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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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ihrem Blick eine Weile stand, aber sie
     gewann schließlich drei zu zwei. Die gelbe Nelke sah sich das alles
     leidenschaftslos von oben an.
    Ich sagte: »Das ist der
     Teil der Geschic hte, den ich zu dem Artikel beisteuern soll.«
    Ihr Schnauben übertönte
     das Schlucken, das meine matten Worte begleitete.
    »Großer Gott. Ein
     Mann in Ihrem Alter, der ›hofft‹, einen Artikel zu
     schreiben, und es ist noch nicht einmal allein Ihr Artikel.« Sie
     schnaubte wieder, ohne jeden Grund. Ich hatte allmählich den
     Eindruck, daß ich doch nicht klug genug war, um mich an der Tätigkeit
     eines Privatdetektivs zu versuchen. Vielleicht sollte ich es bei
     Kreuzworträtseln belassen.
    Aber sie bot meinen Gedanken
     Einhalt. »Junger Mann, Sie werden doch nichts tun, was dem Kind
     schaden könnte, oder?«
    Ich wußte, daß
     sie Eloise meinte.
    »Nein, Mrs. Forebush.
     Ich versuche ihr zu helfen. Von ihr habe ich auch Ihren Namen.«
    »Eloise«, überlegte
     sie. Sie setzte sich in ihren Sessel zurück.
    »Also gut. Sie gehen
     offenbar davon aus, daß ich Ihnen etwas erzählen kann, das Sie
     wissen müssen. Ich werde mein Bestes tun.«
    »Vielen Dank«,
     sagte ich in grenzenloser Dankbarkeit. Sie blickte auf ihre Uhr. »Aber
     Sie müssen sich beeilen. Ich möchte meinen Film nicht verpassen.«
    »Es sollte nicht allzu
     lange dauern, Mrs. Forebush. Ich muß etwas über Fleur Crystal
     wissen.«
    »Furchtbares Kind. Nach
     außen hin so sanft und lammfromm, aber in ihrem Innersten eine
     listige Schlange. Ich denke, es ist eigentlich durch den Krieg gekommen,
     dadurch, daß sie all ihre Brüder verloren hat, so kurz nach
     Irene. Das einzige, was sie ihr ganzes Leben lang im Sinn hatte, war,
     ihren Vater dazu zu bringen, sie zu lieben.«
    »Und das tat er nicht?«
    »Nur soweit es
     unvermeidlich war. Eine graue Maus wie sie!
    Er liebte Frauen mit Stil.
     Fleur hat immer herumgejammert.«
    Dann fügte sie ruhig
     hinzu: »Irene hatte Stil. Sie hätte es nicht nötig gehabt,
     so ungezogen zu sein.«
    »Fleur hat ihn verehrt?«
    »Grenzenlos.«
    »Aber nicht genug, um
     nicht selbst zu heiraten.«
    »Wissen Sie, das hat
     sie genauso wie alles andere getan, um ihrem Vater zu gefallen. Aber er
     ist nett, dieser Mr. Crystal. Ich vermag nur nicht zu erkennen, was er an
     ihr findet.«
    »Vielleicht ging es ihm
     nicht um die Frau, sondern um das Geld?«
    »O nein. Zu der Sorte
     gehört er nicht. Wußten Sie, daß Mr. Crystal sofort am
     Tag nach Estes' Tod zu mir kam, mir dieses Haus schenkte und mir von da an
     jeden Monat Geld schickte? Er hätte das nicht zu tun brauchen. Ich
     habe ihm erklärt, daß Estes vor seinem Tod für mich
     gesorgt hat, aber Mr. Crystal schickt mir immer noch Geld. Er meint, ich
     solle mir zurücklegen, was übrigbleibt. Also habe ich es mir
     hier schön gemacht. Habe all die großen Sträucher
     ausgerissen, die hier standen, als ich einzog. Und selbst etwas gepflanzt.
    Aber ich komme vom Thema ab.
     Ich rede so gern über mein Haus und über die alten Zeiten. Sie müssen
     mich nach den Dingen fragen, die Sie wissen wollen.«
    »Sie haben davon
     gesprochen, daß Fleur Leander Crystal geheiratet hat.«
    »Ja. Er war ein Freund
     von Joshua, wissen Sie. Vom kleinen Joshua. Sie haben sich im Krieg
     kennengelernt, und nach dem Krieg hat Mr. Crystal uns besucht, um uns
     alles zu erzählen. Es war so traurig.«
    »Was war traurig, Mrs.
     Forebush?«
    »Wie der arme Joshi ums
     Leben gekommen ist. Ich meine, nachdem der Krieg eigentlich schon vorüber
     war. Er starb in Frankreich bei der Explosion eines LKWs. Mr. Crystal war
     dabei und hörte seine letzten Worte, liebe Grüße an seinen
     Vater und seine Brüder und seine Schwester und an mich. Mir kommen
     selbst jetzt noch die Tränen, wenn ich daran denke. Ich habe damals
     tagelang geweint. Das haben wir alle. Er wußte nicht einmal, daß
     seine Brüder bereits gefallen waren.«
    Unwillkürlich verfielen
     wir beide in Schweigen. Das sagte so viel mehr, als ein routinemäßig
     aufgesagter Kondolenzspruch je sagen konnte.
    »Aber ich muß
     zugeben, daß Mr. Crystal von Anfang an Gefallen an der kleinen Fleur
     fand. Er versuchte Estes dabei zu helfen, Fleur ein Ziel zu geben. Ich
     glaube, es ist vor allem ihm zu verdanken, daß Fleur es mit der
     Schwesternschule wenigstens versucht hat. Wußten Sie, daß sie
     eine Schwesternausbildung angefangen hatte?«
    Ich nickte.
    Sie fuhr fort: »Aber
     natürlich mangelte es ihr an

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