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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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und ich habe
     mich gefragt, ob Sie mir vielleicht bei dieser Geschichte weiterhelfen könnten,
     indem Sie von Ihren letzten Jahren bei Ihrem ehemaligen Arbeitgeber Estes
     Graham erzählen.«   
    »Estes?« Ihre
     Stimme war so munter und hell wie das Leben selbst. »Doch, das wäre
     sehr nett.«
    »Würde Ihnen
     morgen passen?«
    »Lassen Sie mich überlegen.
     Morgen ist Freitag. Mir würde es jederzeit zwischen dem Frühstücksfernsehen
     und dem Film um halb fünf passen. Wäre Ihnen zwei Uhr recht?«
    Das gab mir einen Vormittag für
     weitere Pläne. Aus der breiten Palette der Möglichkeiten zog ich
     den Lehrer Shubert, Dr. Fishman und die Schwesternschule in Betracht. Ich
     legte mich auf Fishman fest, weil er Informationen über mehr als nur
     eine der Beteiligten besitzen sollte.        
    Die unter Dr. Wilmer Fishman
     Jr. angeführte Privat- und Praxisnummer war ein und dieselbe. Ich
     geriet an einen Anrufbeantworter, der mich anwies, meine Botschaft nach
     dem Pfeifton aufzusagen. Statt mich daran zu halten, hängte ich in
     leicht dümmlicher Verlegenheit auf. Ich hatte, ohne weiter darüber
     nachzudenken, erwartet, denMann direkt an die Strippe zu bekommen. Alles
     andere machte die Sache irgendwie schwierig.
    Man schafft sich seine
     Probleme selbst. Ich versetzte mir einen Schlag auf die Wange - wieder
     typisch für einen alleinlebenden Mann. Dann rief ich noch einmal
     Fishmans Nummer an.
    Ich hinterließ nach dem
     Pfeifton eine Nachricht. Das heißt, Pfeifton ist untertrieben.
     Boing! Das klang fast so wie Froggie's E-Gitarre in der alten Buster Brown
     Show. Ich bat um eine Unterredung wegen einer Familie, die bei ihm in
     Behandlung war.
    Wenn möglich, morgen, am
     Freitag, vor ein Uhr. Dann fügte ich noch meinen Namen und meine
     Telefonnummer hinzu und hängte ein.
    Ich saß vorm Telefon
     und dachte kurz darüber nach, daß meine Pläne von vielen
     Zufällen abhängig waren. Aber das ging in Ordnung. Wenn er mit
     mir redete, würde mir das vielleicht weiterhelfen. Und wenn ich dann
     noch Zeit erübrigen konnte, wollte ich unangemeldet zur Central High
     School oder zur Schwesternschule an der Butler University gehen. Wenn er
     mich nicht empfangen wollte, konnte ich beides schaffen. Sehr effizient.
     Sehr professio nell. Ich lief wie eine gut geschmierte Maschine. Hmmmm.
    Ich summte.
    Ich hörte auf zu summen,
     und zum dritten Mal wurde mir klar, daß ich meine Lebendigkeit
     einfach abgeschaltet hatte.
    Zuviel allein, in der Früh
     und am Abend, zuwenig Zeugung und Begattung.
    Ich telefonierte noch einmal.
     Mit meiner Flamme. Wir gingen auf einen Drink aus. Und dann gingen wir
     noch auf einen Drink zu ihr rein.

6
    Das Telefon weckte mich. Ich
     bin nicht so gescheit, es mir ans Bett zu stellen - oder vielmehr das Bett
     ans Telefon, da dessen Schnur sehr kurz ist. Wenn es läutet, muß
     ich mich aufraffen.
    Dr. Fishmans Sekretärin
     war am Apparat und sagte: »Ich verbinde Sie mit Dr. Fishman.«
     Unter den gegebenen Umständen schien mir das eine sehr komplexe
     Aussage zu sein.
    Ich murmelte etwas und
     versuchte verzweifelt, mir ins Gedächtnis zu rufen, in welchem Teil
     des Raumes ich mich befand und wo es in diesem Raum eine Uhr gab. Der Tag
     stand unter einem guten Stern; ich entdeckte die Uhr. Sie zeigte auf fünf
     nach acht. Wäre das Telefon am Bett gewesen, hätte ich es unter
     das Kopfkissen gesteckt.
    »Mr. Samson? Ich
     glaube, Sie haben mich angerufen.«
    Richtig! Und jetzt lassen Sie
     mich in Frieden! »Ihr Betrieb arbeitet ja sehr effizient, Doktor.«
    »Das tut er.«
     Seine Stimme klang viel jünger, als ich erwartet hatte. Und kräftig.
     Sie riß mich aus meinem frühmorgendlichen Dämmerzustand.
     »Und wer sind Sie?«
    »Ich schreibe einen
     Artikel über die Familie Estes Graham, über deren Vergangenheit
     und die Nachkommen. Ich interviewe Leute, die die Familie kennen oder
     gekannt haben. Und soviel ich weiß, sind Sie ihr Arzt.«
    »Das bin ich, und vor
     mir war es mein Vater. Aber was, glauben Sie, werde ich Ihnen erzählen?«
    »Ihre Eindrücke
     von der Familie, Anekdoten, alles mögliche habe ich mir erhofft.«
     Für den Anfang. »Haben Sie die Genehmigung der Crystals
     eingeholt?«
    »Ich habe nicht um eine
     Genehmigung nachgesucht.« Sie unangenehmer Mensch. »Es soll
     eine Geschichte für die Sonntagsausgabe des Star werden. Und als
     solche fällt sie unter Nachrichten und wird auf jeden Fall
     geschrieben. Deswegen

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