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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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der Stadt, ein kleines Stück hinter dem Rummelplatz auf der
     Achtunddreißigsten Straße. Ich rief Miller an. Und bekam ihn
     wie gewöhnlich an den Apparat.
    Aber wohlgelaunt.
    »Ich habe einen Fall,
     Al. Einen richtigen, anständigen Fall.
    Erpressung. Ich schätze,
     irgend jemand hatte zu viele Fälle, um sie alle für sich allein
     zu behalten, und beschloß, dem armen, alten Miller auch mal 'ne
     Chance zu geben. Jedenfalls werd ich 'ne Weile nicht im Büro sein.
     Die meiste Zeit. Du hattest Glück, mich zu erwischen.«
    »Gut, dann brauche ich
     ja deinetwegen den Einbruch nicht zu gestehen.«
    »Das könnte der
     Durchbruch sein. Was kann ich für dich tun?
    Ich habe hier ein paar
     Unterlagen. Von der Armee, der Polizei hier, der Polizei in Lafayette und
     von der Medizinischen Gesellschaft. Ich werde sie hier für dich
     hinterlegen.«
    »Vielen Dank, aber könntest
     du mir noch einen Gefallen tun, bevor du gehst? Ich suche nach einer
     verschwundenen Ausländerin. Könntest du beim Ausländeramt
     nachfragen, was sie über eine junge Ausländerin haben - den
     Namen hab ich nicht, aber sie hat vom Frühling 1954 bis vielleicht
     September '54 hier in der Fünfzigsten Straße Ost Nummer 413
     gewohnt.        
    Die Adresse ist die letzte,
     die von ihr bekannt ist. Die Behörde hat nach 1954 fünf Jahre
     hintereinander einen Mann hergeschickt, der nach ihr gefragt hat.«
    »Dann mußt du
     dich ans Justizministerium wenden, Al. Nicht ans Ausländeramt.«
     Er hielt inne. »Es ist immer noch derselbe Fall, oder?«
    »Ja, es ist derselbe
     Fall. Wieso fragst du? Kriegst du jetzt, wo du ein großer Lieutenant
     bist, etwa das Flattern, wenn du einem einen Gefallen tun sollst?«
    »Ich bin noch kein
     Lieutenant, Al.«
    »Wie ich nur allzugut
     weiß. Besorg mir die Sachen, ja, Sergeant?«
    »Ach, verdammt. Mach
     ich.«
    »Und mach fix. Ich möchte
     mich nicht bei deinem Captain beschweren müssen.«
    Er lachte. »Bei meinem
     Captain, hm? Gartland würde dich gar nicht verstehen, wenn du
     wirklich mit ihm reden würdest. Du sprichst gutes Englisch.«
    »Viel Glück«,
     sagte ich und legte auf.
    Da ich schon mal draußen
     im Osten war, schien es reine Zeitverschwendung zu sein, direkt nach Hause
     zu fahren, nur um die Unterlagen zu Chivian von der Polizei abzuholen.
     Aber etwas anderes fiel mir nicht ein. Ich schloß einen Kompromiß
     und machte bei einem Laden halt, um ein paar Walnüsse zu kaufen. Dann
     fuhr ich nach Hause und genoß, den zweiten Tag in Folge, eine Fahrt
     gegen den allgemeinen Strom des Stoßverkehrs der Rushhour. Ich
     parkte genau auf halbem Wege zwischen dem Polizeihauptquartier und dem
     SamsonHauptquartier.
    Mit einer Tasche voller Walnüsse
     machte ich mich auf den Weg zu den Cops. Aber alle meine Pläne waren
     vergebens.
    Taube Nuß war nirgends
     zu sehen. Mein Geschenk blieb in meiner Tasche. Ich nahm die Aktenordner
     mit und ging nach Hause.
    Auf der Straße knackte
     ich ein paar Nüsse in der Hand und pickte mir die Hälften
     heraus. Es ist zwar nicht schwer, sie mit der Hand zu knacken, aber nach
     ein paar Nüssen tut die Hand langsam weh. Wozu die Mühe? Ich
     sparte mir den Rest für später auf, vielleicht um sie auf dem
     Boden auszustreuen - als Überraschung für einen Einbrecher,
     falls ich nächtlichen Besuch bekam oder etwas in der Art. Oder um sie
     aufzuheben. Ich bin nicht allzu erpicht auf Walnüsse. Es gab
     vornehmere Tätigkeiten, für die ich meine Hände schonen mußte.
     Wie das Umblättern von Seiten. Seiten und noch mal Seiten.
    Was ich den ganzen Abend tat.
     Nicht einmal ein Anruf von meiner Flamme konnte mich davon abbringen.
     Meiner mich liebenden Flamme.
    Mann, das ist echte Hingabe.
     Heute war Aktennacht bei Samson.
    Zuerst kam Chivians Armeeakte
     an die Reihe. Ihr entnahm ich, daß er 1915 in New York City geboren
     war. Ein Kriegsbaby. 1943 war er als Arzt eingezogen worden. Er hatte bei
     derselben Einheit gedient wie Leander Crystal und Joshua Graham. Der
     einzig interessante Eintrag war, daß man ihn als »Zeuge bei
     der Anhörung im Anschluß an den Tod des Soldaten Joshua Graham«
     gehört hatte.
    In New York war er nicht in
     den Polizeiakten geführt worden, und auch nicht in Lafayette. Und
     keine ungewöhnlichen Informationen von der Medizinischen
     Gesellschaft, der er schon viele Jahre als angesehenes Mitglied angehörte.
    Wenigstens hatte ich seine
     Heimatadresse. Und die Information, daß er nicht

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