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Wer Wind sät

Wer Wind sät

Titel: Wer Wind sät Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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knappen halben Jahr unter einem Dach lebte und die seine Gedanken neuerdings auf eine unziemliche Weise in Beschlag nahm. Es war höchste Zeit, das zu ändern.
    *
    Â»Ich glaube nicht, dass Theissen etwas mit Grossmanns Tod zu tun hat«, sagte Pia, als Bodenstein und sie wenig später den Flur entlanggingen. »Aber hast du gesehen, wie erschrocken er war, als ich ihm dieses Blatt gezeigt habe?«
    Â»Ja, das habe ich. Er hat irgendwelchen Dreck am Stecken.« Bodenstein schielte kurz zum Aufzug hinüber, dann entschied er sich jedoch für die Treppe. Selbst wenn er sie nur hinunterging, würde das möglicherweise ein paar Fettzellen einschüchtern. »Theodorakis hat noch eine Rechnung mit seinem ehemaligen Arbeitgeber offen. Das ist eine persönliche Sache, da sind Emotionen im Spiel. Trotzdem gilt Theissen so lange als verdächtig, bis sein Alibi von jemand anderem als seiner Frau bestätigt wird.«
    Â»So ganz aus der Luft gegriffen können Theodorakis’ Vorwürfe gegen die WindPro nicht sein.« Pia blieb auf einem Treppenabsatz stehen. »Er muss irgendetwas gegen Theissen und Rademacher in der Hand haben, sonst würde er sich doch nicht im Fernsehen hinstellen und von Betrug und Bestechung reden.«
    Â»Was mich stört, ist dieser Hamster.« Bodenstein schüttelte nachdenklich den Kopf. »Das passt überhaupt nicht ins Bild. Theodorakis bricht ein, legt den toten Hamster auf den Schreibtisch, als Warnung an Theissen oder warum auch immer, kopiert Unterlagen, wird von Grossmann überrascht und erkannt. Es kommt zu einer Auseinandersetzung, Grossmann stürzt die Treppe hinunter, und Theodorakis versucht noch, ihn zu reanimieren? Nie im Leben. Der wollte nur noch weg.«
    Â»Ja, und er hätte wohl kaum die Hamstervernichtung im Fernsehen erwähnt, wenn er den Hamster selbst auf den Schreibtisch gelegt hätte«, pflichtete Pia ihrem Chef bei. Sie sahen sich ratlos an.
    Â»Wir müssen unbedingt mit ihm sprechen.« Bodenstein nahm sein Handy heraus und setzte sich wieder in Bewegung. Er rief Ostermann an, der ihm mitteilte, dass man Theodorakis’ Adresse mittlerweile herausgefunden hatte. Cem Altunay und Kathrin Fachinger waren bereits auf dem Weg nach Groß-Gerau.
    Â»Wieso nach Groß-Gerau?«, fragte Bodenstein erstaunt.
    Â»Da ist er gemeldet. In Büttelborn.«
    Sie hatten das Erdgeschoss erreicht und durchquerten die Eingangshalle. Pia streckte die Hand aus, um die Tür aufzudrücken. Ein Sonnenstrahl, der durch das Glaskuppeldach fiel, ließ etwas an ihrer linken Hand aufblitzen. Was war denn das? Ein Ring? In den vier Jahren, in denen sie nun mittlerweile zusammenarbeiteten, hatte Bodenstein nie auch nur ein einziges Schmuckstück an seiner Kollegin gesehen.
    Â»Gebt mir Bescheid, wenn die beiden zurück sind.« Er trat einen Schritt zur Seite und wartete, bis der Mann, der gemeinsam mit ihnen das Gebäude verlassen und ihm einen neugierigen Blick zugeworfen hatte, außer Hörweite war. »Ich möchte, dass sie sämtliche Mitarbeiter der WindPro über Theodorakis befragen.«
    Bodenstein beendete das Gespräch und steckte sein Handy ein. Auf dem Weg zum Auto überlegte er, ob er Pia auf den Ring ansprechen sollte. Doch ihre ungewohnt verschlossene Miene ließ ihn schweigen. Später vielleicht.
    *
    Â»Jetzt die Kupplung kommen lassen … ja … oops!« Ricky lachte. »Das war ein bisschen zu schnell.«
    In dem Augenblick, als Mark sie gesehen hatte, war alles sofort wieder gut gewesen. Die düsteren Erinnerungen waren wie böse Geister hinter der Tür verschwunden und hatten nur eine Taubheit hinterlassen, die rasch verging. Ricky löcherte ihn nie mit blöden Fragen. Wenn sie merkte, dass er nicht gut drauf war, fiel ihr sofort irgendetwas ein, um ihn abzulenken. Der Wagen war mit einem Ruck zum Stehen gekommen.
    Â»â€™tschuldigung«, murmelte Mark. Er kriegte das einfach nicht hin, Kuppeln, Schalten, Gasgeben. Dabei konnte doch jeder Trottel Auto fahren!
    Â»Ist doch nicht schlimm«, sagte Ricky. »Noch mal!«
    Er trat die Kupplung, schob den Schalthebel in den ersten Gang und drehte den Zündschlüssel, bis der Motor ansprang. Mit schweißnassen Händen umklammerte er das Lenkrad. Da beugte sich Ricky vor und legte eine Hand auf seinen linken Oberschenkel. Sein Herz schlug einen Trommelwirbel, er vergaß vor Aufregung beinahe zu

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