Wer viel fragt
meiner Gegenwart bewußt.
»Wunderschön unter dem Aspekt des Geldes. Die Welt der
Finanzen. Sie wissen schon.«
Ich wußte. Ich wußte
auch, daß Maude mir genau die Art Mann präsentiert hatte, die
ich brauchte, einen Mann, der in der Welt des Geldes heimischer war als in
der Welt derer, die das Geld besaßen.
»Okay«, sagte
ich, »geben Sie mir einen Überblick. Sie können bei dem
Zeitpunkt anfangen, nachdem er seine Moneten bekommen hat, und dann gehen
wir von da aus zurück.«
»Ein Überblick«,
sagte er. »Nun, es ist ein wenig schwierig, die Sache so auszudrücken,
daß ein Laie sie verstehen kann… «
Das war nicht untertrieben.
Es dauerte ungefähr eine Stunde, bis ich das Gefühl hatte, das
Wesentliche kapiert zu haben.
Leander hatte Geld geerbt.
Leander war nicht daran gewöhnt, großes Geld in den Fingern zu
haben. Leander erlernte den Umgang mit großem Geld. Leander machte
großes Geld noch größer, sehr geschickt und nach einer
Weile auch sehr schnell.
Leander hatte Mumm. Leanders
Mumm zahlte sich aus. Zehn bis zwölf Millionen, und zwar vor der
Rezession von 1970.
Leander war ein armer Junge
mit einem schlummernden Talent gewesen und hatte zu seinem großen Glück
die Chance erhalten, dieses Talent zu entwickeln. Hatte er Glück
gehabt?
Oder hatte er dem Glück
nachgeholfen? Ich fand es interessant, daß der Mann, der mir gegenüber
betont hatte, daß Fleur nicht darunter leiden solle, nicht genug
Geld zu haben, um in ihrer Hypochondrie zu schwelgen, daß ebendieser
Mann gelegentlich Risiken eingegangen war, die sie hätten ruinieren können,
wenn die Sache schiefgegangen wäre.
Aber natürlich hatten
sie Profit gemacht und lebten allesamt wie Gott in Frankreich. Vor allem
Leander. »Und«, sagte Elmitt mit einer Art von Tonfall, die
stark nach einem Coup de grase klang, »da wäre noch die
Kleinigkeit mit seinem Schweizer Bankkonto.«
»Was?«
»Ah.« Er lachte.
»Ich dachte mir schon, daß das vielleicht Ihr Interesse
erregen würde.«
»Mr. Elmitt«,
sagte ich, »ich interessiere mich für alles, was Sie zu sagen
haben. Es ist nur so, daß ich nicht geringe Probleme habe, das Ganze
zu verstehen. Vielleicht sollte ich einen Kurs belegen.«
»Vielleicht sollten Sie
das, ja. Das Studium der Welt des Geldes kann ein faszinierendes Hobby
sein oder ein Geschäft, je nachdem, wie die Dinge liegen.«
»Wie war das mit der
Schweizer Geschichte?«
»Ja. Also, ich kann es
nicht garantieren, aber diese Seite und diese Seite…« Er
winkte ökonomisch mit zwei Seiten. »Riechen deutlich nach einem
Schweizer Bankkonto.«
»Wie deutlich?«
»Oh, ziemlich deutlich.
Es scheinen eineinviertel Millionen drauf zu sein, und es wird nur durch
eine Nummer identifiziert.«
Das war die klarste Äußerung,
die ich bisher aus ihm herausgeholt hatte. Ich fragte mich, ob er langsam
müde wurde.
»Ich kann natürlich
nicht sicher sein, aber für gewöhnlich deuten sie auf ein
gewisses Maß an Steuerhinterziehung hin.
Könnte Ihnen das
irgendwie weiterhelfen?«
»Ich glaube, es könnte«,
sagte ich.
»Oh, gut«, sagte
er und machte sich daran, die Papiere zusammenzulegen. Ich hielt ihn auf.
»Da sind noch ein paar
Sachen, die wir klären müßten, Mr. Elmitt. Das andere
Material. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es mir leisten kann, diese
Sachen mit Ihnen durchzugehen.«
»Nun, was haben wir
denn bisher?«
»Einhundert«,
sagte ich. Als wären es Tausende. »Legen Sie noch einen halben
Hunderter drauf, und ich mache Ihnen auch diese Sachen fertig.«
»Okay«, sagte
ich. »Betrachten Sie den halben Hunderter als draufgelegt.«
»Gut. Ich sagte ja
bereits, daß Sie nicht für den Unterhalt dieses Hauses
aufkommen müßten. Aber Sie können meiner Tochter helfen,
ein neues Kleid zu kriegen. Ich hätte es gehaßt, mich erst auf
den Geschmack bringen zu lassen und keine Chance zu bekommen, sämtliche
Berechnungen durchzugehen.«
Auf einem Schreibtisch in der
Ecke der Veranda stand eine große Rechenmaschine. Ich meine, wozu
sollte eine verglaste Veranda auch sonst nutze sein? Warum sollte man
nicht in der Sonne sitzen und rechnen?
»Was ist mit den Jahren
vor 1956?«
Er seufzte und zeigte auf
zwei kleine Stapel. »Ausgaben«, sagte er und klopfte auf den
ersten Stoß. »Einnahmen«, und klopfte auf den zweiten,
der nur aus wenigen Blättern bestand.
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