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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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verheiratet war,
     als er in Lafayette der Amerikanischen Medizinischen Gesellschaft beitrat.
     Keinen Hinweis darauf, daß er überhaupt je verheiratet gewesen
     war. Er trat 1957 bei. Das Jahr, in dem er, wie er mir erzählt hatte,
     nach Lafayette gezogen war.
    Nicht direkt ein Riesenhaufen
     Informationen. Aber ich ließ mich nicht entmutigen. Ich machte mit
     den Häufchen von Leander Crystal weiter, die nicht seine Finanzen
     betrafen.
    Einer geradezu
     atemberaubenden Eingebung folgend beschloß ich, mir die Stapel in
     der Reihenfolge vorzunehmen, die ich für am leichtesten verständlich
     hielt.
    Ich fing mit dem Geld an. Ich
     hatte Fotos von mehreren Scheinen. Genug, um festzustellen, daß sie
     in durchgehender Folge numeriert waren. Und daher neu sein mußten.
     Mit meinem Vergrößerungsglas schätzte ich die Anzahl der
     Scheine.
    Ich kam auf ungefähr
     siebeneinhalbtausend Dollar, wenn es sich um lauter Zwanziger handelte.
    Dann nahm ich mir die
     Pornographie vor. Nicht daß ich mir viel davon versprochen hätte,
     aber ich hatte mir vorgenommen, das zuerst durchzugehen, was am
     leichtesten zu verstehen war.
    Wie sich jedoch
     herausstellte, war das nicht unbedingt die Pornographie. Ich meine, ich
     bin mir nicht sicher, ob ich Pornographie verstand.
    Aber eines fiel mir auf.
     Obwohl ich nur die Hälfte des Zeugs fotografiert hatte - und meine
     Schwarzweißaufnahmen gegenüber den originalen Farbfotos stark
     abfielen -, war doch klar, daß nicht alle Aufnahmen professionell
     waren. Einige waren es, aber andere Bilder waren einfach Schnappschüsse
     von nackten Damen. Auf dieselbe Größe gebracht wie die anderen,
     aber doch einfach nur Fotos. Beinahe Porträts, wenn der Vergrößerer
     sich etwas mehr Mühe gegeben hätte, auf jeden Abzug den ganzen
     Kopf draufzubekommen.
    Das Personal variierte. Bis
     auf eine Frau, von der es eine ganze Serie von Bildern gab. Profile. Eine
     ziemlich zierliche Dame mit zunehmend vorstehender Mitte.
    Ich konnte fast spüren,
     wie die Kamera von einem langsam kahl werdenden Mann von ungefähr
     vierzig Plusminus ein paar Jahre gehalten wurde. Mein einziges Problem
     bestand darin, herauszufinden, welcher der verfügbaren Kahlköpfe
     dieses Alters auf den Verschluß drückte.
    Und herauszufinden, was genau
     er sonst noch gedrückt hatte.
    Ich ließ die Sache auf
     sich beruhen, und mir ging flüchtig der Gedanke durch den Kopf, wie
     bereitwillig mein lüsterner alter Gentleman eines dieser Fotos
     identifizieren würde.
    Okay, gesetzt den Fall, daß
     dies tatsächlich meine verschwundene ausländische Mieterin war.
    Konnte Leander der Herr des
     Hauses gewesen sein? Ich meine, konnte er es überhaupt gewesen sein?
     War das möglich?
    Was war mit dem Rest seiner
     Familie? Oder blieb mir so nur Chivian?
    Oder irgend jemand anders.
    Und dann dachte ich an die
     hohen Büsche und den elektrischen Garagentüröffner, den
     Leander hatte einbauen lassen. Mir kamen abscheuliche Gedanken über
     zwei glatzköpfige Männer und eine zierliche, schwangere, ausländische
     Dame.
    Die Sache war eine Pause
     wert. Ich aß etwas zu Abend. Als ich nach einem Paar schneller
     Sandwiches wieder zurück durchs Zimmer kam, beschloß ich, von
     dem übrigen verruchten Zeug abzulassen. Statt dessen nahm ich mir die
     Fotos von Crystals Erinnerungsalbum vor. Ich hatte früher auch ein
     Erinnerungsalbum. Und ich vermutete, daß es nicht allzu schwer sein
     würde, dieses zu verstehen.
    Eine gelinde Unterschätzung.
     Erinnerungsstücke sind schön und gut, wenn man weiß, woran
     genau sie erinnern sollen. Ich verbrachte ungefähr eine Stunde damit,
     Seite um Seite der frühen Einträge durchzugehen: Abgerissene
     Tickets, Programme, Papierschnipsel, offizielle Briefe, weniger offizielle
     Schreiben auf französisch und Bilder. Alles mehr oder weniger aus der
     Kriegszeit, vielleicht noch aus der Zeit kurz vorher und kurz nachher. Der
     einzige allgemeine Eindruck, den ich gewann, war, daß der Mann kein
     Kostverächter gewesen war. Die französischen Briefchen waren
     goldig.
    Abgesehen von Eisenhower und
     Churchill kamen keine Namen vor, die ich gekannt hätte.
    Der Krieg war eine aktive und
     erregende Zeit der Bewährung für meinen jugendlichen Straftäter
     aus Ames, Iowa, gewesen.
    Aber mir half das nicht viel
     weiter.
    Die späteren Einträge
     ergaben da schon eher einen Sinn. Er hatte zum Beispiel
     Zeitungsausschnitte eingeklebt, auf die ich im Star gestoßen

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