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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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die mich interessieren. Niemals nur wegen Geld.«
    »Nonsens. Jeder Mensch ist käuflich. Wie hoch ist Ihr Preis? Sagen Sie es hinterher, ich akzeptiere blanko. Okay?«
    Einen Augenblick schien es, als wolle Timothy explodieren. Sein Kinn reckte sich. Ihm wurde warm an den Ohren. Dann fiel ihm ein, daß er heute ein smaragdgrünes Wams und entsprechend getönte Haare trug und wie albern blutrot leuchtende Ohren davon abstechen würden. Er entspannte. Er lächelte. Er begann zu grinsen.
    »Gut«, sagte er. »Unter der Voraussetzung, daß Ihr Fall nicht gegen meine Prinzipien verstößt. Mein Preis sind zwei Plastiken. Eine für Sie, und diese hier«, er zeigte auf die goldene Kugel, »diese für mich.«
    Dulles sah Timothy belustigt an, dann nickte er.
    »Ich schlage vor, Sie setzen sich unauffällig ab. Ich komme in zehn Minuten in Ihr Appartement. Niemand soll wissen, daß wir miteinander zu tun haben.«
    Timothy ging zu Daniel und winkte ihn beiseite. »Reserviere die teuerste Sonic für Mister Dulles.«
    »Meinst du John Modesty Dulles?« fragte Daniel ungläubig. »Ja. Und Schneewittchen reservierst du für mich. Mister Dulles ist ein großer Mäzen.«
    2.
    Timothy fragte nicht, er führte seinen Gast sofort in das Mausoleum und servierte ihm eine Tasse Pfefferminztee, auf der eine Hanfblüte schwamm.
    »Zwölf Tropfen Pernot«, sagte er, »so ist es doch richtig?« Dulles nickte beeindruckt. »Sie scheinen meine intimsten Gewohnheiten zu kennen.«
    Timothy machte eine Handbewegung, die sowohl Bescheidenheit wie Selbstverständlichkeit ausdrücken konnte.
    »Wissen Sie am Ende auch schon, was ich von Ihnen will?«
    »Mein Beruf zwingt mich, immer gut informiert, nicht aber telepathisch begabt zu sein. Es muß jedoch wichtig sein, wenn Sie selbst –«
    »Ich hielt es für das beste. Zumal die Ausstellung mir einen Vorwand gab, ins ’Nebraska‹ zu kommen. Wenn ich Sie zu mir gebeten hätte, wären sonstwas für Gerüchte entstanden.«
    »Ich wäre auch nicht gekommen«, sagte Timothy.
    Dulles überhörte es. »Und da Sie das Privileg eines abhörsicheren Raumes genießen, sind wir hier mindestens so ungestört wie bei mir zu Hause.«
    »So ein Raum ist ein wahrer Segen.« Timothy ließ den Sessel in Liegestellung fahren und legte die Hände unter den Kopf. »Ich höre, Mister Dulles.«
    »Ich will erst Ihr Wort, daß niemand von unserer Unterredung erfährt und daß Sie sich keine Aufzeichnung machen.«
    »Sie sind mein Klient«, antwortete Timothy, als verstünde sich damit alles von selbst.
    »Bin ich das wirklich?« polterte Dulles. »Ich denke, Sie wollen erst prüpfen, ob mein Fall nicht gegen Ihre Prinzipien verstößt. Prinzipien! Hätte nicht gedacht, daß ein Privatdetektiv sich Prinzipien leisten kann!«
    »Wären Sie sonst zu mir gekommen? Verschwiegenheit, zum Beispiel, ist eines meiner Prinzipien.«
    »Also gut.« Dulles nahm einen Schluck, dann legte auch er sich hin. »Wie Sie sicher wissen, befaßt sich unser Konzern unter anderem auch mit Futurefreezing. Wir und die SOLIDAD. Ich will nicht behaupten, daß es der wichtigste Zweig des Unternehmens ist – so viele Leute lassen sich leider nicht einfrieren, um eines schönen Tages wieder geweckt zu werden und ein paar Jahre in einer besseren Zukunft zu leben –, aber immerhin bringt unsere GOLDEN FUTURE wiederum nicht so wenig, daß es uns egal sein kann, was die Konkurrenz macht. Die Leute von der SOLIDAD sind dabei, eine Riesenschweinerei zu starten. Deshalb bin ich hier.«
    »Weil die SOLIDAD eine Schweinerei begehen will?« fragte Timothy belustigt. »Sagen Sie nur, Sie gehen hochmoralisch vor bei Ihren Geschäften.«
    »Nonsens! Aber die SOLIDAD ist drauf und dran, den Markt zu monopolisieren. In meiner ersten Wut wollte ich schon den Direktor und die ganze Führungsmannschaft der GOLDEN FUTURE hinauswerfen, aber das nutzt leider auch nichts. Die Sache muß unterbunden werden, und Sie sollen herausbekommen, wie das möglich ist. Okay?«
    »Für Schneewittchen tue ich fast alles«, murmelte Timothy.
    »Was sagten Sie?«
    »Nichts. Bitte weiter. Möchten Sie noch einen Tee?« Timothy ließ den Servicewagen heranfahren und griff nach der Flasche »Old Smuggler«. »Oder lieber auch einen Whisky?«
    »Verträgt mein Magen leider nicht mehr.«
    Timothy wollte ihm schon vorschlagen, sich doch selbst einfrieren zu lassen, bis man den künstlichen Magen erfunden oder auch Magentransplantationen in den Griff bekommen haben würde, verkniff es sich

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