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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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meiner Gegenwart bewußt.
     »Wunderschön unter dem Aspekt des Geldes. Die Welt der
     Finanzen. Sie wissen schon.«
    Ich wußte. Ich wußte
     auch, daß Maude mir genau die Art Mann präsentiert hatte, die
     ich brauchte, einen Mann, der in der Welt des Geldes heimischer war als in
     der Welt derer, die das Geld besaßen.
    »Okay«, sagte
     ich, »geben Sie mir einen Überblick. Sie können bei dem
     Zeitpunkt anfangen, nachdem er seine Moneten bekommen hat, und dann gehen
     wir von da aus zurück.«
    »Ein Überblick«,
     sagte er. »Nun, es ist ein wenig schwierig, die Sache so auszudrücken,
     daß ein Laie sie verstehen kann… «
    Das war nicht untertrieben.
     Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis ich das Gefühl hatte, das
     Wesentliche kapiert zu haben.
    Leander hatte Geld geerbt.
     Leander war nicht daran gewöhnt, großes Geld in den Fingern zu
     haben. Leander erlernte den Umgang mit großem Geld. Leander machte
     großes Geld noch größer, sehr geschickt und nach einer
     Weile auch sehr schnell.
    Leander hatte Mumm. Leanders
     Mumm zahlte sich aus. Zehn bis zwölf Millionen, und zwar vor der
     Rezession von 1970.
    Leander war ein armer Junge
     mit einem schlummernden Talent gewesen und hatte zu seinem großen Glück
     die Chance erhalten, dieses Talent zu entwickeln. Hatte er Glück
     gehabt?
    Oder hatte er dem Glück
     nachgeholfen? Ich fand es interessant, daß der Mann, der mir gegenüber
     betont hatte, daß Fleur nicht darunter leiden solle, nicht genug
     Geld zu haben, um in ihrer Hypochondrie zu schwelgen, daß ebendieser
     Mann gelegentlich Risiken eingegangen war, die sie hätten ruinieren können,
     wenn die Sache schiefgegangen wäre.
    Aber natürlich hatten
     sie Profit gemacht und lebten allesamt wie Gott in Frankreich. Vor allem
     Leander. »Und«, sagte Elmitt mit einer Art von Tonfall, die
     stark nach einem Coup de grase klang, »da wäre noch die
     Kleinigkeit mit seinem Schweizer Bankkonto.«
    »Was?«
    »Ah.« Er lachte.
     »Ich dachte mir schon, daß das vielleicht Ihr Interesse
     erregen würde.«
    »Mr. Elmitt«,
     sagte ich, »ich interessiere mich für alles, was Sie zu sagen
     haben. Es ist nur so, daß ich nicht geringe Probleme habe, das Ganze
     zu verstehen. Vielleicht sollte ich einen Kurs belegen.«   
    »Vielleicht sollten Sie
     das, ja. Das Studium der Welt des Geldes kann ein faszinierendes Hobby
     sein oder ein Geschäft, je nachdem, wie die Dinge liegen.«
    »Wie war das mit der
     Schweizer Geschichte?«
    »Ja. Also, ich kann es
     nicht garantieren, aber diese Seite und diese Seite…« Er
     winkte ökonomisch mit zwei Seiten. »Riechen deutlich nach einem
     Schweizer Bankkonto.«
    »Wie deutlich?«
    »Oh, ziemlich deutlich.
     Es scheinen eineinviertel Millionen drauf zu sein, und es wird nur durch
     eine Nummer identifiziert.«
    Das war die klarste Äußerung,
     die ich bisher aus ihm herausgeholt hatte. Ich fragte mich, ob er langsam
     müde wurde.
    »Ich kann natürlich
     nicht sicher sein, aber für gewöhnlich deuten sie auf ein
     gewisses Maß an Steuerhinterziehung hin.
    Könnte Ihnen das
     irgendwie weiterhelfen?«
    »Ich glaube, es könnte«,
     sagte ich.
    »Oh, gut«, sagte
     er und machte sich daran, die Papiere zusammenzulegen. Ich hielt ihn auf.
    »Da sind noch ein paar
     Sachen, die wir klären müßten, Mr. Elmitt. Das andere
     Material. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mir leisten kann, diese
     Sachen mit Ihnen durchzugehen.«
    »Nun, was haben wir
     denn bisher?«
    »Einhundert«,
     sagte ich. Als wären es Tausende. »Legen Sie noch einen halben
     Hunderter drauf, und ich mache Ihnen auch diese Sachen fertig.«
    »Okay«, sagte
     ich. »Betrachten Sie den halben Hunderter als draufgelegt.«
    »Gut. Ich sagte ja
     bereits, daß Sie nicht für den Unterhalt dieses Hauses
     aufkommen müßten. Aber Sie können meiner Tochter helfen,
     ein neues Kleid zu kriegen. Ich hätte es gehaßt, mich erst auf
     den Geschmack bringen zu lassen und keine Chance zu bekommen, sämtliche
     Berechnungen durchzugehen.«
    Auf einem Schreibtisch in der
     Ecke der Veranda stand eine große Rechenmaschine. Ich meine, wozu
     sollte eine verglaste Veranda auch sonst nutze sein? Warum sollte man
     nicht in der Sonne sitzen und rechnen?
    »Was ist mit den Jahren
     vor 1956?«
    Er seufzte und zeigte auf
     zwei kleine Stapel. »Ausgaben«, sagte er und klopfte auf den
     ersten Stoß. »Einnahmen«, und klopfte auf den zweiten,
     der nur aus wenigen Blättern bestand.

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