Wer viel fragt
verheiratet war,
als er in Lafayette der Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft beitrat.
Keinen Hinweis darauf, daß er überhaupt je verheiratet gewesen
war. Er trat 1957 bei. Das Jahr, in dem er, wie er mir erzählt hatte,
nach Lafayette gezogen war.
Nicht direkt ein Riesenhaufen
Informationen. Aber ich ließ mich nicht entmutigen. Ich machte mit
den Häufchen von Leander Crystal weiter, die nicht seine Finanzen
betrafen.
Einer geradezu
atemberaubenden Eingebung folgend beschloß ich, mir die Stapel in
der Reihenfolge vorzunehmen, die ich für am leichtesten verständlich
hielt.
Ich fing mit dem Geld an. Ich
hatte Fotos von mehreren Scheinen. Genug, um festzustellen, daß sie
in durchgehender Folge numeriert waren. Und daher neu sein mußten.
Mit meinem Vergrößerungsglas schätzte ich die Anzahl der
Scheine.
Ich kam auf ungefähr
siebeneinhalbtausend Dollar, wenn es sich um lauter Zwanziger handelte.
Dann nahm ich mir die
Pornographie vor. Nicht daß ich mir viel davon versprochen hätte,
aber ich hatte mir vorgenommen, das zuerst durchzugehen, was am
leichtesten zu verstehen war.
Wie sich jedoch
herausstellte, war das nicht unbedingt die Pornographie. Ich meine, ich
bin mir nicht sicher, ob ich Pornographie verstand.
Aber eines fiel mir auf.
Obwohl ich nur die Hälfte des Zeugs fotografiert hatte - und meine
Schwarzweißaufnahmen gegenüber den originalen Farbfotos stark
abfielen -, war doch klar, daß nicht alle Aufnahmen professionell
waren. Einige waren es, aber andere Bilder waren einfach Schnappschüsse
von nackten Damen. Auf dieselbe Größe gebracht wie die anderen,
aber doch einfach nur Fotos. Beinahe Porträts, wenn der Vergrößerer
sich etwas mehr Mühe gegeben hätte, auf jeden Abzug den ganzen
Kopf draufzubekommen.
Das Personal variierte. Bis
auf eine Frau, von der es eine ganze Serie von Bildern gab. Profile. Eine
ziemlich zierliche Dame mit zunehmend vorstehender Mitte.
Ich konnte fast spüren,
wie die Kamera von einem langsam kahl werdenden Mann von ungefähr
vierzig Plusminus ein paar Jahre gehalten wurde. Mein einziges Problem
bestand darin, herauszufinden, welcher der verfügbaren Kahlköpfe
dieses Alters auf den Verschluß drückte.
Und herauszufinden, was genau
er sonst noch gedrückt hatte.
Ich ließ die Sache auf
sich beruhen, und mir ging flüchtig der Gedanke durch den Kopf, wie
bereitwillig mein lüsterner alter Gentleman eines dieser Fotos
identifizieren würde.
Okay, gesetzt den Fall, daß
dies tatsächlich meine verschwundene ausländische Mieterin war.
Konnte Leander der Herr des
Hauses gewesen sein? Ich meine, konnte er es überhaupt gewesen sein?
War das möglich?
Was war mit dem Rest seiner
Familie? Oder blieb mir so nur Chivian?
Oder irgend jemand anders.
Und dann dachte ich an die
hohen Büsche und den elektrischen Garagentüröffner, den
Leander hatte einbauen lassen. Mir kamen abscheuliche Gedanken über
zwei glatzköpfige Männer und eine zierliche, schwangere, ausländische
Dame.
Die Sache war eine Pause
wert. Ich aß etwas zu Abend. Als ich nach einem Paar schneller
Sandwiches wieder zurück durchs Zimmer kam, beschloß ich, von
dem übrigen verruchten Zeug abzulassen. Statt dessen nahm ich mir die
Fotos von Crystals Erinnerungsalbum vor. Ich hatte früher auch ein
Erinnerungsalbum. Und ich vermutete, daß es nicht allzu schwer sein
würde, dieses zu verstehen.
Eine gelinde Unterschätzung.
Erinnerungsstücke sind schön und gut, wenn man weiß, woran
genau sie erinnern sollen. Ich verbrachte ungefähr eine Stunde damit,
Seite um Seite der frühen Einträge durchzugehen: Abgerissene
Tickets, Programme, Papierschnipsel, offizielle Briefe, weniger offizielle
Schreiben auf französisch und Bilder. Alles mehr oder weniger aus der
Kriegszeit, vielleicht noch aus der Zeit kurz vorher und kurz nachher. Der
einzige allgemeine Eindruck, den ich gewann, war, daß der Mann kein
Kostverächter gewesen war. Die französischen Briefchen waren
goldig.
Abgesehen von Eisenhower und
Churchill kamen keine Namen vor, die ich gekannt hätte.
Der Krieg war eine aktive und
erregende Zeit der Bewährung für meinen jugendlichen Straftäter
aus Ames, Iowa, gewesen.
Aber mir half das nicht viel
weiter.
Die späteren Einträge
ergaben da schon eher einen Sinn. Er hatte zum Beispiel
Zeitungsausschnitte eingeklebt, auf die ich im Star gestoßen
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