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Wer schön sein will, muss sterben

Wer schön sein will, muss sterben

Titel: Wer schön sein will, muss sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michele Jaffe
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hatte Kate damals im Herbst recht gehabt, dass er in mich verliebt war, aber wir hatten uns gestern zum ersten Mal geküsst. Keiner von uns wusste, was das war.
    Scott brachte mich in einen schicken Speisesaal, der sonst wohl nur dem Personal vorbehalten war, und ging in die Küche am Ende des Korridors um den »Proviant« zu holen, wie er es nannte. Während er weg war, klingelte mein Handy.
    Auf dem Display sah ich, dass es David war, und mein Herz machte aus Gewohnheit für eine Sekunde lang einen Sprung. Ich überlegte hin und her, ob ich rangehen sollte, erinnerte mich daran, wie er in der Tür ausgesehen hatte, und gab schließlich nach.
    »Hey, Baby. Wie geht’s dir heute?«
    »Besser.«
    »Pass auf, ich weiß, gestern ist es schlecht gelaufen, aber ich wollte dir sagen, dass ich dir verzeihe. Ich weiß, du bist einfach nur gestresst. Unsere Beziehung ist zu gut, um sie aufzugeben.«
    »Du verzeihst mir?«
    »Natürlich, Baby.«
    Mein altes Ich hätte das durchgehen lassen, hätte nichts Verletzendes sagen wollen. Mein neues Ich war wütend. »Ich habe nichts Unrechtes getan. Ich kann nicht glauben, dass du mit Sloan herummachst, nur weil Elsa dir von dem Praktikum erzählt hat.«
    »Praktikum? Wovon sprichst du?«, er klang überrascht.
    »Mein Praktikum diesen Sommer? In New York?«
    »Kriegst du irgendwelche neuen Medikamente?«
    »Was hat Elsa dir erzählt? Was hat dich dazu gebracht, mich fallen zu lassen und mit jemand anderen rumzumachen?«
    »Warum hackst du immer noch darauf herum? Das ist doch Schnee von gestern.«
    »Ich will es einfach wissen.«
    »Sie hat dich gesucht, weil dein Kumpel Scott draußen war und auf dich gewartet hat. Ich konnte nicht einfach dasitzen und mich demütigen lassen, oder?«
    Er fuhr fort, aber ich hörte nicht zu. Scott war auf der Party gewesen? Deshalb war David so verletzt – er dachte, ich würde mich hinter seinem Rücken mit Scott treffen.
    Moment mal. Wenn Scott auf der Party gewesen war, warum hatte er es mir nicht gesagt? Warum hatte er so getan, als ob er nicht dagewesen wäre? Warum …
    Scott hatte es irgendwie geschafft, leise von hinten an mich heranzutreten. Er nahm mir das Handy aus der Hand und legte auf.
    »Ich weiß, dass du es mitnehmen musstest, aber wir wollen doch nicht gestört werden.«
    Er klang jetzt anders. Angespannter. »Ich will, dass nur wir zwei hier sind. Ganz allein.«
    Er drehte meinen Rollstuhl so, dass ich ihn ansehen musste, und legte seine Hände auf meine Beine. Ich merkte, dass ich wieder Gefühl darin hatte. Ich konnte sie zwar nicht bewegen, aber ich konnte den leichten Druck seiner Handflächen spüren.
    Seine tiefbraunen Augen funkelten sonderbar. »Ich habe so lange darauf gewartet, Jane. So lange, dich ganz für mich allein zu haben. Pass auf, ich hab eine Überraschung für dich.«
    Er deutete auf eine Reihe von Fotos, die auf dem Tisch aufgestellt waren. Eines zeigte ein Kosmetiktuch, ein anderes eine Strohhalmhülle. Es gab einen Lippenstiftkuss auf einer Spanisch-Lernkarte, eine Socke mit einem Loch im Zeh und eine verwelkte Rose. »Weißt du, was das alles ist?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    Er atmete aufgeregt. »Das sind meine Trophäen. Von dir.«
    Mir fiel ein, was Ollie über Scott gesagt hatte. Dass er unheimliche Trophäen von einer seiner Freundinnen aufbewahrte. War ich das etwa?
    »Dies hier« – Scott deutete auf das Foto von der weißen Papierhülle – »ist das Papier von dem Strohhalm, den du an dem Tag, als wir in New York waren, zerknüllt hast. Das« – er deutete auf das von der Spanisch-Lernkarte – »hast du fallen gelassen, als du mit Freunden bei Starbucks Kaffee getrunken hast. Einiges davon musste ich aus deinem Müll holen.«
    »Du hast meinen Müll durchsucht?« Ich hatte plötzlich das Gefühl, ich müsste mich übergeben. Wieso hatte ich das nicht gemerkt? Wieso hatte ich alle Warnungen missachtet? Scott. Scott war auf der Party gewesen.
    Er legte den Kopf schief. »Warum siehst du so unglücklich aus?«
    »Warum hast du versucht, mich zu töten?«
    »Dich töten? Ich liebe dich. Du bist … du bist doch alles für mich. Guck doch, wie viel Zeit und Mühe es mich gekostet hat, das alles über dich zu erfahren.« Er streckte die Hand nach mir aus.
    »Fass mich nicht an. Wenn du näher kommst, schreie ich.«
    Er lachte darüber, ein kurzes, kaltes Lachen. »Wer sollte das hören? Wie du sicher bemerkt hast, sind wir hier ziemlich abgeschieden.«
    »Du warst an dem Abend da. Auf der Party.

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