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Wer viel fragt

Wer viel fragt

Titel: Wer viel fragt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Z. Lewin
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Maude zu Ohren gekommen.
     Aber Maude hatte Crystal ein gerüchtefreies Zeugnis ausgestellt.
    Quod erat demonstrandum.
    Ich erinnerte mich wieder an
     die Kleider in seinem Büro. Ein ordnungsliebender Mann - ein Mann,
     der nicht zu Skandalen neigte. Und bereit war, sich die Vermeidung
     derselben einiges kosten zu lassen. Geld und Mühe.
    Ich fragte mich, ob er seine
     Geheimbüroperücke trug, wenn er seine geheimen Damen besuchte.
     Klang für mich wie eine Frage aus ›Wetten, daß‹.
    Ich beschloß, Miller
     anzurufen.
    Er war da, aber das Zeug, das
     ich haben wollte, nicht. »Sieh mal, Al, das sind doch auch nur
     Menschen, selbst beim Justizministerium. Wenn du den Namen wüßtest,
     hätte ich die Sachen vielleicht schon bekommen, aber so rechne ich frühestens
     morgen damit. Mach mal langsam, ja? Ich hab die Anfrage erst heute
     nachmittag rausgeschickt.«
    Er hatte natürlich
     recht. Ich hatte vergessen, daß ich ihn erst heute nachmittag um die
     Informationen über meine verschwundene Ausländerin gebeten
     hatte.
    Ein schlechtes Zeichen. Ein
     schlechtes Zeichen. Ich verlor das Zeitgefühl. Also räumte ich
     meine Sachen weg und machte mich auf den Weg ins Bett, unter Zuhilfenahme
     einer Schlaftablette.
    Ich nehme nicht oft eine -
     deshalb macht es, wenn ich eine nehme, nur noch bumm!

34
    Ich wachte niedergeschlagen
     und ungeduldig auf. Ich hatte eine Verabredung mit meinem Steuerberater.
     Ich wollte nicht bis zum Nachmittag warten, bevor ich irgend etwas
     Crystalleskes unternahm. Aber es gab nichts zu tun. Steuerberater am
     Nachmittag, Telefongespräch mit Miller am Abend. Aber was war mit dem
     Morgen?
    Ein gemächliches Frühstück.
    Vorladungen zustellen.
    Um dreizehn Uhr fünfundvierzig
     parkte ich vor der North, Park Avenue Nummer 4552. Nicht auf der Park
     Avenue in New York, aber vor einem ziemlich feinen, großen,
     georgianischen Haus mit Säulen. Ich wußte nicht, ob ich mir das
     leisten konnte.
    Genauer gesagt, ich wußte,
     daß ich es mir nicht leisten konnte.
    Ich klingelte. Ein Mann, der
     ungefähr zwei Meter groß und sehr dünn war, öffnete
     die Tür und winkte mich herein. »Ich hab Sie schon erwartet,
     Mr. Samson. Sehr interessante Dokumente, die Sie mir da überlassen
     haben.« Er führte mich durch den Flur und quer durch ein langes
     Wohnzimmer auf eine verglaste Veranda, neben der es noch eine weitere,
     geschlossene Veranda gab. Ich habe Leuten in Häusern wie diesem
     Vorladungen überbracht, aber ich habe noch nie einen von ihnen
     engagiert.
    Ich mache mich als
     Angestellter besser denn als Arbeitgeber.
    Und vielleicht am besten,
     wenn ich weder das eine noch das andere bin.
    Aber der Bursche hatte trotz
     all seiner Größe Verständnis für uns kleine Jungs.
     »Sie fühlen sich nicht recht wohl hier, Mr. Samson? Keine
     Sorge, Sie brauchen das alles nicht mitzubezahlen. Ich habe das Haus
     geerbt und außerdem etwas Geld, um es zu unterhalten. Ich übernehme
     Aufträge wie den für Sie aus Freude an der Sache. Setzen Sie
     sich.« Er bot mir einen tiefen Korbsessel neben einem niedrigen,
     runden Korbtisch an, der mit gelbem, liniertem Papier und meinen Fotos
     bedeckt war.
    »Ich bin Andrew Elmitt.«
     Wir reckten uns aus den Tiefen unserer Sessel heraus, um uns die Hände
     zu schütteln. »Ich verstehe jetzt, warum Sie mir keine klare
     Vorstellung geben konnten, was hier vorgeht. Vor allem deshalb, weil eine
     ganze Menge vorgeht. Obwohl es mich überrascht, daß Sie sich am
     meisten für den von Ihnen erwähnten Zeitabschnitt interessieren.«
    »Warum?« fragte
     ich - meine erste nicht gegrunzte Äußerung.
    »Nun, weil es
     ausgerechnet die Zeit vor 1956 ist, in der sich absolut gar nichts
     ereignet. Oh, ein wenig schon, aber damals waren erst kümmerliche
     Beträge im Spiel. Lauter Kleinigkeiten, Einnahmen wie Ausgaben.
     Einiges paßt nicht recht ins Bild, wie diese Schecks an einen Mann
     namens Chaulet, aber sonst so ziemlich das Gewöhnliche.« Er zog
     das Wort ›ziemlich‹ in die Länge, als sei er ein Anwalt
     und wolle sich keinesfalls festlegen lassen.
    »Aber seit 1956 ging es
     einfach wunderbar. Der Besitzer der ursprünglichen Unterlagen hat,
     wenn ich recht verstehe, viel Geld geerbt. Und er war nicht ganz daran gewöhnt,
     damit umzugehen, wenn ich recht verstehe. Aber der Mann hat Talent.
    Vorsicht und Kühnheit.
     Wirklich eine wunderschöne Geschichte. Ich meine…« Er
     hielt inne, als würde er sich wieder einmal

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