Wer viel fragt
und ich habe
mich gefragt, ob Sie mir vielleicht bei dieser Geschichte weiterhelfen könnten,
indem Sie von Ihren letzten Jahren bei Ihrem ehemaligen Arbeitgeber Estes
Graham erzählen.«
»Estes?« Ihre
Stimme war so munter und hell wie das Leben selbst. »Doch, das wäre
sehr nett.«
»Würde Ihnen
morgen passen?«
»Lassen Sie mich überlegen.
Morgen ist Freitag. Mir würde es jederzeit zwischen dem Frühstücksfernsehen
und dem Film um halb fünf passen. Wäre Ihnen zwei Uhr recht?«
Das gab mir einen Vormittag für
weitere Pläne. Aus der breiten Palette der Möglichkeiten zog ich
den Lehrer Shubert, Dr. Fishman und die Schwesternschule in Betracht. Ich
legte mich auf Fishman fest, weil er Informationen über mehr als nur
eine der Beteiligten besitzen sollte.
Die unter Dr. Wilmer Fishman
Jr. angeführte Privat- und Praxisnummer war ein und dieselbe. Ich
geriet an einen Anrufbeantworter, der mich anwies, meine Botschaft nach
dem Pfeifton aufzusagen. Statt mich daran zu halten, hängte ich in
leicht dümmlicher Verlegenheit auf. Ich hatte, ohne weiter darüber
nachzudenken, erwartet, denMann direkt an die Strippe zu bekommen. Alles
andere machte die Sache irgendwie schwierig.
Man schafft sich seine
Probleme selbst. Ich versetzte mir einen Schlag auf die Wange - wieder
typisch für einen alleinlebenden Mann. Dann rief ich noch einmal
Fishmans Nummer an.
Ich hinterließ nach dem
Pfeifton eine Nachricht. Das heißt, Pfeifton ist untertrieben.
Boing! Das klang fast so wie Froggie's E-Gitarre in der alten Buster Brown
Show. Ich bat um eine Unterredung wegen einer Familie, die bei ihm in
Behandlung war.
Wenn möglich, morgen, am
Freitag, vor ein Uhr. Dann fügte ich noch meinen Namen und meine
Telefonnummer hinzu und hängte ein.
Ich saß vorm Telefon
und dachte kurz darüber nach, daß meine Pläne von vielen
Zufällen abhängig waren. Aber das ging in Ordnung. Wenn er mit
mir redete, würde mir das vielleicht weiterhelfen. Und wenn ich dann
noch Zeit erübrigen konnte, wollte ich unangemeldet zur Central High
School oder zur Schwesternschule an der Butler University gehen. Wenn er
mich nicht empfangen wollte, konnte ich beides schaffen. Sehr effizient.
Sehr professio nell. Ich lief wie eine gut geschmierte Maschine. Hmmmm.
Ich summte.
Ich hörte auf zu summen,
und zum dritten Mal wurde mir klar, daß ich meine Lebendigkeit
einfach abgeschaltet hatte.
Zuviel allein, in der Früh
und am Abend, zuwenig Zeugung und Begattung.
Ich telefonierte noch einmal.
Mit meiner Flamme. Wir gingen auf einen Drink aus. Und dann gingen wir
noch auf einen Drink zu ihr rein.
6
Das Telefon weckte mich. Ich
bin nicht so gescheit, es mir ans Bett zu stellen - oder vielmehr das Bett
ans Telefon, da dessen Schnur sehr kurz ist. Wenn es läutet, muß
ich mich aufraffen.
Dr. Fishmans Sekretärin
war am Apparat und sagte: »Ich verbinde Sie mit Dr. Fishman.«
Unter den gegebenen Umständen schien mir das eine sehr komplexe
Aussage zu sein.
Ich murmelte etwas und
versuchte verzweifelt, mir ins Gedächtnis zu rufen, in welchem Teil
des Raumes ich mich befand und wo es in diesem Raum eine Uhr gab. Der Tag
stand unter einem guten Stern; ich entdeckte die Uhr. Sie zeigte auf fünf
nach acht. Wäre das Telefon am Bett gewesen, hätte ich es unter
das Kopfkissen gesteckt.
»Mr. Samson? Ich
glaube, Sie haben mich angerufen.«
Richtig! Und jetzt lassen Sie
mich in Frieden! »Ihr Betrieb arbeitet ja sehr effizient, Doktor.«
»Das tut er.«
Seine Stimme klang viel jünger, als ich erwartet hatte. Und kräftig.
Sie riß mich aus meinem frühmorgendlichen Dämmerzustand.
»Und wer sind Sie?«
»Ich schreibe einen
Artikel über die Familie Estes Graham, über deren Vergangenheit
und die Nachkommen. Ich interviewe Leute, die die Familie kennen oder
gekannt haben. Und soviel ich weiß, sind Sie ihr Arzt.«
»Das bin ich, und vor
mir war es mein Vater. Aber was, glauben Sie, werde ich Ihnen erzählen?«
»Ihre Eindrücke
von der Familie, Anekdoten, alles mögliche habe ich mir erhofft.«
Für den Anfang. »Haben Sie die Genehmigung der Crystals
eingeholt?«
»Ich habe nicht um eine
Genehmigung nachgesucht.« Sie unangenehmer Mensch. »Es soll
eine Geschichte für die Sonntagsausgabe des Star werden. Und als
solche fällt sie unter Nachrichten und wird auf jeden Fall
geschrieben. Deswegen
Weitere Kostenlose Bücher