Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Chintzbezügen erstrahlte. Mat ließ den Blick suchend schweifen, um sicherzugehen, dass nicht irgendwo Terroristen oder ein verrückter Einzeltäter lauerten. Seiner Ansicht nach waren sie draußen im Innenhof am sichersten aufgehoben.
Nealys kurze Haare wehten, als sie durchs Lokal schritt, der Rock ihres Kleides umflatterte ihre Knie, und das kleine Herz in ihrer Halsgrube kitzelte. Ihre hohen Absätze klapperten auf den Fliesen, und Armanis neuester Duft stieg von ihren Pulspunkten auf. Der vage verblüffte Ausdruck auf Mats Gesicht, als sie die Treppe herunterkam, hatte sie voll belohnt.
Sie war nicht die Einzige, die sich mit ihrer Erscheinung Mühe gegeben hatte. Auch er sah umwerfend aus in einer hellgrauen Hose und einem graublauen Hemd. Die goldene Uhr an seinem Handgelenk blitzte, als er ihr den Stuhl zurechtrückte und dann die Weinkarte zur Hand nahm, um sie zu studieren. Obwohl der dekorative gusseiserne Stuhl viel zu zierlich für ihn war, ließ er sich dennoch höchst selbstverständlich darauf nieder.
Der Ober warf Nealy einen missbilligenden Blick zu, als Mat einen teuren Wein wählte. »Vorschrift vom Arzt«, erklärte Mat ihm. »Ihr hormoneller Zustand erfordert gelegentlichen Alkoholgenuss.«
Nealy beugte lächelnd den Kopf über die Speisekarte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal unbeobachtet in einem Restaurant gesessen hatte. Hinter ihnen stand ein Spalier voller blühender, purpurroter Klematis und rosa Rosen, und der nächste Tisch war weit genug entfernt, um ihnen ein köstliches Gefühl von Privatsphäre zu geben.
Sie plauderten über Belangloses, bis der Ober den Wein brachte und ihre Bestellung aufnahm. Als er gegangen war, erhob Mat sein Glas und stieß mit ihr an. Sein Lächeln beinhaltete allerhand sinnliche Versprechungen. »Auf ein herrliches Essen, eine heiße Sommernacht und meine wunderschöne, sexy First Lady!«
Am liebsten hätte sie auch gleich Mat mitgetrunken, nicht nur den Wein. Es war nicht einfach, wo das Wissen um das, was der Abend später noch bringen würde, wie ein dritter Gast mit bei ihnen am Tisch saß. Auf einmal wollte sie diesen Restaurantbesuch, auf den sie sich den ganzen Tag gefreut hatte, so schnell wie möglich abhaken. »Ihr Stahlarbeiterjungs könnt ja richtige Süßholzraspler sein!«
Er lehnte sich auf dem zierlichen Stuhl zurück. Wie sie schien auch er zu merken, dass sie in Flammen aufgehen würden, noch bevor das Essen serviert war, wenn sie das Gespräch nicht in etwas kühlere Gewässer lenkten. »Nur einer aus der Zweiten Liga, verglichen mit deiner Meute.«
»Ah, da ist er ja wieder, dieser Zynismus, den ich so schätze und bewundere.«
»Schon erstaunlich, wie es deine Kumpels in Washington immer wieder schaffen, sich vor der Wahrheit zu drücken!«
Sie reagierte instinktiv auf das herausfordernde Blitzen in seinen Augen. »Du langweilst mich!«
»Gesprochen wie der geborene Politiker!« Als er an jenem Abend mit Bertis und Charlie über Politik diskutierte, hatte sie nicht gewagt mitzureden, nun aber schon. »Zynismus ist einfach«, fasste sie zusammen. »Einfach und billig.«
»Und außerdem der beste Freund der Demokratie.«
»Und ihr schlimmster Feind. Mein Vater hat mich in dem Glauben erzogen, dass Zynismus meistens nur als Vorwand für Inaktivität dient.«
»Und das soll heißen?«
»Es soll heißen, dass es leichter ist, andere zu kritisieren, als selber ein schwieriges Problem zu lösen.« Eifrig beugte sie sich vor, voller Freude, endlich die Klingen mit ihm kreuzen zu können, besonders wo es um ein Thema ging, das ihr auf der Seele brannte. »Zynismus ist bloß eine Ausrede. Man kann sich moralisch überlegen fühlen, ohne sich je die Hände schmutzig zu machen – indem man wirklich etwas ändert.«
»Schwierig, heutzutage nicht zynisch zu werden!«
»Da spricht pure Faulheit, nichts weiter.«
»Interessante Theorie.« Er lächelte. »… wundert mich, wie ein derart überzeugter Optimist so lange in Washington überleben konnte …«
»Ich liebe Washington. Das meiste davon jedenfalls.«
»Und was nicht?«
Die alte Gewohnheit, hinterm Berg zu halten, überkam sie wieder, aber sie hatte ihre eigene Vorsicht satt. »Ich bin weggelaufen, weil ich schlichtweg ausgebrannt war. First Lady zu sein ist der mieseste Job, den du in diesem Land haben kannst. Du hast keine genau festgelegten Aufgaben, und jeder hat andere Vorstellungen davon, was du tun sollst. Es ist eine Situation, in der du gar
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