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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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dir
     raten. Ich frag bei dem Gentleman noch mal nach und sage ihm, daß er
     morgen ein Päckchen zu erwarten hat.
    Wenn ich nicht in zehn
     Minuten zurückrufe, läuft die Sache.«
    Die zehn Minuten verwandte
     ich darauf, mir zu überlegen, wie wahrscheinlich es war, daß
     Maude versuchen würde, irgend jemanden zu erpressen. Nicht sehr
     wahrscheinlich, fand ich.
    Höchstens eins zu vier.
    Nach weiteren fünf
     Minuten beschloß ich, Miller anzurufen.
    Ich hatte keine Lust, länger
     auf meinem Hintern rumzusitzen und über die diskreteste
     Vorgehensweise nachzudenken. Jetzt mußten Taten folgen.
    Miller hörte sich müde
     und gelangweilt an. Armer Mann, ich versuche, ein wenig Würze in sein
     Leben zu bringen, aber das weiß er nicht immer zu schätzen.
    »So, du bist also
     wirklich fest entschlossen weiterzumachen, ja?«
    »Ja, hast du dir den
     Namen richtig notiert? Chivian, Henry, MD.« Ich buchstabierte es für
     ihn, sogar das MD. Das ist es, was ich mit Würze meine. Nicht jeder würde
     so etwas für einen Freund tun.
    »Na schön, na schön.
     Aber ich wüßte so langsam doch gern, was ich von der Sache
     habe.«
    »Du kriegst die erste
     Polizeiinformation über irgendwelche illegalen Vorgänge. Du
     kriegst alles.«
    »Bevor du die
     Geschichte an die Zeitungen verkaufst oder hinterher?«
    »Was kümmert es
     dich, wenn du den großen Fisch kriegst, der dir die
     Leutnantsstreifen, nach denen es dich verlangt, ans Revers zaubert? Übrigens,
     wo wir schon mal beim Thema sind, ich habe da noch was, das dich
     interessieren könnte.«
    »Oh.« Es klang
     kein Interesse durch.
    »Jemand ist bei mir
     vorbeigekommen und hat die hübschen Fotos gestohlen, die du für
     mich gemacht hast.«
    »Ach ja? Haben sie
     beide Sätze erwischt?« Es klang immer noch nicht interessiert.
    »Nein. Ich hatte Glück.
     Sie suchten nach einem Satz und den Negativen, und das haben sie beides
     bekommen, plus alle anderen Unterlagen, die ich über den Fall besaß.«
    »Nun, wie das Schicksal
     es will, habe ich auch für mich selbst einen Satz machen lassen. Wenn
     du zufälligerweise deine Abzüge verbrennst, kannst du dir meine
     borgen.« Deshalb war er also nicht interessiert. Er hatte sich
     bereits genug für meinen Fall interessiert, um sich Kopien von allem
     zu machen.
    Armeeakten;
     Polizeiunterlagen. Wirklich nett. Was für ein netter Gentleman.
    »Noch was?« fuhr
     er fort. »Ich habe keine Zeit, am Telefon mit dir rumzualbern.«
            
    »Ich weiß«,
     sagte ich. »Du mußt nach Hause zu deiner Frau.«
    Aus irgendeinem Grund legte
     er kommentarlos den Hörer auf.
    Es ist wie beim Essen. Es
     gibt einfach Leute, die etwas Würze vertragen können, und
     solche, die es nicht können. Ich hatte ihn gebeten, mir
     Armeeunterlagen über Chivian zu besorgen, und wenn er herausfand, wo
     Chivian vor seiner Armeezeit gelebt hatte, auch die Polizeiunterlagen von
     dort. Vielleicht Ames, Iowa?
    Ich sammelte die Finanzstapel
     meiner Crystal-Kollektion ein und schob sie in einen kleinen Umschlag.
     Dann schob ich den kleinen Umschlag in einen größeren und
     adressierte ihn an Andrew Elmitt. Den zweiten Umschlag bedeckte ich mit
     Briefmarken, schrieb mit einem blutfarbenen Buntstift aus meinem zum
     Tieremalen gedachten Vorrat von Schreibgeräten ›Eilpost‹
     auf den Umschlag, ging aus dem Haus und schickte ihn ab.

31
    Aber ich konnte nicht
     schlafen. Es war ein harter Tag gewesen. Wenn ich in einer passiven
     Stimmung gewesen wäre, hätte ich Depressionen bekommen. Aber so,
     wie die Dinge jetzt lagen, studierte ich die Risse in der Decke, um
     festzustellen, ob sie sich wohl weiter ausdehnen würden. Ich ordnete
     sie zu Gesichtern und dann zu Tieren. Ich hörte Stimmen im Büro.
     Ich hörte Stimmen im Flur. Ich sah Chivian, der mich auslachte.
    Und ich sah diese
     Windpockennarben und fragte mich, wie viele Kinder sie wohl hatten.
    Dann fand ich es plötzlich
     sehr seltsam, daß Leander Crystal das Haus, in dem Mrs. Forebush
     jetzt wohnte, bereits über ein Jahr, bevor sie es brauchte, gekauft
     hatte. Vor allem, da Estes zu diesem Zeitpunkt noch lebte. Auch fand ich
     es verwunderlich, daß er es mit solcher Liebe zum Detail hatte
     renovieren lassen bis hin zu Schlössern an den Türen. Wenn er es
     in der Erwartung gekauft hatte, daß Mrs. Forebush es brauchen würde,
     warum dann diese speziellen Maßnahmen? Warum abschirmende Büsche?
     Und warum Doppelbetten?
    Ja wirklich, warum?

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