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Wer wir sind

Wer wir sind

Titel: Wer wir sind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Friedrich
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after the great Companions, and to belong to them!
    Allons! through struggles and wars!
    Allons! the road is before us!
    Mildred steht an Arvids Seite. Auch sie ist davon überzeugt, dass es eine hellere Zukunft geben wird. Die Menschheit befindet sich im Aufstieg. Die Geschichte schreitet voran, aber sie tut es nicht von allein. Man muss ihr immer wieder auf die Sprünge helfen, jeder muss bereit sein, das Seine beizutragen. Letztlich wird sich das Gute gegen das Böse durchsetzen. Und bis es so weit ist, muss man die anständigen Leute bei der Stange halten.
    Man muss Überzeugte stützen, Schwankende überzeugen, den Gegnern des Regimes den Rücken stärken, sie gegen das Böse immunisieren und so die Kräfte des Guten bewahren, bis das Tor der Zukunft sich endlich öffnet. Mildred hilft Arvid, wo sie kann. Sie sucht nach brauchbaren Schülern für ihn, sie führt ihm die besten ihrer Schüler zu. Mildred sagt sich, dass sie trotz allem, trotz aller widrigen Umstände ein sinnvolles Leben lebt.
    Mildred schreibt. Sie veröffentlicht. Man druckt sie. Man liest sie. Sie lehrt. Sie singt mit ihren Schülern. Sie übersetzt vom Englischen ins Deutsche, was ungewöhnlich und schwierig ist, manchmal hilft ihr Greta. Greta und Mildred helfen einander: Greta arbeitet als freie Mitarbeiterin des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda, wo sie unter anderem an der englischen Übersetzung von Hitlers ›Mein Kampf‹ beteiligt ist.
    Mildred schreibt im ›Berliner Tageblatt‹ über Hölderlin.
    Sie hat auch über Walt Whitman geschrieben. Sie hat eine Reportage über die grünen Weiden Neuenglands geschrieben, über die Maisfelder und Wälder des Mittleren Westens. Unter der Schirmherrschaft der Amerikanischen Botschaft hält sie Vorträge vor Journalisten und Professoren, sie probt Theateraufführungen im English Club des Abendgymnasiums, sie veranstaltet Lesungen im American Women’s Club, den sie leitet, oder in dem kleinen Häuschen draußen in Eichkamp, in das Emmi und Klaus Bonhoeffer mit ihren Kindern gezogen sind, Mildred ist eine vielbeschäftigte Frau.
    An den Wochenenden entflieht sie der Stadt, wann immer sie kann. Sie besucht Arvid in Jena, oder sie wandern gemeinsam im Grunewald, wenn Arvid in Berlin ist. Mildred organisiert diese Ausflüge für ihn. Arvid liebt es, wenn ihn viele Freunde und Verwandte begleiten. Aber er hält Abstand zu ihnen. Er geht weit voraus, seinen eigenen Gedanken hingegeben, Kraft aus dem Wehen des Windes, dem Rauschen der Bäume, dem Leuchten der Sonne schöpfend und aus der fernen Nähe seiner Begleiter, ihrem leisen Lärm und gedämpften Getöse, dem herüberklingenden Kinderlachen, den vertrauten Stimmen.
    Mildred pflegt auch weiterhin ihren kleinen Salon.
    Sie bewirtet ihre Gäste mit hauchdünnen Schnittchen, mit Wein und feinem Gebäck. Der Lektor Max Tau erscheint regelmäßig, der Chefredakteur der ›Dame‹ Ludwig Reindl mit Frau, es geht darum, Freundschaften aufzubauen, Kontakte zu knüpfen. Es geht darum, gedruckt und gelesen zu werden. Rowohlt-Lektor Ernst von Salomon gehört weiterhin zu Mildreds Kreis, ebenso wie Heinrich Ledig-Rowohlt und Martha Dodd, die Tochter des amerikanischen Botschafters, mit der Mildred eng befreundet ist.
    » Pea-nut Peanut butter Jelly
    Pea-nut Peanut butter Jelly!«
    Martha singt aus vollem Hals. Sie sitzt vor Mildred auf dem Beifahrersitz. Mildred kann ihr Haar im Fahrtwind fliegen sehen. Es ist ein leuchtender Maisonntag 1934, und Boris Winogradow von der russischen Botschaft hat sie alle mit seinem offenen Auto abgeholt. Er ist zurzeit Marthas wichtigster Geliebter.
    » Pea-nut Peanut butter Jelly
    Pea-nut Peanut butter Jelly
    Pea-nut Peanut butter Jelly!«
    Martha lacht wie verrückt. Boris legt den Arm um sie und greift hingerissen in ihre Locken.
    »Bitte helfen Sie mir weiter«, sagt Heinrich Ledig-Rowohlt, der neben Mildred auf der Rückbank sitzt. » Was wird erwartet? Was verlangt das diplomatische Protokoll? Soll ich nun auch den Arm um Sie legen?«
    »First you take the peanuts
    and you
    dig-em, dig-em,
    dig-em dig-em dig-em –«
    Es war Ledig-Rowohlts Idee, diesen Ausflug zu machen. Sie sind auf dem Weg zu einem seiner Autoren: zu dem Schriftsteller Hans Fallada, der sich in Carwitz vor den Nazis verkrochen hat, einem kleinen Dorf im südlichen Mecklenburg.
    »Nicht dass das nötig gewesen wäre. Er muss sich überhaupt nicht verkriechen. Ehrlich, ich verstehe ihn nicht. Warum kommt er nicht nach Berlin? Sein

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