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Wer stirbt, entscheidest du

Wer stirbt, entscheidest du

Titel: Wer stirbt, entscheidest du Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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Fernseher, einem extra Schlafzimmer und einer Höhle, in die er sich verkriechen konnte. Dann entdeckte ich die Kellertür.
    Mein Herz fing zu rasen an. Mir drehte sich alles vor Augen, als ich auf die Tür zuging.
    Blutverlust. Schwächeanfall. Ich hätte mich um meine Verletzung kümmern sollen.
    Meine Hand lag auf dem Knauf. Ich drehte ihn.
    Sophie. Nach all den Tagen, all den zurückgelegten Meilen.
    Ich zog die Tür auf und starrte ins Dunkle.

[zur Inhaltsübersicht]
    39. Kapitel
    Als D.D. und Bobby die Werkstatt von Tessa Leonis Vater erreichten, stand die Hintertür offen. Mr. Leoni hing über einer stark ramponierten Werkbank. D.D. ging geradewegs auf ihn zu, während Bobby ihr den Rücken freihielt.
    D.D. hob den Kopf des Mannes an, suchte flüchtig nach möglichen Verletzungen und ließ dann, vom Whiskygestank angeekelt, den Kopf auf die Werkbank zurückfallen.
    «Igitt!»
    Bobby sprang hinzu, als die Schnapsleiche vom Hocker zu rutschen drohte. Er legte ihn auf dem Boden ab und brachte ihn vorschriftsmäßig in die stabile Seitenlage, um zu verhindern, dass er an seinem Erbrochenen erstickte.
    «Nimm seine Wagenschlüssel», sagte D.D. «Wir rufen einen Kollegen von der Streife. Er soll kommen und ihn ins Bett schaffen.»
    Bobby durchstöberte die Taschen. Er fand ein Portemonnaie, aber keine Schlüssel. D.D. hatte das Schlüsselbord entdeckt.
    «Da hängen anscheinend die Schüssel der Fahrzeuge von Kunden», sagte sie.
    Bobby kam, um sich das näher anzuschauen. «Hinten im Hof parken mehrere Schrottkarren», murmelte er. «Wahrscheinlich will er die wieder aufpolieren und verkaufen.»
    «Wenn Tessa schnell verschwinden wollte, hatte sie hier die freie Auswahl.»
    «Clever», meinte Bobby.
    D.D. betrachtete Tessas sturzbetrunkenen Vater und schüttelte wieder den Kopf. «Er hätte sich wenigstens wehren können, verdammt noch mal.»
    «Vielleicht hat sie ihm das Zeug mitgebracht», sagte Bobby schulterzuckend und zeigte auf die leere Flasche. Er hatte selbst ein Problem mit Alkohol, kannte sich also aus.
    «Wir können davon ausgehen, dass sie motorisiert ist. Wär schön zu wissen, was für einen Wagen sie hat. Aber das wird wohl von Vater Leoni so bald nicht zu erfahren sein.»
    «Wenn er nicht ausschließlich schwarzarbeitet, müssten hier doch Papiere zu finden sein. Schauen wir nach.»
    Bobby zeigte durch eine geöffnete Tür auf ein kleines Büro. Darin standen ein winziger Schreibtisch und ein grauer Aktenschrank aus verbeultem Blech. Auf dem Schreibtisch lag ein Stapel Akten, zuoberst ein brauner Hefter mit der Aufschrift «In Arbeit».
    D.D. nahm ihn und verließ die Werkstatt, gefolgt von Bobby. Leoni blieb schnarchend am Boden zurück. Hinter einem Kettenzaun im Hof identifizierten sie anhand der gefundenen Unterlagen nur drei der vier angegebenen Fahrzeuge. Eines schien zu fehlen, nämlich ein dunkelblauer Ford Pick-up, Baujahr 1993. Den Papieren nach hatte er 280000 Meilen auf dem Buckel.
    «Alt, aber robust», bemerkte Bobby. D.D. hatte bereits ihr Funkgerät in der Hand.
    «Kennzeichen?», fragte sie.
    Bobby schüttelte den Kopf. «Das hat keine der Karren hier.»
    «Sieh mal draußen auf der Straße nach», sagte sie.
    Er verstand, was sie meinte, und lief auf die Straße. Tatsächlich, an der nächsten Ecke stand auf der gegenüberliegenden Straßenseite ein Auto ohne Kennzeichen. Die hatte sich Tessa offenbar unter den Nagel gerissen.
    Clever, dachte er wieder, aber auch ein bisschen nachlässig. Sie stand unter Zeitdruck und hatte sich darum an dem nächstbesten Wagen bedient, anstatt an einem weiter weg geparkten Fahrzeug, was sicherer gewesen wäre.
    Eine Spur, der sich folgen ließ.
    Bobby hätte sich darüber freuen können, empfand aber nichts als Müdigkeit. Außerdem ging ihm ständig die Frage durch den Kopf, wie es wohl sein musste, vom Dienst nach Hause zurückzukehren und zu sehen, dass jemand die eigene Tochter als Geisel in seiner Gewalt hatte. Her mit der Knarre, und keine Angst, es passiert schon nichts.
    Und dann hatte dieser jemand dreimal auf Brian Darby geschossen, um gleich darauf mit dem kleinen Mädchen zu verschwinden.
    Wäre ihm jemand zu Gesicht gekommen, der Annabelle und sein Kind mit einer Waffe bedrohte …
    Tessa war wahrscheinlich außer sich gewesen vor Verzweiflung und Angst und hatte allen Forderungen nachgegeben, wohl wissend, dass damit nichts gewonnen war.
    Allenfalls ein wenig Aufschub, Zeit, die sie nutzte, um ihren toten Mann auf Eis zu legen

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