Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
erbärmlich. Ihr Kind tut mir jetzt schon Leid!«
»Halt die Klappe.« Obwohl sie den Worten nicht allzu viel Nachdruck verlieh, genoss Nealy sie dennoch. »Halt einfach die Klappe«, wiederholte sie, weil’s gar so schön war.
»Sie sind ziemlich unhöflich .«
»Na, das sagt gerade die Richtige«, entgegnete Nealy. Ach, machte das Spaß!
Mat blickte amüsiert drein. Marigold schlug mit den Handflächen auf das Hochstuhltischchen und erheischte die Aufmerksamkeit ihrer Schwester. »Ma ma ma !«
Lucys Miene fiel zusammen. »Ich bin nich deine Mutter. Sie is tot!«
Nealy blickte Mat an, doch der steckte soeben die Nase in die Speisekarte. »Lucy, das mit deiner Mutter ist wirklich schlimm. Ich habe auch meine Mutter verloren, als ich noch klein war. Wenn du also mit mir reden willst …«
»Wieso sollte ich mit Ihnen reden?«, blaffte Lucy böse. »Ich kenne Sie ja kaum.«
»Damit hat sie gar nicht so Unrecht«, kommentierte Mat.
Eine grauhaarige Kellnerin tauchte mit Stift und Notizblock in der Hand an ihrem Tisch auf. »Schon bereit zum Bestellen? Hallo, du Süßes. Was für ein niedliches Baby. Wie alt ist sie denn?«
Nealy hatte keine Ahnung.
»Siebenundvierzig«, tönte Lucy. »Sie ist’n Zwerg.«
»Achten Sie nicht auf das Gör«, sagte Mat zu der Kellnerin. »Sie ärgert sich, weil wir sie in eine Besserungsanstalt für Jugendliche mit kriminell schlechten Manieren stecken wollen.«
Die Kellnerin nickte wissend. »Teenager machen’s den Eltern nicht leicht.«
Mat wollte sie schon korrigieren, was ihm dann jedoch zu viel Mühe zu sein schien. »Ich nehme einen Cheeseburger mit Pommes. Und’n Bier vom Fass.«
»Das is unfair!«, rief Lucy empört. »Wieso kriegt er ein Bier und ich nich?«
»Weil du zu alt für Alkohol bist!« Er legte die Speisekarte beiseite.
Nealy lächelte und konzentrierte sich auf ihre eigene Bestellung. Sie merkte, dass sie einen Riesenhunger hatte. »Ich nehme das Brathühnchen mit Kartoffelbrei und grünen Bohnen. Blue-Cheese-Dressing auf dem Salat.«
»Bacon-Sandwich«, wollte Lucy haben. »Ohne Salat. Ohne Tomaten und ohne Mayo. Und mit Weißbrot. Und roter Marmelade.«
»Wir haben nur Zitronengelee.«
»Das ätzt doch!«
Das Baby patschte aufs Tablett und stieß einen ungeduldigen Schrei aus. Da ihr das Geräusch ihrer Stimme offenbar gefiel, wiederholte sie es gleich noch mal.
Die Kellnerin nickte geduldig. »Und was kriegt das Engelchen?«
Mat schnaubte.
Nealy wusste nicht, was das Baby außer Brei aus dem Gläschen sonst noch aß, und sah sich erneut gezwungen, Lucys Rat zu suchen.
»Sie können ein bisschen von Ihren grünen Bohnen und Huhn mit der Gabel zerdrücken. Aber tun Sie keine Butter auf die Bohnen«, unterwies sie die Kellnerin. »Und bringen Sie ihr ein paar Cracker, damit sie beschäftigt ist, bis das Essen kommt. Danach noch Apfelmus.«
»Wir wär’s mit Rührei oder etwas ähnlich Weichem, das sie leicht schlucken kann?«, warf Nealy hilfreich ein.
»Babys dürfen kein Eiweiß essen, solange sie nich mindestens ein Jahr alt sind. Die hat echt überhaupt keine Ahnung.«
Die Kellnerin starrte Nealy lange an – offenbar hielt sie sie für die schlechteste Mutter des Jahrhunderts -, bevor sie sich abwandte.
»Buh-buh-buh!«, brüllte das Engelchen mit aller Kraft. »Gah!«
Mat blickte sehnsüchtig zur Bar und der langen Reihe von Barstühlen.
»Vergessen Sie’s«, trieb Nealy ihm seine Hoffnung aus.
»Sie ist so laut«, brummte er. »Wieso muss sie so laut sein?«
»Vielleicht ahmt sie ja Sie nach.« Mats Stimme war nicht wirklich laut, aber überstieg einfach etwas die Norm, so wie der Rest von ihm.
Lucy grinste hinterhältig und reichte dem Baby einen Löffel, mit dem die Kleine sofort auf ihr Tablett eindrosch. Ein junges Pärchen in der Nachbarnische blickte ärgerlich zu ihnen herüber. Sanft bemächtigte sich Nealy des Löffels.
Riesenfehler.
Marigold plärrte.
Mat stöhnte.
Lucy blickte äußerst zufrieden drein.
Nealy drückte rasch wieder den Löffel in die kleine Faust.
»Gah!«
»Fluch nicht, Butt«, ulkte Lucy. »Das kann Jorik nich ausstehen.«
»Könnten Sie sich mit dem Bier vielleicht ein bisschen beeilen?«, rief Mat der Kellnerin zu.
Es dauerte nicht lange, bis das Essen vor ihnen stand. Nealy haute rein, ohne sich von den Kindern ihre Freude an Grannie Peg’s Kochkunst verderben zu lassen. Sie hatte in den berühmtesten Restaurants der Welt gespeist, vom Tour D’Argent bis zum Rainbow Room, aber kein
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