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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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hierher?«
    »Wir können sie
     nicht finden. Das Haus ist die letzte Adresse, die wir von ihr haben.«
    »Also bei Gott! Sie
     wohnt seit über fünfzehn Jahren nicht mehr hier. Warum sind Sie
     ausgerechnet jetzt hinter ihr her?«
    »Sie wissen doch, wie
     das ist. Wir haben jede Menge Papierkram, und die Sachen stapeln sich.«
    »Auweia! Lassen Sie
     sich eins von mir sagen, Sohnemann. So betreibt man kein Geschäft.
     Ich habe zu meiner Zeit eine ganze Reihe mächtig erfolgreicher Geschäfte
     betrieben, und so, wie Sie die Sache angehen, wird sich Ihres nicht lange
     halten.«
    »Was wissen Sie über
     das junge Paar?«
    »Nicht viel. Sie waren
     nicht lange hier. Haben viel Zeit im Haus verbracht, das kann ich Ihnen
     sagen. Alle beide. Und sie sind zusammen einkaufen gegangen. Sah nicht so
     aus, als kämen sie so besonders gut zurecht miteinander. So was sieht
     man Paaren an. Ich schätze, sie hatten gerade erst geheiratet, bevor
     sie hierherkamen, und nach einer Weile konnte ich auch sehen, warum sie
     Schwierigkeiten hatten. Sie wurde langsam immer runder, und das kam nicht
     vom Essen. Also, was meine Frau ist, Gott hab sie selig, die hätte
     Ihnen auf ein paar Wochen genau sagen können, wie lange sie noch zu
     tragen hatte. Aber ich erinnere mich nicht mehr.«
    »Haben sie das Kind
     bekommen, bevor sie hier weggezogen sind?«
    »Nee. Ich schätze,
     sie waren das Haus leid, oder vielleicht auch einander. Sie sind eines
     Tages einfach gegangen, mit ein paar Koffern. Und nicht mehr zurückgekehrt.«
    »Können Sie mir
     sagen, wie die beiden aussahen?«
    »Nun, mittlerweile müßten
     sie sich natürlich sehr verändert haben. Aber damals…
     « Er dachte nach. »Das Mädchen war, mal abgesehen von
     ihrem Bauch, ein zierliches kleines Ding, braune Haare, hübsch, jung.
     Vielleicht zwanzig, fünfundzwanzig. Er war viel älter. Na ja,
     vielleicht nicht viel älter, aber er sah älter aus. Vielleicht
     vierzig oder so. Seine Haare waren, soweit ich mich erinnern kann,
     ebenfalls braun. Jedenfalls das, was noch davon übrig war.«
    »Er war kahl?«
    »Fast. Schätze,
     seine Platte ist heute ziemlich blank gescheuert.«
    »Wissen Sie noch, wann
     die beiden weggegangen sind?«
    »Nicht genau. Aber das
     kann Mrs. Forebush Ihnen sicher sagen. Sie ist erst ein paar Wochen später
     eingezogen. Richtig nette kleine Dame, diese Mrs. Forebush. Richtig
     freundlich. Und ein richtig schnuckeliges kleines Weibsbild für ihr
     Alter.
    Glauben Sie, die würde
     sich für einen älteren Mann interessieren? Älter als sie,
     aber jung im Herzen? Würden Sie sie das für mich fragen,
     Jungchen?«
    »Das mach ich gern, Mr.
     Jenkins, aber irgendwie meine ich, daß Sie in den letzten fünfzehn
     Jahren doch selbst irgendwann mal Gelegenheit gehabt haben müßten,
     sie danach zu fragen.«
    »Mein Junge, das hätte
     ich vielleicht tun können, aber so ganz das Richtige wär's wohl
     nicht gewesen, oder? Ich meine, wo ich doch schon eine Frau hatte. Meine
     Mrs., Gott sei ihrer Seele gnädig, sie ist erst vor vier Monaten
     gestorben. Ich hatte mir schon vorgenommen, mal mit Mrs. Forebush zu
     plaudern, aber das kann ich kaum tun, bevor eine schickliche Trauerzeit
     verstrichen ist, oder, hmm? Ich dachte nur, na ja, Sie wissen schon, wenn
     Sie auf gutem Fuß mit ihr stehen, könnten Sie da mal für
     mich vorfühlen. Das wäre doch nicht unmoralisch, nicht wahr?
    Und dann hätte ich ein
     wenig mehr, das mich antreibt, etwas, worauf ich mich in den nächsten
     acht Monaten freuen kann.«
    »Ich sag Ihnen, was ich
     machen werde. Wenn ich es irgendwie in das Gespräch einflechten kann,
     frage ich sie, wie sie über eine zweite Ehe denkt. Und wenn sie es in
     Erwägung zieht, mache ich Ihnen, wenn ich weggehe, ein Zeichen mit
     dem Daumen. Wir wär das?«
    »Das wär wirklich
     nett, mein Junge. Irgendwie hat man den Eindruck, daß heute niemand
     mehr was für einen alten Mann tun mag. Ich wäre Ihnen wirklich
     dankbar. Von ganzem Herzen.
    Mächtig reizendes
     kleines Frauchen. Für ihr Alter.«
    Als ich ging, salbaderte er
     im Geiste weiter. Mit jedem Schritt auf Mrs. Forebushs Haustür zu fühlte
     ich mich mehr und mehr wie ein Pandarus für Senioren.
    Mrs. Forebush war zu Hause
     und überrascht, mich so früh zu sehen. Früher, als sie für
     gewöhnlich Besucher empfing, aber ich ließ mich nicht
     abwimmeln. Schließlich waren wir ja keine Fremden mehr. Ich blieb
     nur ein paar Minuten und erzählte ihr,

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