Wer viel fragt
parken. Bitte tun Sie das nicht wieder.
Wir haben Ihr amtliches
Kennzeichen registriert. Falls es sich nicht um Ihren ersten Verstoß
handelt, werden wir Sie der Polizei melden, die Sie wegen Falschparkens
belangen wird.«
Wie ich Schulen liebe! Also
machte ich mich auf den Weg zur nächsten.
Ich fuhr über die
Neunundvierzigste Straße auf das Gelände der Butler University.
Zwischen deren beiden Wahrzeichen hindurch, die mir sehr vertraut waren.
Eins davon ist die ButlerSporthalle, die jetzt Hinkle Field House heißt.
Dort wird Basketball gespielt. Na schön.
Das andere ist ein Gewässer,
das wir unter dem Namen Stiller Teich kannten. Zu meinen Zeiten war es ein
üppig bewachsener kleiner Tümpel; Wasser floß herein, und
Wasser floß hinaus.
Klares, frisches Wasser, in
dem im Sommer schöne Blumen wuchsen und das im Winter eine gute Eisfläche
zum Schlittschuhlaufen abgab. Ich bin in meiner High-School-Zeit immer mit
meinen Freunden dorthin gegangen. Der Teich war damals viel besucht. Aber
das war einmal. Armer Teich. Stinkt im Sommer, und im Winter ist das Eis
uneben von all dem Zeug, das darin wächst.
Als ich ins Innere des Campus
vorstieß, brauchte ich nur noch den Schildern zur Schwesternschule
zu folgen. Ich war nie zuvor dort gewesen, was unwiderlegbar beweist, daß
ich außerhalb Indianas studiert habe.
Kurz nach elf hatte ich die
Registratur gefunden und war dort eingetreten.
Ich weiß nicht, ob sie
die Registratorin war, aber die einzige Person, die ich hinter der langen
Theke entdecken konnte, war eine einarmige Dame in Zivil. Ich mußte
zweimal hinschauen; man kriegt nicht oft einarmige Damen zu Gesicht. Eine
Folge unserer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung.
Ich ging auf ihr Ende der
Theke zu, sie auf meins.
»Nun? Was kann ich für
Sie tun?«
»Ich mache Ihnen nur
ungern Umstände«, log ich, »aber eine Frau, die früher
einmal hier gelernt hat, hat sich bei uns um eine Stelle beworben, und wir
haben bisher ihre Unterlagen von hier nicht bekommen.«
»Ach ja?« Sie
schien in sich zu gehen; sie schürzte die Lippen; sie zuckte die
Achseln. »Name und Jahrgang?«
»Sie hat keinen Abschluß
gemacht, aber 1949 angefangen. Ihr Name ist Fleur Graham.«
Sie begab sich von der Theke
an einige Aktenschränke und kehrte überraschend schnell mit der
akademischen Akte von Fleur Graham zurück.
Ich sah sie kurz durch. Es
ließ sich wenig daraus entnehmen.
Name, Heimatadresse, Adresse
am Studienort (die gleiche), der Name ihrer High School, ihr Geburtsdatum
und die Liste der Lehrveranstaltungen, an denen sie in ihrem ersten und
einzigen Jahr hier teilgenommen hatte. Als Abschluß war überall
›k. A.‹ für ›kein Abschluß‹
vermerkt. Eine schöne Akte. Erinnerte mich stark an mein erstes
Semester meines ersten Studienjahres.
»Gibt es eine Möglichkeit
herauszufinden, ob noch Lehrer von ihr hier aktiv sind?«
»Herrje. Wir haben
keine Akten darüber, wer die von ihr belegten Stunden gegeben hat,
guter Mann. Lehrer kommen, Lehrer gehen.«
»Aha. Kann ich denn
wohl eine Kopie dieser Akte bekommen?«
»Ja, sicher.« Sie
nahm die Blätter und machte eine Kopie.
»Das macht zehn Cent.«
Ich beglich meine Schuld und
ging.
Man konnte diese Akte nicht
uneingeschränkt als hilfreich bezeichnen, aber immerhin schloß
sie definitiv genau das aus, was ich mir von der Butler University erhofft
hatte. Freunde aus Fleurs Zeit als Schwesternschülerin. Die feine
Dame hatte zu Hause gewohnt und nicht im Studentenheim. Jetzt konnte ich
nur noch alle anderen Mädchen, die 1949 an der Schwesternschule der
Universität angefangen hatten, ausfindig machen und fragen, ob sie
vielleicht noch irgendetwas über ein stilles Mädchen namens
Fleur wußten, das vielleicht in einem ihrer Kurse gewesen war. Keine
sehr effiziente Methode. Darauf konnte ich jetzt keine Zeit verschwenden.
Von der Schwesternschule fuhr
ich zurück auf den Campus und parkte dort. Ich hatte noch anderthalb
Stunden bis zu meiner Verabredung bei Mrs. Forebush; also entschloß
ich mich zu einem geruhsamen Mittagessen. Ich hielt Ausschau nach einer
Mensa. Es ist kein Problem, in einer angeblich nicht allgemein zugänglichen
Kantine zu essen, wenn sie nur groß genug ist.
Man geht einfach mit düsterem
Gesichtsausdruck hinein. Das erweckt den Eindruck, als gehöre man
dazu, weil man weiß,
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