Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
Denn die Art von Unterwäsche, die eine Frau trägt, reflektiert ihren Charakter.«
»Na, das musst du mir schon näher erklären.«
»Deshalb mache ich mir ja solche Sorgen um dich. Weil du weiße Unterhöschen trägst.«
»Irgendwie komme ich nicht mehr mit.«
»Liegt das nicht auf der Hand? Das ist die bevorzugte Unterwäsche von weiblichen Serienkillern.«
»Ach so!« Sie nickte weise. »Und da bist du ganz sicher?«
»Hab’s irgendwo gelesen. Frauen, die solche Unterwäsche tragen, sind dieselben Frauen, die ein Schild ›Zimmer zu vermieten‹ in ihr Fenster hängen. Und ehe man sich’s versieht, beschwern sich die Nachbarn über den Gestank, der von der hinteren Veranda kommt …«
»Na, von irgendwas muss man doch leben.«
Er lachte.
Sich über Unterwäsche zu kabbeln war nicht gerade ihre Stärke, und sie wusste, dass sie das Thema wechseln sollte – aber dieses kleine Flittchen Nell Kelly wollte nicht. »Ich glaube nicht, dass das was mit Serienkillern zu tun hat. Eher leidest du unter einem Schwarze-Unterwäsche-Komplex.«
»Rot mag ich auch! Dir würde jede Farbe gut stehen.«
»Findest du?«
»Ja, finde ich.« Er lächelte, und seine grauen Augen glitten wie Flüssigmetall über sie hinweg. »Was machen wir also gegen dieses Kuss-Problem?«
Cornelia Case war alles andere als albern, aber Nell besaß weniger hohe Standards und fühlte sich pudelwohl. »Nun, wir müssen uns leider damit abfinden, dass manche Dinge eben nicht sein sollen.«
»Oder … und das ist nur so’ne Idee … wir arbeiten daran.«
Ihre Haut prickelte. »Und wie stellst du dir das vor?«
»Wir warten, bis die kleinen Racker eingeschlafen sind – und üben.«
»Aha! So könnte man’s natürlich auch bewerkstelligen.«
»Jetzt, wo ich so überlege, finde ich, dass das Hotel letzte Nacht viel bequemer war als dieses Ding hier. Ich glaube, ich suche uns für heute Nacht auch so eine Adresse.«
Cornelia wählte ausgerechnet diesen Moment, um ihr zimperliches Haupt zu recken. »Und ich glaube, das geht alles viel zu schnell. Wir haben uns doch erst vor zwei Tagen kennen gelernt.«
»Und werden in ein paar Tagen wieder auseinandergehen. Umso wichtiger, keine Zeit zu verlieren!«
»Also einfach drauflos, oder wie?«
»Klar! Hast du dir denn noch nie ausgemalt, mit einem Fremden eine wilde Nacht zu verbringen?«
Ein starker, wundervoll aussehender Fremder, der sie um den Finger wickelte, ohne zu wissen, wer sie war – mit dem sie herrlichen Sex hatte und der dann am nächsten Morgen verschwand. »Nein, ganz bestimmt nicht.«
»Lügnerin!« Er grinste sie frech und unverschämt selbstsicher an.
»Würdest du jetzt endlich die Klappe halten, damit ich die Landschaft genießen kann?«
Lucy legte einen Moment ihr Buch beiseite und beobachtete das Geplänkel zwischen Jorik und Nell. Die beiden schienen vergessen zu haben, dass sie da war. Sie konnte zwar nicht hören, was sie sagten – aber man sah, dass sie total verrückt aufeinander waren.
Eine Idee regte sich in ihrem Kopf, und ihr Magen begann zu flattern, doch diesmal fühlte es sich gut an. Keiner von beiden war verheiratet. Jorik kommandierte zwar dauernd herum und wusste alles besser, aber Button mochte ihn. Nell war so’ne Art Intellektuelle und verstand nicht viel von Babys, aber sie passte immer auf wie ein Luchs, dass Button nichts passierte. Und – hatte ihr netterweise die Kleider und Bücher gekauft. Und obwohl Jorik sich einmal betrunken hatte, schien er kein Säufer zu sein. Auch war er in einem tollen Auto aufgetaucht, also musste er wohl Geld haben, und er war lustig … obwohl sie das ihm gegenüber nie zugeben würde.
Wenn sie die beiden nun zusammenbringen könnte? Die Schmetterlinge in ihrem Magen flatterten heftiger. Sie traute den beiden weit mehr als Sandy zu, sich um ihre kleine Schwester zu kümmern. Vielleicht verliebten sie sich am Ende, heirateten und adoptierten Button. Button war ein süßer Racker, kein unleidlicher Teenager wie sie, und Nell und Jorik schienen sie allmählich zu mögen. Jorik nahm sie jetzt sogar ab und zu freiwillig, und Nell schien auch nicht mehr so ängstlich mit ihr zu sein wie am Anfang.
Je mehr Lucy darüber nachdachte, desto sicherer wurde sie in ihrer Hoffnung. Irgendwie musste sie es schaffen, Jorik und Nell miteinander zu verkuppeln und sie dann davon zu überzeugen, Button zu adoptieren. Wenn ihre kleine Schwester einmal untergebracht war, konnte sie, Lucy, sich aus dem Staub machen.
Lucys
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