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Wer sich nicht wehrt...

Wer sich nicht wehrt...

Titel: Wer sich nicht wehrt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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fünf-, sechshundert Mark und vielleicht noch mehr, und siebenhundert bekommen wir! Dazu der Preis für die Anzeigen. Da bleibt doch nichts hängen.«
    »Emmi, welchen Hornochsen von Sohn hast du mir geboren?!« Er beugte sich über den Tisch zu Josef vor. »Nun rechne mal andersrum, du Kohlrübe: Wenn ich nicht liefere, geht das Institut zur Konkurrenz. Na, was dann? Wie groß ist da unser Verlust? Lieber lege ich bei dieser Sendung noch ein paar Tausender drauf, als meinen guten Kunden abzischen zu sehen. Kapierst du das?«
    »Ja, Vater.« Josef Wulpert aß ärgerlich weiter. Der Alte hat immer recht, dachte er wütend. Kommandiert rum … das hat er gelernt, als Feldwebel bei der Infanterie, und hat in Rußland bei den Sturmangriffen einen Zug kommandiert. Das erzählt er wenigstens. Er knobelt sich was aus, und ich muß die Drecksarbeit tun.
    »Wieviele brauchen wir noch?« fragte er nach einer Weile.
    »Jede Menge. Erste Staffel zwanzig Großhunde. Neun haben wir am Lager, fehlen also elf. Die kriegst du durch die Anzeigen schnell zusammen.«
    Willi Wulpert trank sein Bier aus, setzte sich vor den Fernseher und kam in einen knalligen Western hinein. Eine Meute Jagdhunde hetzte einen flüchtenden Reiter. »Wenn ich die jetzt hätte«, sagte er und kuschelte sich in seinen Fernsehsessel, »das wär 'n Geschäft. Die würde ich züchten wie die Karnickel. Das wären die richtigen Kerle für unsere Kunden. Die können was aushalten …«
    Willi Wulpert war begeistert. Tierfilme waren überhaupt das Liebste, was er sah.
    Nachdem Horst Tenndorf mit seinem Wagen Wiga und Mike zur Schule gebracht hatte, fuhr er zum Polizeipräsidium. Zweiter Stock, links, Zimmer 204. Er klopfte, eine weibliche Stimme rief: »Kommen Sie rein.«
    »Tenndorf. Ich bin bei Kommissar Abbels angemeldet. Für zehn Uhr.«
    »Ich weiß.« Die Sekretärin zeigte auf eine Tür an der Längswand. »Dort. Herr Abbels ist frei, Sie können hineingehen.«
    Es vollzog sich alles in geschäftsmäßiger Routine. Name, Adresse, Beruf, Familienstand, wieviel Kinder …
    »Ich glaube, hier liegt ein Irrtum vor. Nicht ich bin der Dieb, und ich will auch kein Geständnis ablegen, sondern den Täter sollen Sie finden«, sagte Tenndorf mit erstaunlichem Mut gegenüber einer deutschen Behörde.
    Abbels nickte, sah Tenndorf nachdenklich an und unterbrach das Ausfüllen des Fragebogens. »Bevor Sie überhaupt Ihre Anzeige anbringen: Haben Sie Hoffnung, daß sie Erfolg haben könnte?«
    »Was wären wir alle ohne Hoffnungen …«
    »Ich bin Kriminalbeamter und kein Philosoph. Was ist passiert? Ihrer Tochter wurde eine Katze, dem Freund Ihrer Tochter ein Hund gestohlen. In der Großen Heide. Zeugen: nur die beiden Kinder. Es soll ein weißer Kleintransporter mit einer falschen Aufschrift gewesen sein. Ende. Was sollen wir damit anfangen? Eine Ringfahndung, wegen eines Kätzchens und eines Hündchens? Das ist wie ein gestohlenes Fahrrad. Was glauben Sie, wieviel Fahrräder täglich bei uns geklaut werden? Wenn wir jedem nachjagen wollten …«
    »Ein Tier ist kein Fahrrad. Ein Tier ist ein Lebewesen.«
    »Viele Fahrräder tauchen irgendwo wieder auf …«
    »Sie wissen genau, daß Pumpi und Micky nicht einfach wieder auftauchen werden … Ich wette, in spätestens einer Woche liegen sie irgendwo auf einem Seziertisch. Wir haben also wenig Zeit …«
    »Viel Zeit«, sagte Abbels, und diesmal klang es ehrlich bedrückt. »Wir werden sie nämlich nie finden. In den letzten drei Wochen sind allein im Raum Hannover zweihundertneunzehn Tiere verschwunden. Tiere aller Rassen. Das tollste Stück geschah bei einem Rentner in Vahrenwald. Er züchtete Kaninchen, und als er eines Abends vom Stammtisch nach Hause kommt, ist nichts mehr da … dreiundvierzig Stück weg. Der alte Mann war drauf und dran, sich das Leben zu nehmen. Und jetzt sagen Sie mir mal: Wo sollen wir die Kaninchen suchen? Die brutzeln schon längst in irgendwelchen Brattöpfen.«
    »Oder sie warten in einem Labor auf ihren qualvollen Tod.« Tenndorf sah Abbels fragend an. »Die Polizei kennt doch die Forschungsstätten, oder nicht?«
    »Einige schon. Die medizinischen und die von den Pharmafirmen. Aber da gibt es eine große Dunkelziffer im Umfeld, und da wissen wir gar nichts. Ohne einen begründeten Verdacht können wir gar nichts tun. Außerdem steht uns ein dicker Brocken im Weg – das Recht für die ›Freiheit der Forschung‹.« Abbels atmete tief durch. »Herr Tenndorf, ich habe selbst einen Hund.

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