Wer viel fragt
Fleurs Schuld, daß ich steril
bin, und jede andere Vorgehensweise hätte ihr einen Lebensstil
zugemutet, der stark von dem abfiel, woran ihr Vater sie gewöhnt
hatte.
Ein größerer
Fehler bleibt bestehen, unsere Lügen, was Eloise' Herkunft betrifft.
Aber wir lieben sie; sie ist in jedem wirklichen Sinne des Worts unsere
Tochter. Es steht außer Frage, daß wir sie wollten und daß
wir den Betrug haßten. Wir dachten, es sei das beste, ihr nichts zu
sagen, aber das war ein Irrtum. Unsere größte Verfehlung
bestand darin, daß wir unsere Tochter unterschätzt haben und
unsere Fähigkeit, die Dinge vor ihr zu verbergen, überschätzt,
aber es ging um Dinge, die mit starken Gefühlen verbunden sind. Wir
werden Eloise jedenfalls nicht noch einmal unterschätzen. Ich hoffe,
es ist nicht zu spät. Sie glaubt es, und wir hoffen es.
Bleibt nur noch ein einziges,
grundlegendes Problem: Sie. Ich weiß nicht, was Sie mit dieser
Information anfangen werden. So viele Möglichkeiten gibt es da nicht.
Der ›Gerechtigkeit‹ kann kein Dienst mehr erwiesen werden;
Sie haben unsere ›Leiche‹ ausgegraben und die Fragen Ihrer
Klientin beantwortet. Jetzt könnten Sie uns nur noch ein paar
gesellschaftliche Schwierigkeiten machen. Aber die Folgen des Geschwätzes
würden Eloise treffen, nicht uns. Und damit würden Sie ihr ein
schweres Unrecht zufügen.
Ich habe das Problem
durchdacht. Mein Vorschlag ist folgender: Uns als Familie ist sehr an
Ihrem Schweigen gelegen.
Ich werde alle
strafrechtlichen Klagen gegen Sie fallenlassen und Ihnen einen Scheck
über fünfzigtausend Dollar ausstellen.
Beides sollte eigentlich mehr
sein, als Sie unter den gegebenen Umständen erwarten dürften.
Als Gegenleistung geben Sie mir alle Unterlagen zurück, die diesen
Fall betreffen, sowohl die, die sich bereits in Ihrem Besitz befinden, als
auch die, die die Polizei Ihnen aushändigen wird, wenn ich die
Anklage fallenlasse. Und wir erwarten natürlich, daß Sie
Stillschweigen bewahren.« Endlich schwieg auch er; er war ebenfalls
müde. Die ganze Sache strengte ihn gefühlsmäßig sehr
an.
Und es war eine Menge Geld.
»Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
»Natürlich.«
»Wie paßt das,
was Sie mir gerade erzählt haben, zu der jüngsten Fehlgeburt
Ihrer Frau?« Ich dachte, ich würde vielleicht einen kleinen
Treffer landen - ich meine, ich dachte nicht, daß er wußte, daß
ich darüber im Bild war.
Und er rieb sich tatsächlich
die Augen. Aber er sagte: »Mr. Samson, meine Frau ist nicht gesund.«
»Und das heißt?«
»Das heißt, es
gab keine Fehlgeburt.«
»Sie ist noch
schwanger?«
»Es gibt auch keine
Schwangerschaft.«
Zum ersten Mal, seit er zu
sprechen begonnen hatte, warf ich einen Blick auf Eloise. Immer noch blaß,
aber gefaßt.
»Eloise wußte es
auch nicht«, sagte er. »Es hat offensichtlich viele Dinge
über uns gegeben, von denen Eloise nichts wußte.«
Er seufzte. »Meine Frau
war in letzter Zeit von der Angst besessen, daß wir sie verlassen könnten.
Sie wollte unbedingt wieder schwanger sein. Ich habe mich behandeln
lassen, aber…
nun, vor ein paar Monaten
beschloß sie, sie sei schwanger. Sie erzählte es Eloise. Ihr
Arzt und ich spielten mit. Solange wir konnten.«
Wir sahen einander an, von
Mann zu Mann. Mein Gefühl, irgendwie im falschen Film zu sein, wuchs.
Der Bursche war entweder ein großartiger Schauspieler oder…
Aber warum so großzügig
sein? Also war er von mir aus eben ein großartiger Schauspieler.
Er verzog das Gesicht,
schaffte es aber nicht bis zu einem Lächeln. »Sie haben
bemerkt, daß es sich bei der ›Fehlgeburt‹ um ›Zwillinge‹
handelte?«
Ich nickte.
»Nun, ich glaube, das
sollte die Fruchtbarkeitsbehandlungen, denen ich mich ihretwegen
unterzogen habe, symbolisieren. Ein wenig verwickelt das Ganze, aber nicht
ohne Methode, meinen Sie nicht auch?«
Ich meinte nicht.
»Willkommen in der
Familie, Mr. Samson. Ich weiß, das ist ziemlich viel auf einmal. Sie
brauchen sicher Zeit, um eine Entscheidung zu treffen. Ich schlage
folgendes vor: Ich gebe Ihnen den Scheck und lasse die Anklagen fallen.
Wenn Sie den Scheck einlösen, gehen wir davon aus, daß Sie die
Bedingungen akzeptiert haben und uns die Filme übergeben werden, die
Sie von der Polizei bekommen, sobald die Anklage fallengelassen wird.«
»Eine andere Garantie
wollen Sie nicht?«
Er
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