Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
kann.«
Nealy ahnte in etwa, wie Mat das aufnehmen würde. Die Badezimmertür schwang auf. »Das is ja eklig!« Lucy rümpfte die Nase.
Nealy blickte in den Rückspiegel und fuhr fast in den Straßengraben, als Mat nur mit einem himmelblauen Handtuch um die Hüften geduckt aus der Tür trat – und zwar alles andere als eklig. Sein Haar war nass und glatt zurückgekämmt; aber sie vermutete, dass sich die Naturwelle beim Trocknen rasch wieder zeigen würde, und der Elektrorasierer hatte seine Piratenstoppeln für den Augenblick gezähmt. Ihr Blick glitt über das prächtige, gebräunte Exemplar Mann. Der beengte Raum ließ ihn derart riesig erscheinen, dass er lächerlich hätte wirken können. Was nicht der Fall war.
»Ich muss meine Sachen holen«, brummte er. »Wenn’s Ihnen nicht gefällt, dann schauen Sie eben weg.«
»Mel Gibson hat’nen viel besseren Body als du«, stellte Lucy fest.
»Kleine, das ist mir so was von schnurz!«
Und es stimmte nicht einmal, wie Nealy sich insgeheim eingestand – Mat mit seiner eindrucksvollen Größe! Sie war mit den Gedanken nicht beim Fahren und musste das Lenkrad herumreißen, um einem Schlagloch auszuweichen.
Er fing sich am Türrahmen ab. »Könnten Sie bitte aufpassen, wo Sie hinfahren?«
»Sorry.«
»Sie schlenkern rum wie’ne Anfängerin.«
»Die Aussicht lenkt mich ab.« Eine zwei Meter zwei große Aussicht …
»Also geben Sie bitte ein bisschen mehr Acht.«
Als Mat zum Rückteil des Trailers balancierte, streckte Button ihm laut klagend die Ärmchen entgegen. Er zuckte zusammen. Die Botschaft war unmissverständlich: Heb mich hoch! Doch er zog die Schiebetür hinter sich zu. Sie heulte auf. Lucy gelang es, sie mit dem Beanie-Baby-Walross abzulenken.
Nealy beschloss, die Landschaft zu genießen, solange sie noch die Gelegenheit dazu hatte. Mat würde sicher darauf bestehen, dass sie auf den Highway fuhren. Und siehe da, kaum tauchte er auf und hatte sich eine Tasse Kaffee genommen, als er ihr auch schon befahl anzuhalten, damit er fahren konnte.
Sie musterte seine abgewetzten Jeans und das graue Sport-T-Shirt. »Ich möchte, dass Lucy sich zuerst die überdachte Brücke ansieht.«
»Wovon reden Sie?«
»In diesem Teil von West Virginia befinden sich einige der schönsten überdachten Brücken des Staates. Das stand in der Broschüre, die ich im Campingplatzbüro mitgenommen habe. Die Erhaltung dieser Brücken kostet eine Menge Steuergelder, und ich denke, es ist wichtig für ihre Bildung, dass sie zumindest eine davon gesehen hat.«
»Auf Lucys Bildung pfeif ich!«
»Genau diese Einstellung hat das öffentliche Schulsystem in eine so prekäre Lage gebracht.«
Er starrte sie an, und sie bereute ihre unbedachten Worte. Dann schüttelte er den Kopf. »Würden Sie jetzt bitte anhalten?«
»Seien Sie doch nicht so miesepetrig! Lucy muss ihren Horizont erweitern.«
»Sie wird ohnehin im Gefängnis landen. Was für einen Unterschied macht es da, ob sie eine überdachte Brücke gesehen hat oder nicht?« Er ließ sich auf den Beifahrersitz plumpsen.
»Du bist überhaupt nicht komisch, Jorik«, mischte sich Lucy ein. »Und sie hat mir versprochen, dass ich die Brücke sehen darf.«
»Es ist nicht mehr weit«, tröstete Nealy. »Lehnen Sie sich einfach zurück und genießen Sie die Fahrt. Oder genießen Sie sie zumindest so, wie es mit einem solchen Kater möglich ist.«
»Wenn Sie was zu sagen haben, dann spucken Sie’s aus«, brummte er.
»Also gut. Lucy und mir passt es nicht, mit jemandem zu reisen, der sich betrinkt.«
»Wie bitte? Es passt Ihnen nicht?«
»Sie meint damit, du bist eklig und wir hassen es.«
»Halten Sie sofort an«, schnauzte er. Das Baby fing wieder an, unruhig zu werden.
»Hier ist die Abzweigung zur überdachten Brücke.« Nealy, die nach links auf eine schmale Landstraße abbog, dachte, es wäre besser, das Thema zu wechseln. »Weißt du, warum man diese Brücken gebaut hat, Lucy?«
»Nö, und es is mir auch scheißegal.«
»Manche behaupten, man hätte deshalb überdachte Brücken gebaut, damit die Pferde nicht wegen des Wassers scheu würden; aber wahrscheinlich wollte man die Brücken einfach nur vor Wind und Wetter schützen, damit sie länger hielten. Keiner weiß es so genau.«
»Sie sind ja’ne wandelnde Enzyklopädie«, bemerkte Mat spöttisch.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ich ein fotografisches Gedächtnis habe.« Das Protestgeheul des Babys steigerte sich.
»Und was stand auf dem Schild, an dem wir
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