Wer viel fragt
bewohnt. Ein Mädchen von
ungefähr zwanzig war gerade eingezogen und packte Umzugskisten aus.
Ich fragte nach den früheren
Bewohnern, weil ich hoffte, sie vielleicht aufspüren zu können.
Die Frage munterte sie nicht gerade auf. Sie waren im vergangenen Monat
bei einem Autounfall gestorben.
Ich war jetzt in dem
Doppelhaus an der Hintergasse gegenüber dem Haus von Mrs. Forebush.
Meine letzte Chance.
Der alte Bursche, den ich bei
meinem ersten Besuch in der Fünfzigsten Straße auf der Veranda
gesehen hatte.
Ich fragte ihn, wie lange er
schon in dieser Gegend wohnte.
»Wohnen? Hier? Seit
Erschaffung der Welt, mein Junge, seit der Erschaffung der Welt. Ich bin
genauso lange hier wie das Haus, seit 1926. Ich habe es damals gleich
gekauft, und das war gut so, denn während der Wirtschaftskrise war es
ein Lebensretter, ein echter Lebensretter.«
Er schien einem Schwätzchen
nicht abgeneigt.
»Also, was wollen Sie
wissen? Ich kann Ihnen alles sagen, was Sie wissen wollen. Zum Beispiel
über das Haus, aus dem Sie gerade gekommen sind. Der alte Kauz hat
sich und seine Frau letzten Monat auf dem Highway nach Kokomo
plattgefahren, am Sechsundzwanzigsten war das. Er war zu alt zum Fahren.
Zu alt. Vor vier Jahren haben sie ihm sogar für sechs Monate den Führerschein
abgenommen. Aber er hat ihn zurückgekriegt. Und Jetzt sehen Sie, was
ihm das eingebracht hat. Und seiner kleinen Frau. Sie hätte wirklich
was Besseres verdient, jawohl. Richtig nette kleine Dame.
Und das Haus, in dem Sie
vorher waren, das.. «
Ich fiel ihm ins Wort, obwohl
er mich wirklich faszinierte.
»Es geht mir um das
gleich gegenüber.« Ich zeigte auf die andere Seite der Gasse.
»Hab ich mir schon
gedacht«, sagte er weise. »Jedenfalls waren Sie ja in den
letzten Wochen ein paarmal drin. Worum geht's? Hat Mrs. Forebush vor, es
zu verkaufen? Hübsches kleines Haus, da könnten Sie's schlimmer
treffen.«
»Nein, ich versuche nur
etwas über die Leute herauszufinden, die vor Mrs. Forebush dort
gewohnt haben.«
»Ah, ja richtig. Sie
kommen von der Regierung oder so, sagten Sie doch? Was ist los? Ha'in die
irgendwas angestellt?
Sucht die Polizei nach ihnen?«
»Nein, ich muß
nur etwas über sie wissen.«
»Tja, wollen wir mal
sehen.« Er kratzte sich am Kinn. Er tat es wirklich. »Es hat
ziemlich lange Railroad Mackeson gehört.
Könnte das derjenige
sein, über den Sie was wissen wollen?«
»Ich weiß nicht.
Hat er direkt vor Mrs. Forebush in dem Haus gewohnt?«
»Jedenfalls war er der
einzige Bewohner, der auch nur einen Pfifferling wert war. Aber der ist
jetzt tot. Das wird Ihnen also nicht weiterhelfen.«
»Wer ist nach ihm in
das Haus gezogen?« Die Salamitaktik.
»Hmm, wollen mal sehen.
Das Haus stand eine Weile leer, während die Kinder sich darüber
in den Haaren lagen, wer es bekommen sollte. Dann beschlossen sie, es zu
verkaufen und sich statt dessen das Geld zu teilen. Das muß so
1952/53 gewesen sein. Ungefähr zu der Zeit, als Ike es geschafft hat,
sich wählen zu lassen. Das heißt, zum ersten Mal. Guter
Zeitpunkt, um ein Haus zu verkaufen. Also haben sie's verkauft, und zwar
ziemlich schnell. Ich erinnere mich daran, daß der neue Besitzer,
wer immer das auch war, ein paar Veränderungen vorgenommen hat. Was
irgendwie eine Schande war. Nicht daß der alte Mackeson jemals viel
mit dem Garten angefangen hätte, aber der Hof wirkt mit Blumen viel
größer als mit großen Büschen.
Ich schätze, deshalb hat
es auch so lange leer gestanden.«
»Es hat leer gestanden?«
»Ja, Sir. Mehrere
Monate. So wie ich es sehe, hat der Besitzer es gekauft, um es zu
vermieten. Hat es auf Vordermann gebracht, sozusagen. Sind viele Möbel
reingetragen worden.
Und dann hat er es wohl eine
Zeitlang nicht vermieten können.
Vielleicht ein schlechter
Zeitpunkt, um möblierte Häuser zu vermieten. Ich weiß
nicht. Aber so war's.«
»Was ist dann passiert?«
»Tja, abgesehen von
einem jungen Paar, das ein paar Monate dort lebte, hat es Mrs. Forebush
gehört.«
»Ich glaube, es ist das
junge Paar, das mich interessiert.« Er kniff die Augen zusammen und
sah mich an. Er trug keine Brille. »Warum? Warum die? Vielleicht
weil die Dame Ausländerin war?«
»Genau das, alter
Knabe.«
»Was sagten Sie noch
gleich, woher kommen Sie?«
»Ausländeramt.«
»Warum kommen Sie dann
ausgerechnet
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