Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
ihrem Weinglas überlegte Nealy ein wenig und stellte es dann wieder ab. »Ich bin eine nationale Ikone.«
Er starrte sie bloß an, mehrere Sekunden lang. Dann begann ihm allmählich klar zu werden, was sie nicht direkt in Worte gefasst hatte, und wieder bekam er diesen leicht benommenen Gesichtsausdruck. »Du könntest es echt schaffen, stimmt’s?«
Sie stützte das Kinn auf den Handrücken und blickte träumerisch in die Ferne. »Wenn ich wollte, könnte ich unter Umständen das größte Machtzentrum um mich versammeln, das Washington je gesehen hat.«
»Und würdest dann wie eine gute Fee bloß gute Dinge bewirken.«
Sein Zynismus war wieder da, aber sie ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. »Ja, genau!«
»Aber so läuft’s in diesem Spiel nicht.«
»Vielleicht bin ich die einzige Person, die dieses Spiel nicht mitzuspielen braucht. Denn ich habe das bereits hinter mir.«
»Im Klartext heißt das?«
»Dass ich vollkommen uneigennützig bin. Denn wer das Ego aus dem Spiel lässt, kann einfacher Diener des Volkes sein. Ich verfüge über absolute Glaubwürdigkeit.«
»Na, die vergangene Woche hat aber eine dicke Delle in diese Glaubwürdigkeit gerammt.«
»Nicht, wenn ich die Sache zu meinem Vorteil nutze.«
»Ja, der liebe Vorteil«, meinte er gedehnt. »Hab mich schon gefragt, wann du darauf kommst.«
»Durchaus legitim, solange man ehrlich bleibt. Die Leute verstehen es, wenn man seinen Job satt hat. Ich habe bei einer Aufgabe das Handtuch geworfen, die mich zu ersticken drohte. Damit kann sich jeder Normalbürger identifizieren.«
»Aber hier geht’s um weit mehr als nur um das Fortlaufen vor einem unbefriedigenden Job. Es geht darum, wo du warst und was du getrieben hast. Die Presse wird nicht eher ruhen, bis die ganze Geschichte auf dem Tisch liegt.«
»Glaub mir, ich weiß besser, wie man Journalisten aus dem Weg geht, als du dir vorstellen kannst.«
Ihr Gegenüber begann, das Tischtuch zu studieren.
»Vertrau mir, Mat. Ich liebe die Mädchen. Nie würde ich etwas tun, was ihnen schaden könnte.«
Er nickte, schaute sie aber nicht an.
Der Ober brachte ihre Salate, und sie hielt es für besser, das Thema zu wechseln. »Jetzt habe ich die ganze Zeit nur über mich geredet, aber du hast mir fast noch gar nichts über deinen Job erzählt.«
»Da gibt’s nicht viel zu berichten. Willst du ein Brötchen?«
Beflissen hielt er ihr das grüne Körbchen hin, das der Ober zuvor gebracht hatte.
»Nein danke. Magst du deinen Job?«
»Ich mache wohl gerade eine berufliche Krise durch.« Unbehaglich rückte er auf dem kleinen Stuhl hin und her.
»Vielleicht kann ich ja helfen.«
»Unwahrscheinlich.«
»Das ist also bloß eine Einbahnstraße – verstehe ich das richtig? Ich erzähle dir alle meine Geheimnisse, und du behältst deine für dich?«
»Ich bin alles andere als stolz auf ein paar von meinen Heldentaten.«
So ernst hatte sie ihn noch nie gesehen.
Er legte seine Gabel beiseite und schob den Salatteller von sich. »Es wäre da etwas zu klären.«
Ihr Herz sank. Sie wusste genau, was jetzt kommen würde – aber sie wollte es nicht hören.
18
Mat musste ihr die Wahrheit sagen. Das wusste er schon seit letzter Nacht.
»Du brauchst dir keine Sorgen zu machen«, winkte sie ab. »Ich mag ja in vielen Dingen naiv sein, aber was letzte Nacht betrifft, verstehe ich schon.«
Seine mentalen Rädchen quietschten, und er runzelte die Stirn. Seine Riesenstory war mit ihrem Geständnis, dass sie überlegte, sich selbst um ein Amt zu bewerben, soeben noch riesiger geworden – aber das änderte nichts. Sie hatte ein Recht darauf, seinen Beruf zu erfahren.
Der Gedanke an ihre Reaktion lähmte seine Zunge ein wenig. »Letzte Nacht? Da hab ich nicht gemeint. Ich muss dir – was genau meinst du damit, du verstehst schon?«
»Du zuerst.«
»Dir kommen Zweifel, stimmt’s?«
»Ja, ganz gewaltige«, gab sie zu. »Und dir?«
Er hatte gute Gründe für Zweifel, aber es störte ihn, dass sie auch welche hegte. »Meine einzigen Zweifel bestehen darin, ob Lucy und das Baby auch schlafen, wenn wir zurückkommen, damit wir gleich in die Kissen können.«
»Ab in die Kissen also, hopplahopp?«
»Ja.« Er verdrängte, was er ihr hatte sagen wollen. Später. Nach dem Essen. »Tu nicht, als ob du das nicht auch willst. Vergiss nicht, ich war ganz schön dabei, letzte Nacht! Außerdem schaust du mich schon den ganzen Abend an, als ob ich die Nachspeise wäre.«
»Tue ich nicht! Na, vielleicht ein
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