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Wer zuerst kommt, küsst zuerst

Wer zuerst kommt, küsst zuerst

Titel: Wer zuerst kommt, küsst zuerst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Mallery
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tippte auf einem Laptop, während sie Musik von ihrem iPod hörte. C.C. schlief auf dem Bett.
    Lexi klopfte an die halb geöffnete Tür. „Hey. Hast du dich schon eingerichtet?“
    „Mhm.“ Kendra machte sich nicht die Mühe hochzusehen.
    „Ich dachte, wir könnten vielleicht in die Stadt fahren und was zu essen holen. Ich kenne einen tollen Burgerladen.“
    Kendra seufzte tief und zog sich die Kopfhörer aus den Ohren. Ihr Lächeln war allenfalls beschwichtigend.
    „Es ist wirklich nett von Ihnen, es zu versuchen. Ich weiß es zu schätzen. Ehrlich. Aber es geht mir gut. Ich habe nicht das Bedürfnis, mich an jemanden zu binden, und schon gar nicht an eine der zahlreichen Freundinnen meines Vaters. Es ist ja schließlich nicht so, als wären Sie nächstes Mal noch hier, stimmt’s? Ich meine, ist es was Ernstes?“
    Lexi dachte an die Abmachung und schüttelte dann den Kopf.
    „Das dachte ich mir. Und jetzt gehen Sie und spielen Sie mit meinem Vater. Ich halte mich von Ihnen fern, und dann bin ich wieder weg. In ein paar Wochen können wir alle vergessen, dass das hier passiert ist. Ist das nicht toll?“
    Kendra griff nach den Kopfhörern und schaute dann noch mal hoch. „Ach ja, ich hab mir eine Pizza bestellt. Würden Sie dem Typen aufmachen, wenn er klingelt? Danke. Tschüs.“
    Um halb zehn war Cruz bei seinem dritten Glas Scotch. Er hatte nicht vor, sich zu betrinken, aber er wollte seine Sinne ein wenig betäuben.
    Die Vergangenheit drängte sich in sein Zimmer und machtees ihm schwer, an irgendetwas anderes zu denken. Er musste nicht mal die Augen schließen, um zu sehen, wie sein Vater seine Mutter schlug. Juanita war eine kleine Frau, und ihr Ehemann hatte es genossen, so lange auf sie einzuprügeln, bis sie auf dem Boden zusammenbrach und ihn anflehte aufzuhören. Cruz würde Zeit seines Lebens nicht das Geräusch von Fäusten auf Fleisch und die schrillen Schmerzensschreie vergessen.
    „Sag mir, dass du mich liebst“, verlangte sein Vater. „Sag es. Sag es!“
    Irgendwann gab sie auf. Sie sagte die Worte, sagte sie lauter, wenn er darauf bestand. Wenn sie versprach, dass sie ihn für alle Zeiten lieben würde, ließ er von ihr ab und ging.
    Cruz erinnerte sich an die Stille. Seine Mutter gab keinen Laut von sich, während sie beide auf das Geräusch des Automotors warteten. Auf den Beweis, dass der Sturm vorübergezogen war und sie wieder sicher waren.
    Cruz wartete zusammengekauert und verängstigt im Flur, bis sie sich aus eigener Kraft auf die Füße gehievt hatte. Sie versicherte ihm, dass es ihr gut ging, auch wenn sie sich das Blut abwaschen musste. Sein Vater hatte ihr nicht nur die Knochen gebrochen, sondern auch ihr Herz und ihren Willen zerrüttet, immer und immer wieder.
    Die letzten Prügel waren ihm ewig vorgekommen. Er war zwölf – alt genug, um sie beschützen zu wollen. Als er seinen Vater angriff, schlug ihm der alte Mann hart ins Gesicht. So hart, dass Cruz stürzte, er Ohrensausen hatte und nur noch verschwommen sah.
    „Wenn du das noch ein Mal machst, Junge“, brüllte sein Vater, „dann bringe ich sie um.“
    In diesem Moment, während seine Mutter um Gnade für sie beide flehte und unter dem kontinuierlichen Fausthagel immer wieder aufschrie, hatte Cruz sich geschworen, dass alles anders würde. Er hatte Geld verdient, um sich bei einemJungen am Ende der Straße eine Waffe zu kaufen, und er hatte sie benutzt, um seinen Vater zu vertreiben.
    Er wusste, dass es auch anders ging. Er wusste, dass es Väter gab, die ihre Kinder liebten. Manny, sein Partner, war so einer. Er vergötterte seine Kinder, und sie vergötterten ihn. Sie machten gemeinsame Unternehmungen – wie Familien das so taten. Sie kuschelten sich auf dem Sofa zusammen und sahen fern. Sie gingen campen und besuchten Baseballspiele. Wenn die Kinder verletzt waren oder Angst hatten, rannten sie zu ihm. Es wäre ihnen niemals in den Sinn gekommen, dass er sie schlagen könnte. Sie wussten nicht, was es bedeutete, sich vor ihrem Vater zu fürchten.
    Aber Cruz wusste es. Er kannte die lauernde Finsternis und den darauffolgenden Schmerz. Er wusste, was es hieß, aus Angst, entdeckt zu werden, nicht zu atmen. Er wusste, was es bedeutete, so zu tun, als sähe er die Blutergüsse im Gesicht und auf den Armen seiner Mutter nicht; zu wissen, dass sie sie vor ihren Arbeitgebern versteckte, damit sie keine Fragen stellten … oder, was noch schlimmer gewesen wäre, sie feuerten.
    Er wusste auch, dass er genauso war wie

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