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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Fragen über die Familie
     stellt? Ich hatte ihm Maudes Namen nicht gegeben. Er kannte nur meinen
     Namen. Er konnte herausfinden, daß ich Privatdetektiv war; na und?
    Die Vorstellung machte mich
     ein wenig neugierig - es könnte interessant werden, abzuwarten, was
     sich aus all dem entwickelte. Ich hatte Leander Crystal bisher noch nicht
     viel Aufmerksamkeit geschenkt. Sicherlich war er wichtig, war er ein Teil
     der Geschichte. Soweit ich die Geschichte bisher kannte.
    Würde er glauben, daß
     Fleur Schritte zu einer Scheidung unternahm? Was konnte er vernünftigerweise
     annehmen?
    Wie dem auch sei, ich war
     immerhin zu Hause und nicht verhaftet oder sonstwie in Schwierigkeiten.
     Ich hatte die Informationen, hinter denen ich her gewesen war, auf Film
     gebannt. Jetzt mußte ich mir die Informationen auf dem Film nur noch
     zugänglich machen.
    Ich begann mit der
     Entwicklung.
    Als ich zum ersten Mal die
     Fotoausrüstung für meine Arbeit benutzte, mußte ich meine
     Filme noch entwickeln lassen. Das Filmentwickeln, vor allem, wenn es
     darauf ankommt, daß kein Teil des Films beschädigt wird, ist
     eine ziemlich schwierige Angelegenheit. Aber inzwischen beherrsche ich das
     recht gut.
    Mit einer Routine, die ich
     mir im Laufe der Jahre angeeignet habe, erziele ich ganz gute Negative.
    Schwierig zu entscheiden war
     nur, ob ich den Film über Nacht trocknen lassen sollte oder lieber
     versuchen, diesen Hergang zu beschleunigen, um sofort Abzüge machen
     zu können. Aber dann hätte ich auch noch darauf warten müssen,
     daß die Abzüge trocknen und sie doch nicht sofort lesen können.
       
    Also beschloß ich, die
     Filme über Nacht in Ruhe trocknen zu lassen. Ich hängte sie in
     meinem Wandschrank auf, der gleichzeitig als Dunkelkammer diente. Und dann
     hängte ich mich selbst zum Trocknen auf; ich zitterte immer noch. Ich
     sah mir einen Spätfilm an. Oder auch zwei.

11
    Ich erwachte um sieben Uhr
     dreißig. Viel zu früh, aber es gelang mir nicht, wieder
     einzuschlafen, und nachdem ich ein paar Sekunden bei klarem Bewußtsein
     gewesen war, wollte ich auch nicht mehr einschlafen.        
    Nach meinen eigenen Maßstäben
     hatte ich für die Aufnahmen ziemlich viel riskiert, und jetzt wollte
     ich wissen, was sie hergaben. Die Frage war nur, ob ich die Abzüge
     vor oder nach dem Frühstück machen sollte.
    Ich machte sie vor dem Frühstück.
    Da alles auf Spesen ging,
     beschloß ich, gründlich zu sein. Ich machte zwei Vergrößerungen
     von jeder Seite der Krankengeschichten. Danach wurden die Vergrößerungen
     schnellfixiert und schnellgewaschen. Und einen Satz mit Ferrotypieblechen
     steckte ich in den Backofen, damit sie schneller trockneten. Die übrigen
     Vergrößerungen breitete ich überall auf Handtüchern
     im Zimmer aus. Dann machte ich mir meinen Frühstückskaffee.
    Die Bilder im Backofen
     trockneten zwar schnell, rollten sich aber zu kleinen Zylindern zusammen.
     Ich mußte sie über der Tischkante wieder geradebiegen. Als das
     getan war, sortierte ich sie und gönnte mir einen Blick auf die Früchte
     meiner Arbeit.
    Das Wichtigste zuerst. Ich
     versuchte es mit Fleurs aktuellem Krankenblatt.
    Es stellte sich heraus, daß
     es eine einfachere Lektüre gibt als die Aufzeichnungen eines Arztes.
     Ich verstand nur Bahnhof.
    Schließlich gelang es
     mir wenigstens, die Datumsangaben zu interpretieren. Zum Beispiel, daß
     die Aufzeichnungen am 21.
    Juli 1956 einsetzten, nicht
     mit einem Besuch, sondern mit einer Notiz des Wortlautes: ›Sn.7/21/56‹.
     Ich gestatte mir die Vermutung, das könne bedeuten, sie sei eine
     Patientin von Fishman senior gewesen und zu diesem Datum vom Sohn übernommen
     worden. Weil sich der alte Fishman aus der Praxis zurückgezogen hatte
     oder weil er gestorben war.
    Dann gab es einen Abschnitt
     mit der Überschrift »Geschichte«. Ich konnte ihn nicht
     entziffern.
    Die Seiten, auf denen die
     Termine verzeichnet waren, konnte ich lesen. Es gab keine.
    Ich begann mich zu fragen, ob
     ich irgendwelche Defizite hatte. Vielleicht klaffte in meiner Ausbildung
     eine Lücke. Ich konnte den Unterlagen nichts anderes entnehmen, als
     daß Fleur seit 1956 nicht mehr bei Dr. Fishman gewesen war. Warum
     war das so bemerkenswert? Die Frage konnte ich mir selbst beantworten.
     Weil er angeblich ihr Hausarzt war. Mir war also doch etwas durch die
     Lappen gegangen.
    Was hatte es zum Beispiel mit
     der Fehlgeburt auf sich? Ich goß mir eine Tasse

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