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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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war.
     Und ein paar, die ich bisher nicht kannte, aus den News, dem
     Nachmittagsbruder des Star. Erst als ich die Artikel über die
     Hochzeit noch einmal las, wurde mir klar, wie viele Jahre Leander Crystal
     tatsächlich von Fleur Graham trennten. Als er 1946 zum ersten Mal
     nach Indianapolis kam, um das Butler's Business College zu besuchen, war
     er sechsundzwanzig Jahre alt. Fleur war sechzehn. Er hatte die halbe Welt
     kennengelernt, hatte alles, was es in einem Krieg zu sehen gab, gesehen
     und sich, nach den Ausschnitten und Briefen zu urteilen, nicht auf den
     rein militärischen Aspekt beschränkt.   
    Sie hatte nichts gesehen. Sie
     war nach allen Berichten, die ich gehört hatte, ein relativ ruhiges,
     relativ unbeholfenes kleines Mädchen gewesen.
    Auftritt Leander. Eine
     Liebesheirat.
    Das Telefon klingelte. Wenn
     man vom Teufel spricht… Ich nahm den Hörer ab und erwartete,
     Leander Crystal zu hören.
    »Mr. Samson? Hier ist
     Ihr Steuerberater.« Der Anrufer sprach die Worte sehr sorgfältig
     und eines nach dem anderen aus, um ihre Bedeutung zu betonen. »Ich
     habe heute ein Päckchen von Ihnen bekommen. Ich wüßte
     gern, ob Sie mir ein paar konkretere Anweisungen bezüglich des
     Inhalts geben könnten.
    Das sind eine ganze Menge
     Unterlagen, Sie verstehen schon, und wenn ich wüßte, wonach ich
     suche, würde mir das helfen, die Dinge zu sortieren.«
    »Ich verstehe Ihr
     Problem, aber es gibt da nicht viel, was ich für Sie tun könnte.«
    »Vielleicht, wenn ich
     mich ein bißchen konkreter ausdrücke.
    Können Sie mir sagen, ob
     wir nach einem Steuerbetrug suchen oder nach Beweisen für finanzielle
     Mißwirtschaft oder Geld, das an mysteriöse Orte gegangen ist,
     die möglicherweise den Beweis für den Unterhalt einer Geliebten
     liefern könnten, oder irgend etwas anderes?«
    »Ich brauche zuerst
     einmal irgendeinen Fingerzeig, was jeder einzelne Eintrag bedeutet. Es ist
     nicht nötig, jetzt schon detaillierte Aufstellungen der Ausgaben zu
     machen. Ich weiß noch nicht genau, wonach ich suche, aber der erste
     Schritt ist die Identifikation eines jeden Eintrags. Wenn es Ihnen
     irgendwie weiterhilft: Der Zeitraum, für den ich mich am meisten
     interessiere, ist der zwischen 1953 und 1954.«
    »Na schön, ich
     werde versuchen, herauszufinden, was in diese Zeit fällt, und das
     dann zuerst bearbeiten. Wenn es Ihnen möglich wäre, könnten
     Sie morgen mal vorbeikommen. Sagen wir früh am Nachmittag. Bis dahin
     habe ich die Unterlagen einmal durchgesehen, und wir können das
     Problem vielleicht etwas enger einkreisen.«
    »Einverstanden.«
    »Sie werden
     entsprechende Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, falls Sie das für
     notwendig halten, um sicherzugehen, daß man Ihnen nicht folgt. Wenn
     ich richtig verstehe, ist die Sache nicht ganz ungefährlich.«
            
    »Dessen bin ich mir
     nicht absolut sicher, aber ich werde Vorsichtsmaßnahmen ergreifen.«
    »Gut. Gute Nacht.«
    Gut, vielleicht mit einer
     Tendenz zum Besseren. Das Tempo des Lebens schien sich zu beschleunigen.
     Wieder einmal war ich aufgeregt. Immer noch.
    Aufgeregt genug, um mich
     wieder den Stößen von Fotos zu stellen. Das Erinnerungsalbum
     gab noch etwas her. Einige Dinge, die mit der kleinen Eloise
     zusammenhingen. Und dann wurde der Strom der Erinnerung sozusagen immer dünner.
     Ich gewann den Eindruck, daß das Buch selbst ein Überbleibsel
     einer aufregenderen, vielleicht auch weniger reifen Lebensphase des Mannes
     war.
    Ich machte weiter. Fotos von
     diversen Papieren. Postmüll: Die meisten der lose in seiner
     Schreibtischschublade aufbewahrten Schreiben gehörten tatsächlich
     in die Rubrik ›Vermischtes‹. Da war nichts zu finden.
    Ich kam zu seinem Adreßbuch.
     Frauen, wie sich herausstellte.
    Zweiundvierzig insgesamt. Was
     mir Stoff zum Nachdenken gab.
    Es ließ sich nicht
     herausfinden, von wann die Eintragungen waren, aber zweiundvierzig war
     jedenfalls keine schlechte Zahl für einen Zeitraum von fünfzehn
     Jahren.
    Die zahlreichen Geheimnisse
     eines Mannes. Ich wußte nicht, was ich mit so zahlreichen
     Geheimnissen anfangen sollte.
    Aber es ging mir auf, daß
     schon die bloße Anzahl etwas zu sagen hatte. Daß nämlich
     die Damen alle oder größtenteils Professionelle waren. Kein
     Mann von Crystals finanziellen Möglichkeiten konnte so viele
     Freundinnen zum Nulltarif haben, ohne zumindest den Preis von Gerüchten
     zu zahlen. Und jegliches Gerücht wäre

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