Wer viel fragt
Maude zu Ohren gekommen.
Aber Maude hatte Crystal ein gerüchtefreies Zeugnis ausgestellt.
Quod erat demonstrandum.
Ich erinnerte mich wieder an
die Kleider in seinem Büro. Ein ordnungsliebender Mann - ein Mann,
der nicht zu Skandalen neigte. Und bereit war, sich die Vermeidung
derselben einiges kosten zu lassen. Geld und Mühe.
Ich fragte mich, ob er seine
Geheimbüroperücke trug, wenn er seine geheimen Damen besuchte.
Klang für mich wie eine Frage aus ›Wetten, daß‹.
Ich beschloß, Miller
anzurufen.
Er war da, aber das Zeug, das
ich haben wollte, nicht. »Sieh mal, Al, das sind doch auch nur
Menschen, selbst beim Justizministerium. Wenn du den Namen wüßtest,
hätte ich die Sachen vielleicht schon bekommen, aber so rechne ich frühestens
morgen damit. Mach mal langsam, ja? Ich hab die Anfrage erst heute
nachmittag rausgeschickt.«
Er hatte natürlich
recht. Ich hatte vergessen, daß ich ihn erst heute nachmittag um die
Informationen über meine verschwundene Ausländerin gebeten
hatte.
Ein schlechtes Zeichen. Ein
schlechtes Zeichen. Ich verlor das Zeitgefühl. Also räumte ich
meine Sachen weg und machte mich auf den Weg ins Bett, unter Zuhilfenahme
einer Schlaftablette.
Ich nehme nicht oft eine -
deshalb macht es, wenn ich eine nehme, nur noch bumm!
34
Ich wachte niedergeschlagen
und ungeduldig auf. Ich hatte eine Verabredung mit meinem Steuerberater.
Ich wollte nicht bis zum Nachmittag warten, bevor ich irgend etwas
Crystalleskes unternahm. Aber es gab nichts zu tun. Steuerberater am
Nachmittag, Telefongespräch mit Miller am Abend. Aber was war mit dem
Morgen?
Ein gemächliches Frühstück.
Vorladungen zustellen.
Um dreizehn Uhr fünfundvierzig
parkte ich vor der North, Park Avenue Nummer 4552. Nicht auf der Park
Avenue in New York, aber vor einem ziemlich feinen, großen,
georgianischen Haus mit Säulen. Ich wußte nicht, ob ich mir das
leisten konnte.
Genauer gesagt, ich wußte,
daß ich es mir nicht leisten konnte.
Ich klingelte. Ein Mann, der
ungefähr zwei Meter groß und sehr dünn war, öffnete
die Tür und winkte mich herein. »Ich hab Sie schon erwartet,
Mr. Samson. Sehr interessante Dokumente, die Sie mir da überlassen
haben.« Er führte mich durch den Flur und quer durch ein langes
Wohnzimmer auf eine verglaste Veranda, neben der es noch eine weitere,
geschlossene Veranda gab. Ich habe Leuten in Häusern wie diesem
Vorladungen überbracht, aber ich habe noch nie einen von ihnen
engagiert.
Ich mache mich als
Angestellter besser denn als Arbeitgeber.
Und vielleicht am besten,
wenn ich weder das eine noch das andere bin.
Aber der Bursche hatte trotz
all seiner Größe Verständnis für uns kleine Jungs.
»Sie fühlen sich nicht recht wohl hier, Mr. Samson? Keine
Sorge, Sie brauchen das alles nicht mitzubezahlen. Ich habe das Haus
geerbt und außerdem etwas Geld, um es zu unterhalten. Ich übernehme
Aufträge wie den für Sie aus Freude an der Sache. Setzen Sie
sich.« Er bot mir einen tiefen Korbsessel neben einem niedrigen,
runden Korbtisch an, der mit gelbem, liniertem Papier und meinen Fotos
bedeckt war.
»Ich bin Andrew Elmitt.«
Wir reckten uns aus den Tiefen unserer Sessel heraus, um uns die Hände
zu schütteln. »Ich verstehe jetzt, warum Sie mir keine klare
Vorstellung geben konnten, was hier vorgeht. Vor allem deshalb, weil eine
ganze Menge vorgeht. Obwohl es mich überrascht, daß Sie sich am
meisten für den von Ihnen erwähnten Zeitabschnitt interessieren.«
»Warum?« fragte
ich - meine erste nicht gegrunzte Äußerung.
»Nun, weil es
ausgerechnet die Zeit vor 1956 ist, in der sich absolut gar nichts
ereignet. Oh, ein wenig schon, aber damals waren erst kümmerliche
Beträge im Spiel. Lauter Kleinigkeiten, Einnahmen wie Ausgaben.
Einiges paßt nicht recht ins Bild, wie diese Schecks an einen Mann
namens Chaulet, aber sonst so ziemlich das Gewöhnliche.« Er zog
das Wort ›ziemlich‹ in die Länge, als sei er ein Anwalt
und wolle sich keinesfalls festlegen lassen.
»Aber seit 1956 ging es
einfach wunderbar. Der Besitzer der ursprünglichen Unterlagen hat,
wenn ich recht verstehe, viel Geld geerbt. Und er war nicht ganz daran gewöhnt,
damit umzugehen, wenn ich recht verstehe. Aber der Mann hat Talent.
Vorsicht und Kühnheit.
Wirklich eine wunderschöne Geschichte. Ich meine…« Er
hielt inne, als würde er sich wieder einmal
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