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Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition)

Titel: Wer stiehlt schon Unterschenkel: und andere unglaubliche Kriminalgeschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gert Prokop
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    6.
    Der Große Bruder verstand nicht sofort, worauf Timothy hinauswollte.
    »Hör zu«, erklärte Timothy, »wir brauchen einen Skandal aus jener Zeit, der so groß war und so zum Himmel stank, daß jedermann davon wußte, der aber gleichzeitig so brisant war, daß sich kaum jemand getraute, darüber öffentlich zu reden, zumindest nicht die großen Zeitungen oder die Rundfunk- und Fernsehstationen. Aber es gab damals wohl noch ein paar kleine kritische Blätter, und die haben die Leute von der SOLIDAD, wenn ich mich nicht irre, nicht gestohlen.«
    »Ich glaube nicht, daß wir da etwas finden. Die Blätter, die du meinst, waren wirtschaftlich so schwach und mußten so lavieren, daß sie sich einen derart brisanten Fall auch nicht vornehmen konnten, sie wären daran gestorben.«
    »Versuch es«, bat Timothy. »Wir haben nur noch heute und morgen Zeit, dann beginnt die Werbekampagne. Oder ist dir etwas Besseres eingefallen?«
    »Leider nicht. Verlange mehr Material von Dulles. Es muß andere Quellen geben, Ärzte, Wissenschaftler.«
    »Dulles wird mir nichts geben, was das Futurefreezing in Frage stellt.«
    »Was machst du eigentlich, wenn du tatsächlich Möglichkeiten zum Eingreifen entdeckst, Dulles sie dann aber nicht benutzt, um die Sache zu unterbinden, sondern um Teilhaber zu werden?«
    »Das kommt auf das Material an. Vorläufig habe ich überhaupt noch nichts in der Hand.«
    Keine fünf Stunden später hatte Timothy etwas; noch eine halbe Stunde später saß Dulles bei ihm im Mausoleum.
    »Es ist nur eine winzige Chance«, sagte Timothy, »aber es ist eine Chance.«
    Dulles rieb sich die Hände. »Her damit!«
    »Es gibt da noch ein kleines Problem«, sagte Timothy, »ich weiß gar nicht so recht, wie ich es Ihnen erklären soll –« Er goß Dulles Pfefferminztee und sich einen Whisky ein. »Vielleicht so: Sie haben mich engagiert, damit ich es der SOLIDAD unmöglich mache, mit einem gefälschten Arribert Blacksmith eine große Show aufzuziehen.«
    Dulles nickte.
    »Sie haben mich andererseits verpflichtet, so diskret vorzugehen, daß niemand von dem geplanten Schwindel erfährt und nicht das ganze Futurefreezing gefährdet wird.«
    Dulles nickte wieder.
    »Unsere Absprache ist klar und eindeutig. Sie sind mein Klient, also darf ich nicht gegen Ihre Interessen handeln. Ich möchte aber Ihr Versprechen, daß auch Sie sich daran halten.«
    Dulles sah ihn verständnislos an.
    »Ich möchte eine Garantie, daß Sie meine Arbeit nur dazu benutzen, den Rummel um Arribert Blacksmith zu unterbinden, nicht etwa, um ihn als Teilhaber mitzumachen.«
    Dulles sprang auf. »Was fällt Ihnen ein! Was denken Sie, wer Sie sind? Glauben Sie, ich lasse mir von Ihnen Bedingungen diktieren?«
    »In diesem Geschäft sind wir Partner«, antwortete Timothy ruhig, »ich habe Ihre Bedingungen akzeptiert, akzeptieren Sie nun auch meine.«
    »Bedenken Sie, daß ich der einzige bin, der Interesse an Ihrer Ware hat.«
    »Da irren Sie sich. Ich könnte mir zum Beispiel vorstellen, daß die SOLIDAD am Ergebnis meiner Arbeit interessiert sein könnte und gut dafür zahlen würde, daß es nicht genutzt wird.«
    »Sie sind also auch nur ein Erpresser«, stöhnte Dulles. »Ich hätte es mir denken sollen. Privatdetektiv!« Er spuckte aus. »Wieviel wollen Sie?«
    »Kein Geld. Ich will eine Verpflichtung von Ihnen. Mit Stimmidenticat.«
    Dulles wurde bleich. Er ließ seinen Sessel in die Horizontale gleiten. Er atmete schwer. Timothy befürchtete, daß Dulles einen Herzanfall bekommen könnte, aber der erholte sich schnell.
    »Gut«, sagte er. »Sie haben mich in der Hand, und ich muß auf Ihre Bedingungen eingehen, obwohl ich sie nicht verstehe.«
    »Nehmen Sie an, daß ich einmal im Jahr eine gute Tat tun möchte, und in diesem Jahr hat es unglücklicherweise Sie getroffen, mir dabei zu helfen. Nehmen Sie an, ich will ein paar Narren davor bewahren, Selbstmord zu begehen, um mein schlechtes Gewissen zu beruhigen.« Timothy reichte ihm ein Blatt Papier. »Ich habe einen Text vorbereitet.«
    Dulles lachte, nachdem er den Text gelesen hatte. »Sie sind ein Fuchs, das muß ich einräumen. Wollen Sie nicht zu uns kommen? Ich kaufe Sie mit Haut und Haaren. Wirklich geschickt gemacht.«
    Er gab seine Identicat-Nummer, sprach die Standardworte für die Stimmidentifikation und begann laut und deutlich zu lesen: »Ich, John Modesty Dulles, erkläre hiermit frei und ohne

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