Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
noch lebte.«
Nealy merkte, dass sie nichts über Mats Ex-Frau hören wollte, und erhob sich. »Passen Sie auf das Baby auf, ja? Ich möchte mal durch die Brücke gehen.«
»He! Sie sind das Kindermädchen, nicht ich.«
»Jetzt habe ich Mittagspause.«
Damit ließ sie ihn kurzerhand allein und marschierte zur Brücke. Irritiert starrte Mat ihrem Rücken nach, der im Innern verschwand. Geschähe ihr ganz recht, wenn er sie an der nächsten Tankstelle aussetzte und ihrem Schicksal überließe. Aber er wusste, dass er das nicht tun würde. Sie mochte ja nicht die Nanny seiner Träume sein, aber was Besseres gab es im Moment nicht. Überdies war sie ihm ein Rätsel.
Irgendwie passte ihr presbyterianisches Upper-Class-Gehabe nicht zu ihrer sonnigen Natur und dem grenzenlosen, beinahe kindlichen Enthusiasmus. Also unterhaltsam war sie ganz sicher. Zumindest gestern hatte sie ihn prächtig unterhalten. Heute Vormittag machte ihm dagegen sein Kater einen ordentlichen Strich durch die Rechnung.
Aus den Augenwinkeln sah er eine Bewegung. Etwas in Pink. Er blickte gerade noch rechtzeitig auf, um zu sehen, wie der Dämon rückwärts die grasbewachsene Uferböschung hinunterrobbte, direkt auf den Fluss zu. Die Kaffeetasse flog in die Luft, als er hastig auf die Füße sprang.
Das Baby bewegte sich pfeilschnell und mit großer Zielstrebigkeit. Seine Schuhsohlen rutschten im Gras, und er glitt beinahe aus, fing sich jedoch wieder.
Ohne Vorwarnung flogen ihre Ärmchen hoch und sie begann zu rutschen. Mit den Schuhen voran traf sie aufs Wasser, und der Rest folgte einen Herzschlag später.
Der Fluss war zwar nicht hoch, aber für ein Baby dennoch zu tief, und mit Entsetzen sah er, wie der blonde Schopf sofort unter der Oberfläche verschwand. Wieder rutschte er aus, rappelte sich hoch und sprintete ihr nach.
Das Wasser reichte ihm bis knapp über die Knie. Es war schlammig. Zu schlammig, um etwas sehen zu können. Da erblickte er etwas Rosarotes in der Strömung und packte es.
Mit weit aufgerissenen Augen und herunterhängenden Armen und Beinen tauchte sie auf. Er hatte sie an den Rückenträgern ihrer Latzhose erwischt.
Sie blinzelte, rang nach Luft und hustete. Er setzte sie in seine Armbeuge, während sie wieder zu Atem kam. Sein eigener Herzschlag beruhigte sich ein wenig, und er spürte, wie der schlammige Flussboden an seinen Schuhen saugte. Nur mit Mühe gelang es ihm, sie aus dem Schlamm zu zerren und ans Ufer zu treten.
Endlich hörte sie auf zu husten. Ein paar Sekunden lang war es mucksmäuschenstill; dann spürte er, wie sich ihre Brust dehnte, während sie tief Luft holte. Was jetzt bevorstand, versuchte er verzweifelt aufzuhalten.
»Heul nicht!«
Nell und Lucy waren noch im Innern der Brücke, aber definitiv würden sie ihm die Hölle heiß machen, wenn sie merkten, dass er den Dämon beinahe hätte ersaufen lassen. Er blickte auf das Baby hinunter. Das Flusswasser lief ihr aus den Haaren in die Augen. Der erste Laut ertönte, der Auftakt zu einer Zornessymphonie.
»Hör sofort damit auf!« Er nahm sie unter die Achseln und hob sie hoch, damit sie ihm in die Augen sehen konnte und begriff, dass er es ernst meinte. »Du hast bloß ein bisschen Wasser geschluckt. Nicht weiter schlimm! Von wegen tragisch!«
Das ominöse Runzeln zwischen ihren zarten Brauen glättete sich ein wenig. Ihre Augen weiteten sich, und sie stieß den angehaltenen Atem aus.
»Nicht weiter schlimm«, beruhigte er sie noch mal. »Kapiert?«
Sie starrte ihn an.
Ihre rosa Latzhose würde nie mehr dieselbe sein, und sie hatte einen Schuh verloren. Rasch zog er ihr auch den anderen vom Fuß und warf ihn ins Gebüsch.
Aus dem Innern der Brücke drangen lauter werdend zwei sich kabbelnde weibliche Stimmen an sein Ohr. Jetzt war er dran. Blitzschnell überlegte er. »Wir gehen wieder ins Wasser!«
»Gah?«
Er streifte seine durchweichten Schuhe ab, setzte sich das Baby erneut in die Armbeuge und watete in den Fluss zurück. Button vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter.
»Sei kein Waschlappen!«
Sie blickte auf und grinste ihn an, sodass man ihre vier Zähnchen sah.
»Das ist schon besser, du kleiner Teufel.«
Aber als er versuchte, sie wieder ins Wasser zu setzen, versteifte sie sich und grub ihre Finger in seinen Arm.
»Entspann dich, ja? Ich werd dein Gesicht nicht eintauchen.«
»Nah-nah-nah!«
Klarer konnte man’s nicht ausdrücken. Er merkte, dass er wohl oder übel mit ins Nasse musste, wie er’s bei allen seinen
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