Wer zuerst kommt, küsst zuerst
hast. Sag ihr, dass es alles meine Schuld war. Sag ihr, dass es dir leidtut. Das ist ja sogar die Wahrheit.“ Sabrina seufzte. „Cruz, ich wollte ihr nicht wehtun. Und jetzt geh endlich.“
Ihr folgen. Sich entschuldigen. Schwäche zeigen.
Er konnte nicht. Er würde es niemals können.
Er verließ den Raum auf der entgegengesetzten Seite.
„Willst du darüber reden?“, fragte Dana.
Lexi wäre lieber über heiße Kohlen gegangen. Die Sache war nur, dass ihre Freundin sie keine zehn Minuten nach ihrem Anruf von der Party abgeholt hatte und eine Erklärung verdiente.
„Es ist wegen Cruz.“
„Keine große Überraschung. Was hat er gemacht?“
Lexi wollte es ihr nicht erzählen. Nicht, weil sie überhaupt nicht darüber sprechen wollte, sondern weil Reden den Moment real machen würde. Im Augenblick spürte sie einen kalten Schock, der es ihr zwar schwer machte, zu atmen, aber immerhin den schlimmsten Schmerz betäubte.
„Er hat eine andere geküsst.“
Dana sah sie an. „Das tut mir leid.“
Heiße Tränen brannten in ihren Augen. „Aber du bist nicht überrascht. Es ist ein Deal, richtig? Nicht mehr als eine Abmachung. Ich habe mich für Geld verlobt. Er hat mir das Geld zwar nicht auf den Nachttisch gelegt, aber das ist nur eine Frage der Interpretation. Er hat mich gekauft, also welches Recht habe ich, mich zu beschweren?“
„Lexi, mach dich nicht selber fertig. Die Sache setzt dir schon genug zu, und ich will nicht, dass du auf einen Menschen eintrittst, der mir etwas bedeutet und schon am Boden liegt.“
Lexi lehnte sich im Beifahrersitz des Pick-ups zurück und schloss die Augen. „Ich bin das Paradebeispiel für eine dämliche Kuh“, flüsterte sie. „Warum habe ich bloß geglaubt, dass zwischen uns etwas ist? Warum habe ich mir Hoffnungen gemacht? Ich wusste doch, wer und was er ist, als ich mich auf ihn eingelassen habe. Alles war klar. Er gibt mir das Geld, das ich für die Kreditrückzahlung brauchte, und ich verschaffeihm Zutritt zur Titan-Welt. Und zu mir.“
„Du hast getan, was du zu dem Zeitpunkt für richtig gehalten hast.“
„Wirklich? Oder habe ich nur den einfachen Weg genommen?“
„Nichts an der Sache ist einfach.“
Das sah Lexi genauso. Sie fühlte sich emotional zerfetzt. „Alles, was ich je wollte, war, dass mein Vater mich um meinetwillen liebt. Nicht wegen dem, was ich geleistet habe, sondern wegen dem, was ich bin. Ich wusste, dass meine Mutter das nie getan hat. Sonst hätte sie mich nicht verlassen, als ich noch ein kleines Kind war. Aber Jed war immer da, eine Randfigur. Er hat mich glauben gemacht, dass er mich vielleicht eines Tages, wenn sich die Sterne in einer Reihe aufstellten und ich perfekt wäre, dass er mich dann endlich sehen und realisieren würde, dass er mich die ganze Zeit geliebt hat.“
„Er ist ein Mistkerl, Lexi. Ich weiß, dass er dein Vater ist und dass du ihn liebst, aber er ist ein mieser Mistkerl. Ich habe mich intensiv mit Geisteskranken beschäftigt. Vom psychologischen Standpunkt betrachtet zeugt der Einsatz von variablen Belohnungen von Macht. Man bekommt einen Bruchteil dessen, was man sich sehnlichst wünscht, zu sehen und versucht es deshalb weiter.“
Lexi öffnete die Augen und versuchte zu lächeln. „Ich verstehe deinen Kommentar so, wie du ihn wahrscheinlich gemeint hast, aber es klingt, als würdest du über Experimente mit Laborratten referieren.“
Dana rutschte verlegen auf ihrem Sitz herum. „Es war liebevoll gemeint.“
„Ich weiß. Vielleicht bin ich einer Laborratte ja auch ähnlicher, als ich zugeben will. Es ist nur …“ Sie wischte sich die Tränen weg. „Cruz ist ihm so ähnlich. Er hat Kendra verlassen.Er kauft sich, was er will, sogar Menschen. Die ganze Zeit habe ich die Wahrheit gesehen und versucht, sie zu verdrängen. Aber warum? Es ist, wie es ist. Er ist, wer er ist.“
Dana hielt neben dem Tastenfeld an Cruz’ doppelflügeligem Tor. Lexi nannte ihr den Code. Sie fuhren vor dem Haus vor und stiegen aus.
„Du hast mir gar nicht erzählt, dass du dich in ihn verliebt hast“, sagte Dana, als sie ihr ins Haus folgte.
Lexi bemühte sich erst gar nicht, es abzustreiten. Wozu auch? „Ich habe es selbst er vor Kurzem gemerkt. Er hat mir so viel gegeben, dass ich nicht anders konnte.“ Sie schloss die Tür auf und ging ins Haus. Es hatte seine einladende Atmosphäre verloren.
„Ich kann keinen von beiden für mich gewinnen, oder?“ Lexi war entschlossen, vernünftig zu sein, obwohl sie
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