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Wer schlafende Hunde weckt

Wer schlafende Hunde weckt

Titel: Wer schlafende Hunde weckt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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kriegt er schon mal keine Ehrenplakette«, antwortete der zuständige Anthony Thompson. Beano, wie er genannt wurde, war der Jüngste an Bord, ein unerfahrener Detective Constable, dessen begeisterte Motivation sich aber z.   B. darin zeigte, dass er mit einem Gipsbein bis zur Hüfte zur Arbeit gekommen war. Er hatte sich einen mehrfachen Bruch zugezogen, als er beim Verfolgen eines Verdächtigenvon einem Garagendach gefallen war, hatte es sich aber nicht nehmen lassen, jeden Tag zur Arbeit zu kommen und jede noch so geistlose und langweilige Schreibtischarbeit zu übernehmen.
    »Selbst für Gallowhaugh war er ein beeindruckend brutaler Zeitgenosse«, setzte Beano fort. »Hat in den frühen Neunzigern mit seinem Kumpel Paddy Steel als Geldeintreiber bei Tam Beattie angefangen.«
    »Das war damals der gängige Ausbildungsbetrieb für solche Kerle«, sagte Raeside.
    »Hatte eine Schwäche für Messer, hat oft gesagt, er hat mehr Leute gezeichnet als ein Tätowierer. Das ist aber nicht alles. Februar 1996 hat er im Caplet Arms Pub Arthur Lafferty erstochen. Vor dreißig Zeugen, die leider alle nichts gesehen haben. Der Fall ist bis heute offen. Jeder weiß, wer es war, aber McDiarmid kam ungestraft davon. Das Gleiche noch mal im Juli 2004, als er Paul McGroarty umbrachte, wohl wegen unbezahlter Drogenschulden. McDiarmid hatte McGroarty eine größere Menge Heroin gepumpt. Dummerweise wird McGroarty hochgenommen und sein Vorrat einkassiert. McDiarmid merkt, dass eine Investition nicht immer Gewinn bringt und gibt zukünftigen Investitionsnehmern einen Anreiz, erfolgreicher zu wirtschaften: Er ersticht McGroarty am helllichten Tag. Erwischt ihn an einer roten Ampel und rammt ihm ein Messer durch den Hals. Diesmal werden Zeugen angehört, aber als der Fall vor Gericht gehen soll, ist keiner von ihnen mehr zur Aussage bereit.
    Das sind nur die Greatest Hits, und natürlich nur die, von denen wir wissen. Wir nehmen an, dass er für noch zwei Morde verantwortlich ist, und er hatte wohl eine Vorliebe für Entführung und Folter, wenn er bei jemandem einen bleibenden Eindruck hinterlassen wollte, den er lebend brauchte. Verdammt schade, dass er jetzt tot ist – meine Schwester und ihr Mann suchen gerade einen Babysitter.«

    »Was ist mit Lafferty und McGroarty?«, fragte Catherine. »Irgendwelche Familienmitglieder oder Freunde, die den richtigen Zeitpunkt abgewartet haben?«
    »Lafferty war ein Vater dreier Kinder ohne Verbindungen zur Unterwelt, einfach nur zur falschen Zeit im falschen Pub und ohne Peilung, mit wem er sich da im Suff anlegt. McGroarty dagegen hatte einen kleinen Bruder, Charles, der fast von Geburt an Chick genannt wurde. Was schade ist, weil Charlie der perfekte Name für einen Dealer wäre, der sich auf genau das Zeug spezialisiert hat. Noch viel interessanter ist natürlich, dass Chick vor ein paar Jahren sein Berufs- und Privatleben zusammengeführt und eine Evelyn Cassidy geheiratet hat, die jüngste Schwester von Michael, Gerard und natürlich Grant.«
    »Ein Raunen geht durch die Menge«, sagte Catherine und schrieb sich etwas auf. Beano grinste jungenhaft und freute sich über das Lob. Sie würde später jemanden beauftragen, dieser Spur weiter nachzugehen.
    »Wie weit sind wir mit dem zeitlichen Ablauf?«, fragte sie in den Raum hinein.
    »Er wird so langsam klarer«, sagte Laura. »Stück für Stück. Ich habe mit McDiarmids Freundin geredet, Arlene Ross. Hat geheult wie ein Schlosshund: ›Wie kann das sein, warum sollte jemand meinem Jamie etwas antun?‹ Absoluter Realitätsverlust, mit wem sie da zusammen war. Dann hat sie auf mich eingepöbelt, weil die Polizei ihn ja immer so schrecklich schikaniert hat, den ehrlichen Geschäftsmann, Geld verdienen wird doch wohl noch erlaubt sein, hat rund um die Uhr gearbeitet und sich um das Sonnenstudio und das Taxiunternehmen gekümmert, bla, bla, bla. Zwischen dem ganzen Geschluchze und dem Mascara-Neuauftragen hat sie uns immerhin gesagt, wann sie ihn zuletzt gesehen hat, und wo er hinwollte. Er ist kurz nach zehn aus dem Haus gegangen, zuerst ins Fitnesscenter, da geht er jeden Tag hin, sagt sie, unddann hinterher in sein Sonnenstudio, das normalerweise erst um zwölf aufmacht.«
    Und damit übergab Laura DC Zoe Vernon mädchenhaft-verschworen das Wort.
    »Ich hab im Fitnesscenter nachgefragt«, erklärte Zoe. »Der Einlass läuft über Magnetkarten, und dem Protokoll nach war er diesen Monat erst einmal da, und zwar vor knapp zwei Wochen. Dann

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