Wer will schon einen Traummann: Roman (German Edition)
dem Fingernagel am Holz. »Er is ganz schön heiß. Ich mein, für ältere Frauen wie du jedenfalls.«
»Er ist okay, und ich bin keine ältere Frau.«
»Ich glaub, er mag dich.«
Nealys Antwort kam vorsichtig. »Wir verstehen uns recht gut.«
»Nö, ich meine, ich glaub, er mag dich echt. Du weißt schon.«
Selbstverständlich konnte sie dem Teenager nicht erklären, dass die Anziehung zwischen ihnen hauptsächlich sexueller Natur war.
»Es ist bloß eine Freundschaft. Mehr nicht.« Bis sie Iowa erreichten, jedenfalls. Danach würden sie ein Liebespaar werden. Falls das Weiße Haus sie nicht vorher aufstöberte.
Ein streitlustiger Ausdruck huschte über Lucys Gesicht. »Du könntest es viel schlechter treffen, weißt du. Er fährt ein Mercedes Coupé.«
»Tatsächlich?«
»Yep. Echt cool. Dunkelblau. Ich wette, er hat tonnenweise Geld.«
»Ich glaube nicht, dass Stahlarbeiter tonnenweise Geld machen.« Woher konnte er sich einen Mercedes leisten?
»Is ja egal. Auf jeden Fall könntest du ihn haben, wenn du wolltest.«
»Ihn haben?«
»Du weißt schon … mit ihm ausgehen. Ihn heiraten oder so was.« Letzteres war nur mehr ein Gemurmel, das Nealy aber dennoch verstand.
Sie starrte sie überrascht an.
»Na ja … wenn du, du weißt schon, dich ein bisschen zurechtmachst, oder so. Schminke. Und’n paar geile Klamotten, nicht so lahme wie jetzt. Wahrscheinlich wär er ein guter Ehemann, hm! Ich meine, er würd dich sicher nich prügeln, wie der Arsch, mit dem du verheiratet warst.«
Nealy merkte, wie etwas in ihr schmolz angesichts von Lucys kindlichem Ernst, und sie setzte sich hin, um ihr direkt in die Augen schauen zu können. »Für eine gute Ehe braucht es weit mehr als nur einen Mann, der einen nicht prügelt. Gute Ehen basieren auf Kameradschaft und gemeinsamen Interessen. Man sollte jemanden heiraten, der auch sonst zu einem hält, nicht bloß als Liebhaber. Jemand, der …« Der Schmerz traf sie mit betäubender Wucht. Genau das hatte sie ignoriert, und ihre Ehe war eine Farce gewesen.
Lucy betrachtete sie mürrisch. »Ihr habt aber gemeinsame Interessen. Beide mögt ihr reden und gute Manieren und so’n Kram. Und ihr mögt Button.« Sie zupfte an einem Astloch herum. »Ihr könntet …« Sie holte tief Luft – »sie vielleicht adoptieren oder so was.«
Jetzt verstand Nealy auf einmal, was hinter dieser ganzen Unterhaltung steckte, und es brach ihr das Herz. Im Moment war es ihr egal, ob Lucy angefasst werden wollte oder nicht. Sie langte über den Tisch und legte ihre Hand auf Lucys. »Ach, Lucy … Mat und ich werden kein Paar. Es tut mir Leid. Wir können weder Button noch dir ein Zuhause bieten.«
Lucy sprang auf, als hätte Nealy sie geohrfeigt. »Als ob ich mit euch leben wollte. Du bist einfach erbärmlich!«
»Lucy!« Mat kam mit Button unter dem Arm auf sie zugestürmt. Zornerfüllt wies er mit ausgestrecktem Arm auf Mabel. »Los, sofort in den Trailer.«
»Nicht, Mat … es ist schon gut.« Nealy erhob sich, um ihn zu besänftigen.
Button begann zu wimmern.
»Nichts ist gut!« Er schoss Lucy einen höllischen Blick zu. »So redest du nie mehr mit Nell! Wenn du dich wie ein Miststück aufführen willst, kannst du das allein machen. Jetzt verschwinde.«
»Und du blöder Arsch!« Lucy stürmte über die Wiese in Richtung Trailer davon.
Mat ballte die Fäuste. »Ich möchte ihr eine Tracht Prügel verabreichen, die sich gewaschen hat.«
»Lucy kann einen ganz schön auf die Palme treiben, aber ich glaube …«
»Nein, du verstehst nicht. Ich möchte ihr wirklich eine Tracht verpassen.«
Button blickte mit weit aufgerissenen Augen und zitternder Unterlippe zu ihm auf. Er legte sie an seine Schulter, tätschelte ihr den Rücken und blähte die Nüstern. »Das hab ich mit meinen Schwestern gemacht, als ich noch kleiner war.«
»Wirklich?« Sie war hin- und hergerissen zwischen ihrem Bedürfnis, ihm zuzuhören und Lucy nachzueilen. Wenn er doch bloß ein wenig geduldiger gewesen und nicht gleich so in die Luft gegangen wäre!
»Sie haben mich bis aufs Blut gereizt, so wie Lucy eben, und wenn ich’s nicht mehr aushalten konnte, hab ich sie mir vorgeknöpft. Ein paarmal hatten sie sogar Blutergüsse und blaue Flecken. Ich taug einfach nicht für diesen Scheiß. Deshalb gehe ich Kindern ja so weit wie möglich aus dem Weg.« Er legte sich Button an die andere Schulter.
»Du hast sie verprügelt?« Sie sah, wie Button einen nassen Finger in sein Ohr steckte. »Wie alt warst
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