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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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haben
     samstags eine Wissenschaftssendung, in der sich Eloise Crystal um einen
     Platz beworben hat. Wir haben eine Reihe von Bewerbern von High Schools,
     und ich verschaffe mir bei deren Lehrern in den naturwissenschaftlichen Fächern
     einen Eindruck von unseren Kandidaten.«
    »Wird da nicht gewöhnlich
     ein Fragebogen geschickt?«
    »Wäre es Ihnen
     denn wirklich lieber, wenn wir einen Fragebogen geschickt hätten?«
    »Amen, Bruder«,
     mischte sich der geduldige Geber ein. »Ein Job, bei dem es auf
     naturwissenschaftliche Kenntnisse ankommt«, sagte Shubert und fand
     Gefallen an der Idee. Ich fand sie inzwischen auch ganz gut. »Das
     ist eine Überraschung.«
    »Warum?«
    »Sie hat eigentlich nie
     erkennen lassen, daß sie, nun, an einer Berufslaufbahn interessiert
     ist. Um ganz offen zu sein, überrascht es mich mehr, daß sie
     sich um einen Job bewirbt, als daß dieser Job mit Wissenschaft zu
     tun hat. Was wird sie dort tun müssen?«
    »Wir werden sie in die
     Laborarbeit einweisen. Es ist vor allem die Frage, ob sie dafür ein Händchen
     hat, aber etwas Biologie wäre auch hilfreich. Sie erwähnte, daß
     sie bei Ihnen auch außerlehrplanmäßig im Labor gearbeitet
     hat.
    Blutuntersuchungen, glaube
     ich.«
    »Ja,
     Blutuntersuchungen. Darin ist sie sehr gut. An Genetik hat sie einen
     Narren gefressen. Hat kein einziges Mal gefehlt, seit wir damit angefangen
     haben. Genetik nimmt in den Kursen heute einen viel größeren
     Raum ein als früher, wissen Sie. DNS und so weiter. Wir fangen
     ziemlich früh damit an und behandeln dann auf dieser Grundlage die
     Bereiche Ökologie und natürliche Selektion. Ein ungewöhnlicher
     Ansatz, aber wir sind recht stolz darauf.«
    »Halten Sie sie für
     gescheit?«
    »Ausgesprochen
     gescheit, aber manchmal ein wenig unstet.
    Alles, wofür sie sich
     interessiert, macht sie extrem gut. Sie behält alles und übernimmt
     auch Sonderaufgaben. Aber was sie nicht interessiert, nimmt sie erst gar
     nicht zur Kenntnis, und noch häufiger kommt sie erst gar nicht zur
     Schule, wenn solche Dinge an der Reihe sind.«
    »Sie kommt nicht zur
     Schule?«
    »Oh, sie wird wohl
     irgendwo rumhängen. Machen doch alle.
    Was ist schon dabei?«
     Er hob den Kopf. »Sagen Sie, sind Sie sicher, daß sie sich
     selbst um die Stelle beworben hat? Wissen Sie genau, daß die
     Bewerbung nicht von ihrem Vater kommt? Er hat sie eingereicht, habe ich
     recht?«
    »Ihr Vater ist nicht
     unbeteiligt.«
    »Das habe ich mir
     gedacht. Er war neulich da, um mit mir zu sprechen. Er schien sich echte
     Sorgen um sie zu machen.
    Einzelkind, glaube ich.
     Offensichtlich ist sie zu Hause etwas schwierig geworden. Schien gar kein
     übler Typ zu sein, der Mann.«
    »Ich habe ihn leider
     noch nicht kennengelernt.«
    Ich trug ein wenig dick auf.
     »Also, haben Sie vielen Dank, Mr. Shubert. Ich will Ihre Zeit nicht
     weiter in Anspruch nehmen.«
    Er wedelte großmütig
     mit seinen vernachlässigten Karten.
    »Es wäre schön,
     wenn Sie unser Gespräch Eloise gegenüber nicht erwähnten.
     Das würde sie unter Umständen bei den letzten Qualifikationsprüfungen
     beeinträchtigen.«
    Er nickte. »Ich hoffe für
     sie, daß sie die Stelle bekommt.«
    »Wir werden sie nach Möglichkeit
     berücksichtigen.« Angetan von dem offensichtlichen Erfolg
     meines kleinen Täuschungsmanövers verließ ich das
     Lehrerzimmer. Bestimmte wichtige Punkte hatten geklärt werden können:
     In gewissem Maße war bestätigt worden, daß Eloise vernünftig
     war und daß man ihrer Analyse der Blutgruppen vertrauen konnte. Es
     war jetzt Viertel nach zehn, und ich hatte noch jede Menge Zeit. In der
     Eingangshalle der Schule war jetzt niemand mehr zu sehen.
    Das Haupttor war
     verschlossen, der Tisch stand verlassen da.
    Ein durch und durch
     ordentlicher Laden. Wachen waren nicht nötig. Ich unterdrückte
     den Impuls, ins Sekretariat zu gehen und für fünf Dollar
     Bandaufnahmen zu erstehen, die höchstens ein paar Cents wert waren,
     und stiefelte ruhig und einigermaßen fröhlich zurück zu
     meinem Wagen.
    Wie kann ein Polizist, der
     über ein Minimum an Selbstachtung verfügt, ein Knöllchen an
     einen 58er Plymouth heften? Gibt es in diesem Land denn keinen Respekt vor
     dem Alter? Ich wischte den Strafzettel von der Windschutzscheibe und wurde
     dann echt sauer. Es war nicht einmal ein richtiges Strafmandat.
    »Es verstößt
     gegen die Schulordnung, ohne Parkgenehmigung auf den Lehrerplätzen zu
    

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