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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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Staaten, die zu diesem Zeitpunkt garantiert Millionen eingeschaltet hatten?«
    »Fragen Sie Baxter.«
    »Baxter ist tot. Er war schon tot, als er von der Bühne gezogen wurde. Dabei hatte ich nur Betäubungsgas im Revolver.«
    »Sie, Debby? Was machen Sie bei der ’Miss des Monats‹?« Du Idiot, dachte er. Das hättest du dir an den Fingern abzählen können, daß die Bachstelze sich solch eine Gelegenheit zur Schaustellung nicht entgehen läßt.
    »Lachen Sie nicht, Tiny. Ich bin Mitglied der Jury. Ich muß auch gleich wieder hinunter. War Baxter nun bei Ihnen oder nicht?« Sie legte ihm die Hand auf den Arm und sah ihn vertrauenheischend an. »Sie können es mir ruhig sagen, Tiny.«
    »Wie kommen Sie nur darauf?«
    »Ich dachte, Sie hätten Baxter vielleicht gefangen und er wäre Ihnen ausgerissen. Das wäre zumindest eine plausible Erklärung.«
    »Eine falsche!« rief Timothy entsetzt. »So war es wirklich nicht. Das schwöre ich. Ich habe Baxter nicht gefangen, leider. Sie kommen auf Ideen!«
    »Ich traue Ihnen eben alles zu.«
    »Zuviel, Debby, zuviel! Aber die Idee, daß Baxter jemandem ausgerissen sein könnte, finde ich nicht schlecht. Wem? Dieser merkwürdige Mantel, den er anhatte, gehörte doch bestimmt nicht zu seiner Ausrüstung. Über den könnte man vielleicht weiterkommen.«
    Dann wurde Timothy schlecht vor Schwäche. Den Mantel hätte er in der Übertragung gar nicht sehen können!
    »Es wird wohl keine Untersuchungen mehr geben«, sagte die Bachstelze. »Wozu auch? Baxter ist tot, seine Leiche in Sicherheit. Und selbst wenn ihn jemand gesehen oder aufgenommen hat – Sie wissen, was derartige Aufnahmen wert sind. Nichts. Der Fall ist zu Ende, nein, es hat ihn nie gegeben.«
    »Aber Baxter ist öffentlich gesehen worden! Über tausend Augenzeugen allein im Saal. Und Millionen am Bildschirm.«
    »Längst erledigt.« Sie schmunzelte selbstzufrieden. »Denken Sie, ich habe untätig herumgesessen? Wir hatten natürlich ein paar Varianten für den Fall ausgearbeitet, daß Baxter doch öffentlich gesehen würde. Die Nachricht ist schon auf dem Sender. Es war ein bedauerlicher Übergriff der Werbeleute. Morgen werden die Schuldigen vor dem Instant-Gericht zur Verantwortung gezogen, und als Strafe wird jede weitere Werbung für Super-X-Cornflakes verboten. Und die Augenzeugen? – Selbst die in den ersten Reihen werden überzeugt sein, daß sie einer besonders gut geratenen plastischen Maske aufgesessen sind. Daß ich geschossen habe, hat in der Aufregung niemand mitbekommen, und daß es sich um den vielgesuchten Samuel Baxter handelte, konnte man zum Glück auch nicht erkennen. Was wirklich geschehen ist, wird niemand erfahren. Niemand!«
    Timothy nickte diensteifrig.
    »Wir leider auch nicht«, fügte sie dann noch hinzu. Sie zeigte mit dem Daumen auf die Skizze. »Löschen Sie das. Es ist kein gelungenes Bild.« Sie stand auf. »Ich muß wieder hinunter. Haben Sie eine besondere Favoritin? Ich könnte ein wenig nachhelfen, daß Ihr Liebling ’Miss des Monats‹ wird.«
    Timothy tat verlegen. »Eigentlich nicht.«
    »Dann winke ich Ihnen wenigstens mal zu, wenn die Kamera auf die Jury schwenkt.«
    Als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, mußte Timothy sich setzen. Ihm zitterten die Knie. Dann ging er zu Bett. Er nahm die Flasche »House of Lords« mit.

Spiel auf Leben und Tod
    1.
    »Was willst du?« Smiley Hepburn starrte Timothy an, als habe der ihm soeben erklärt, er wolle fortan nur noch aus dem Restaumaten essen. »Sag das noch einmal, vielleicht glaube ich es dann.«
    »Ich will mich unter das Volk mischen«, wiederholte Timothy ruhig, »und du sollst mich begleiten. Ich engagiere dich als Cicerone und Leibwächter.«
    »Und was ist ein Cicerone?« erkundigte sich Smiley mißtrauisch.
    »Eine etwas altertümliche, aber sehr treffende Bezeichnung für einen beredsamen Fremdenführer. Du quasselst doch andauernd. – Wir müssen einen Mann finden: Jacques Puissant. Er ist Anfang Siebzig, mittelgroß, beleibt, um nicht fett zu sagen, hat immer noch volles echtes Haar und einen Schnurrbart.« Timothy reichte Smiley ein Foto. »So sieht er aus.«
    »Den kenne ich.« Smiley betrachtete nachdenklich das Bild. »Aber woher?«
    »Du wirst doch nicht heimlich Romane lesen, noch dazu unamerikanische? Er sieht Alexandre Dumas ähnlich, dem Autor der ’Drei Musketiere‹, trägt nur das Haar länger –«
    »Der diese scheußliche Videoserie geschrieben hat?« unterbrach ihn Smiley. »Hab’ erst

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