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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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wie das Essen ist, das einen erwartet.
    Das Essen war nicht gut, aber
     zumindest gab es nicht viel davon. Ich nahm noch einen Kaffee und
     belauschte die Gespräche in meiner Umgebung, so gut ich konnte.
    Dann kamen ein paar Mädels
     zu mir, um sich mit mir anzufreunden. Wir unterhielten uns ganze zwanzig
     Minuten lang darüber, wie schwierig unsere Kurse waren. Ich stach
     alle aus.
    Der Schwesternberuf ist
     wirklich eine harte Sache für einen ›alten Knaben‹. Sie
     waren sehr mitfühlend und ein wenig überrascht, als ich um
     Viertel vor zwei schließlich abzischte.

7
    Um vierzehn Uhr fünf
     fuhr ich an Haus Nummer 413 auf der Fünfzigsten Straße Ost vor.
     Ein rötlichbraunes Haus mit rötlichbraunem Putz. Ein kleiner,
     üppig bepflanzter Vorgarten.
    Eine Auffahrt führte von
     der Fünfzigsten Straße auf der linken Seite hinter das Haus,
     und rechts davon verlief eine kleine Gasse.
    Ich hatte die Faust schon
     gehoben, um anzuklopfen, als die Tür geöffnet wurde.
    »Kommen Sie herein«,
     sagte eine schicke, weißhaarige Dame mit einer gelben Nelke im Haar.
     Florence Forebush.
    Ich trat ein und wurde in
     einen Raum geführt, den man früher als Salon bezeichnet hätte.
     Er war plüschig, viktorianisch, vollgestellt mit braunen Polstermöbeln,
     gekrönt von weißen Spitzendeckchen. Zwei Sessel und eine Couch
     standen steif vor einem großen Marmorkamin, dessen Sims mit Fotos
     überladen war. Auf einigen davon konnte ich jemanden erkennen.
     Dreimal Estes Graham in verschiedenen Lebensaltern. Neben ihm eine Frau.
     Das Bild und der Rahmen wirkten alt. Das mußte Irene Olian Graham
     sein. Neben ihr die uniformierte Gestalt von Leander Crystal. Und am Ende
     der Reihe das vertrauteste Gesicht. Das meiner Klientin.
    Ich entschuldigte mich dafür,
     daß ich zu spät kam.
    »Es ist noch ein wenig
     früh für den Tee, Mr. Samson«, sagte Mrs. Forebush,
     nachdem wir in den beiden Sesseln Platz genommen hatten und uns - getrennt
     durch einen Couchtisch mit Schieferplatte - gegenübersaßen.
     Ihre korrekten Umgangsformen waren nicht recht vereinbar mit dem kleinen
     Fauxpas einer gezielten Auslassung auf dem Kaminsims: kein Bild von Fleur.
    »Sie müssen mir
     etwas auf die Sprünge helfen. Was war es noch, das Sie wissen
     wollten? Etwas über Estes?«
    »Ganz richtig, Mrs.
     Forebush. Ich versuche, etwas über Estes Graham und seine Familie in
     Erfahrung zu bringen.«
    »Für die Zeitung,
     sagten Sie, wenn ich mich nicht täusche?
    Über Estes' letzte
     Jahre?«
    Wozu hätte sie noch
     meiner Hilfe bedurft? Sie hatte alles wiederholt, was ich ihr gesagt
     hatte. Mir drängte sich das Gefühl auf, daß ich reingelegt
     wurde, statt jemanden reinzulegen. Aber vielleicht war ich nur
     empfindlich.
    »Ja, ich hoffe doch.«
    Sie musterte mich fragend.
     »Ich denke, Sie werden es mir nicht übelnehmen, wenn ich es
     einmal so direkt sage, aber Sie wirken ein wenig zu alt, um nicht genau zu
     wissen, was Sie tun.«
    Ich fand mich wieder auf die
     Probe gestellt. »Ich hoffe, daß es für Sie kein Problem
     ist. Ich weiß ja bisher nur, daß Sie Estes Graham in seinen späteren
     Jahren gekannt haben.«
    Sie zuckte die Achseln.
     »Ach, ich bin ganz froh, daß ich über Estes reden kann.
     Und nichts, was ich sagen kann, wird ihm jetzt noch zu schaffen machen.«
    Gab sie mir da tatsächlich
     zu verstehen, daß sie mir die ganze Geschichte nicht abnahm?
    »Ich habe für
     Estes Graham von meinem fünfundzwanzigsten Geburtstag an bis zu
     seinem Todestag gearbeitet. Und ich habe miterlebt, wie dieser Mann Dinge
     durchgemacht hat, die für ein ganzes Dutzend Geringere zuviel gewesen
     wären.« Das Licht schien jetzt aus ihren Augen und nicht mehr
     vom Fenster zu kommen. Sie war wirklich froh, über Estes Graham reden
     zu können.
    »Er hat eine gewisse
     Irene Olian geheiratet.«
    »Ja. Die Hochzeit war
     1916. Sie war das stillste, engelhafteste Mädchen, das Sie sich
     vorstellen können. Er betete sie an. Er wäre beinahe selbst
     gestorben, als er sie 1937 verlor.«
    »Sie hatten vier
     Kinder?«
    »Drei Jungen, die im
     Krieg gefallen sind, und ein Mädchen, Fleur. Junger Mann, soweit es
     mich betrifft, gibt es mehr über Estes Graham zu erzählen als
     jemals wieder über einen anderen Mann. Welche Möglichkeiten hat
     ein echter Mann heutzutage noch? Aber in seinen letzten Jahren wurde alles
     anders. Warum also wollen Sie etwas darüber hören?« Sie
     blickte mich direkt an. Ich hielt

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