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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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Ohren zu und summte. Ich hielt an und sagte ihren Namen, aber sie reagierte nicht.
    Verdammt. Bei ihrem Anblick verpuffte meine Wut, und als ich wieder nach unten ging, war ich sogar bereit, mich zu entschuldigen. Wenn meine Mutter sich lächerlich machen wollte, indem sie eine große Hochzeitsfeier veranstaltete, konnte sie das tun. Und ich könnte ihr die nächsten Jahre in einer Therapie Vorwürfe machen. Joe war vielleicht nicht meine erste Wahl, aber wenn er meine Mutter glücklich machte, sollte es wohl so sein.
    Ich hatte fast die Küche erreicht, als ich hörte, wie meine Mutter und Joe sich unterhielten. Ihre Stimmen hallten durch die Natursteine.
    Er sagte: »Ich wünschte, ich könnte etwas tun. Ich kann es nicht ertragen, dich so unglücklich zu sehen, Rosie.«
    »Lass nur, Joe. Es ist eine harte Zeit für sie. Und wenn sie Hausarrest bekommt, kriegt sie einen Wutanfall. Ich lass sie lieber mit ihren Freunden gehen.«

    Kates Stimme riss mich aus meinen Gedanken zurück in die Realität des cremefarbenen Lederbezugs von Langleys Rücksitz. Kate hatte ihre seidige honigblonde Mähne um eine Hand gewickelt und eingedreht, damit sie mich ansehen konnte. Die langen Locken, die ihr Gesicht umspielten, fingen das Sonnenlicht ein, so dass es aussah, als hätte sie einen goldenen Heiligenschein. Als hätte sie meine Gedanken gelesen, fragte sie: »Hattest du Ärger mit deiner Mutter wegen heute Abend?«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Ich musste nicht mal eine der Ausreden benutzen, die wir uns ausgedacht haben, um über Nacht zu bleiben. Ich bin ihr nicht wichtig genug, dass sie mir Hausarrest aufbrummt, geschweige denn, dass es sie interessiert, wo ich hingehe.«
    Ich schluckte schwer, schluckte einen Kloß hinunter, der sich unerklärlicherweise in meinem Hals gebildet hatte. Als wir noch in Illinois gewohnt hatten, war meine Mutter geradezu tyrannisch gewesen, hatte immer wissen wollen, wo ich war, mit wem, bis wann. Bevor …
    Es spielt keine Rolle, rief ich mir in Erinnerung. Das gehörte der Vergangenheit an. Jetzt wollte sie nichts mehr über mein Leben wissen. Nichts über mich. Wir schwiegen uns meistens an, während es unter der Oberfläche brodelte. Und die gelegentlichen Ausbrüche ließen das Schweigen nur umso angenehmer erscheinen.
    Langley schüttelte verwundert ihren platinblonden Kopf. »Meine Großeltern verlangen von mir einen so genauen Bericht darüber, wo ich überall hingehe, dass ich schon überlege, ob ich nicht einen Privatdetektiv engagiere, der mir folgt und einen Bericht verfasst. Du hast echt Glück.«
    »Absolut«, stimmte ich zu.
    Warum hörte ich in mir drinnen dann ein großes ABER ?
    Mein Handy klingelte in meiner Tasche. Mit meinem abgebrochenen roten Daumennagel leitete ich den Anrufer schnell wieder zur Mailbox weiter.
    Aber nicht schnell genug. »Da ist aber jemand gefragt heute«, sagte Langley und fing mit ihren hellblauen Augen im Rückspiegel meinen Blick ein. »Wer ist es?«
    »Unbekannte Nummer«, log ich und fühlte, wie ich rot wurde.
    »Ich glaube, Jane hat ein Geheimnis«, sagte Langley mit Singsangstimme zu Kate.
    »Nein, wirklich, es ist wahrscheinlich nur irgendein Typ von der Telefongesellschaft.« Ich wusste nicht einmal genau, warum ich log. Ich meine, Langley mochte Scott nicht, weil sie meinte, seine Absichten in Bezug auf mich seien »schmutziger« Natur, aber es wäre ihr egal, wenn er anrief. Ich glaube, in Wahrheit fühlte ich mich ein bisschen schuldig, dass ich ihm auf diese Art aus dem Weg ging. Aber bei den wenigen Malen, die wir in letzter Zeit Kontakt hatten, war da ein Unbehagen gewesen, das ich nicht erklären konnte, und ich hatte keine Lust, mich damit zu befassen.
    Ich brauchte auch nicht länger darüber nachzudenken, denn in dem Moment stellte Langley die Musik leiser, und wir bogen in die Einfahrt ein, die zum Haus der Wintermans führte.

Drittes Kapitel
    W enn das monströse Ding, das Joe gebaut hatte, ein Château war, dann war das Haus, in dem Langley mit ihren Großeltern lebte, ein Palast, aber ein richtiger.
    Mr und Mrs Lawrence Winterman waren führende Persönlichkeiten der gesellschaftlichen und wohltätigen Kreise New Jerseys und machten mir irgendwie Angst. Ich konnte mir deshalb auch nicht vorstellen, wie es sein musste, in dem riesigen Haus mit dem grau-weiß uniformierten Personal zu leben. Aber Langley hatte Maman und Papo, wie sie ihre Großmutter und ihren Großvater nannte, um den Finger gewickelt, und sie

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