohnen beide noch bei uns.«

    Die Vollkasko-Kinder
    Wenn wir unsere Kinder finanziell in Watte gebettet durchs Studium begleiten, das Auto, die Wohnung, die Praktika in aller Welt finanzieren, kann es sein, dass wir, wenn sie erwachsen sind, eine herbe Enttäuschung erleben. Die meisten sind in relativem Wohlstand, behütet, ohne Zwänge und Tabus, groß geworden. Sie haben schicke Doppelnamen wie Anna-Lena, Sophie-Marie oder Paul-Leo und Jan-Eric. Sie haben die halbe Welt bereist. Im Flugzeug natürlich, nicht per Anhalter wie ihre alten Eltern, die sich jetzt gern eine Weltreise gönnen würden, aber, ach, es dauert, bis die Brut endlich aus dem Nest fliegt! Und wir bei aller Liebe auch ein wachsendes Gefühl von

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