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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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mit vollem Einsatz einen ihrer Ladenhüter einem Kunden andrehte, der eigentlich nur ein Zeckenhalsband für seinen Rhodesian Ridgeback hatte kaufen wollen. Wortgewandt und charmant pries sie dem Mann die schweineteure Luxus-Transportbox an, nachdem sie herausgefunden hatte, dass er eine längere Reise nach Kanada plante und seinen Hund mitnehmen wollte.
    Â»Ricky kann echt alles verkaufen, was?« Mark grinste bewundernd, und Frauke nickte zustimmend. Der Mann leistete schon keine Gegenwehr mehr und lächelte wie unter Hypnose. Ricky hatte als Verkäuferin echt was drauf, das musste man ihr lassen. Und sie verstand es meisterhaft, die Männerwelt um den Finger zu wickeln. Das blonde Haar zu zwei Zöpfen geflochten, dazu die sonnengebräunte Haut im tiefen Dekolleté ihres Trachtenkleides, dessen Mieder sich an ihren schlanken Oberkörper schmiegte – diese Kombination hatte ihr in Königstein und Umgebung einen wahren Fanclub beschert. Ihr mangelte es nie an freiwilligen männlichen Helfern für das Tierheim, und sie sonnte sich in ihrer Bewunderung.
    Â»Was habt ihr für ’n Problem?«, erkundigte sich Mark. Frauke folgte ihm an der Kasse vorbei ins Büro. Er zog seinen Rucksack von der Schulter, ließ ihn achtlos auf den Boden plumpsen und setzte sich an den Schreibtisch. Frauke erläuterte ihm den Fehler, der immer wieder auftrat, wenn sie neue Ware ins System eingeben wollten. Mark fläzte sich auf den Stuhl, streckte die Beine aus, stöpselte sich den Ohrstecker wieder ein und zog die Tastatur zu sich heran. Sein Kopf bewegte sich im Rhythmus der Musik, er wippte mit einem Fuß. Frauke betrachtete ihn von der Seite. Das fettige, dunkelblonde Haar trug er ins Gesicht gekämmt, es fiel ihm immer wieder in die Augen.
    Â»Is noch was?« Er hob den Kopf und warf Frauke einen ungehaltenen Blick zu.
    Â»Nein, nein. Du machst das schon.« Sie lächelte, unterdrückte den Impuls, seine Schulter zu tätscheln, und ging zurück in den Laden. Ricky half dem Kunden gerade, die Riesentransportbox in dessen Auto zu verfrachten, und kam wenig später mit einem breiten Grinsen zurück.
    Â»Das Ding wären wir los«, kicherte sie zufrieden. »Ich hab ihm zwanzig Prozent Rabatt gegeben. Aber ich hätte es ihm auch geschenkt.«
    Â»Glückwunsch«, erwiderte Frauke. »Dann kann ich die Ecke ja jetzt umdekorieren.«
    Â»Ja, endlich.«
    Frauke besaß echte Begabung für die Dekoration von Räumen. Nach und nach hatte Ricky ihr die Verantwortung für die Gestaltung des Ladens überlassen, und Frauke war ihr dafür dankbar.
    Â»Kommt, Mädels, wir trinken einen Kaffee«, schlug Ricky vor. Frauke und Nika folgten ihr ins Büro. Mark unterbrach seine konzentrierte Arbeit, nahm die Ohrstöpsel heraus und blickte Ricky an. Der mürrische Ausdruck verschwand von seinem Gesicht, und für einen Moment sah er beinahe hübsch aus.
    Â»Hey, mein bester Mann ist da«, strahlte Ricky. »Danke, dass du sofort gekommen bist.«
    Â»Kein Problem«, murmelte Mark verlegen und wurde knallrot.
    Frauke schenkte sich und Ricky einen Kaffee ein und reichte ihr die Tasse, Nika nahm sich selbst einen.
    Â»Sag mal, Mark«, sagte Ricky beiläufig. »Hättest du jetzt noch ein bisschen Zeit? Ich muss die neuen Hindernisse für den Agility-Kurs aufbauen und könnte Hilfe gebrauchen.«
    Â»Ich … ich bin hier noch nicht ganz fertig.« Mark warf Frauke einen fragenden Blick zu. In seiner grenzenlosen Verehrung für Ricky wäre der Junge barfuß bis zum Nordpol gelaufen, hätte sie ihn darum gebeten, das wusste Frauke. Und Ricky wusste das zweifellos auch. Ob sie das Gefühl genoss, so unverhohlen von einem aknegeplagten Sechzehnjährigen angehimmelt zu werden? Ganz so selbstbewusst, wie sich ihre Chefin immer gab, war sie in ihrem tiefsten Innern nämlich nicht, deshalb suchte sie unbewusst nach einem Publikum, das sie kritiklos bewunderte.
    Â»Der Computer läuft schon nicht weg«, sagte Frauke also.
    Mark blinzelte unter seinem Pony hervor, äußerlich cool und lässig, aber seine Augen glänzten.
    Â»Okay, ich hab Zeit.« Er schnappte seinen Rucksack und stand auf.
    Â»Prima.« Ricky stellte ihre Kaffeetasse ab. »Dann kann’s ja losgehen.«
    Der Junge folgte Ricky hinaus auf den Hof, so wie der Golden Retriever und der Samojede, die am Fuß der Treppe geduldig

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