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Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition)

Titel: Wer zuletzt lacht, küsst am besten: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Gibson
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Daddy?«
    »Im Küchenbau beim Essen mit den Jungs. Hast du Hunger?«
    »Ich sterbe vor Hunger.« Natürlich aß er mit den Rancharbeitern. Das hatte er meist getan, weil es sinnvoll war. »Weiß er nicht, dass ich komme?«
    »Klar weiß er das.« Die Haushälterin griff nach einem Stapel Handtücher. »Dass du nach Hause kommst, würde er doch nicht vergessen.«
    Sadie war sich da nicht so sicher. Ihre Schulabschlussfeier hatte er damals auch verschwitzt. Oder war vielmehr zu sehr damit beschäftigt gewesen, die Rinder zu impfen. Die Versorgung der Tiere hatte schon immer Vorrang vor der Versorgung der Menschen gehabt. Das Geschäft ging vor – das hatte Sadie schon vor langer Zeit begriffen. »Wie ist seine Laune?«
    Clara Anne sah sie über den Handtuchstapel in ihren Armen an. Sie wussten beide, warum sie fragte. »Gut. Jetzt geh und such deinen Daddy, und wir zwei unterhalten uns morgen weiter. Ich will alles darüber erfahren, was du in letzter Zeit so getrieben hast.«
    »Beim Mittagessen. Vielleicht macht Carolynn uns ja ihren Hühnchensalat auf Croissants.« Das gab es für die Rancharbeiter nicht, die zum Lunch lieber deftige Sandwiches mochten, z. B. dicke Fleischscheiben auf rustikalem Brot. Aber früher hatte Carolynn extra für Sadies Mutter Hühnchensalat gemacht und später dann auch für Sadie.
    »Ich richte es ihr aus. Aber ich glaube, das ist sowieso in Planung.«
    »Mir läuft jetzt schon das Wasser im Mund zusammen.« Sadie warf noch einen letzten Blick auf Clara Anne und trollte sich zurück in die Küche und nach draußen. Sie lief über denselben Asphaltweg, über den sie schon tausende Male gelaufen war. Die meisten Mahlzeiten wurden im Küchenbau eingenommen, und je näher sie zu dem lang gezogenen Stuckgebäude aus Betonschalstein kam, desto intensiver wurde der Duft nach Gebratenem und selbst gebackenem Brot. Ihr knurrte der Magen, als sie die lange Holzveranda betrat. Die quietschenden Angeln der Fliegengittertür kündigten ihre Ankunft an, sodass ein paar der Rancharbeiter von ihren Tellern aufblickten. An den Haken an der Eingangstür hingen etwa acht Cowboyhüte, und der Raum sah noch genauso aus wie beim letzten Mal, als sie ihn betreten hatte. Pinienholzboden, weiß getünchte Wände, rot-weiße Ginganvorhänge und dasselbe Paar Frigidaire-Kühlschränke. Das Einzige, was anders war, war der funkelnagelneue Herd mit Backofen.
    Als die Männer sich höflich erhoben, erkannte sie ein paar Gesichter. Sie gab ihnen ein Zeichen, sitzen zu bleiben, und ihr Blick fand ihren Vater, der den Kopf über seinen Teller gebeugt hatte und das gleiche zeitlose Western-Arbeitshemd trug wie sonst. Heute war es beige mit weißen Perlmuttdruckknöpfen. Ihr Magen zog sich zusammen, und sie hielt den Atem an. Sie wusste nicht so recht, was sie erwartete. Sie war jetzt dreiunddreißig und in Gegenwart ihres Vaters immer noch sehr unsicher. Wäre er heute herzlich oder unnahbar?
    »Hallo, Daddy.«
    Er blickte auf und schenkte ihr ein müdes Lächeln, das die Falten um seine blauen Augen nicht ganz erreichte. »Da bist du ja, Sadie Jo.« Er stützte sich auf dem Tisch ab und stand auf, wofür er länger zu brauchen schien als sonst. Ihr wurde ganz anders, als sie auf ihn zuging. Ihr Vater war schon immer dünn gewesen, mit schlaksigen Armen und Beinen, aber niemals ausgemergelt. Jetzt waren seine Wangen eingesunken, und er wirkte, als wäre er um zehn Jahre gealtert, seit sie sich vor drei Jahren in Denver das letzte Mal gesehen hatten. »Ich hab dich schon vor einer Stunde erwartet.«
    »Ich hab noch schnell jemanden in die Stadt gebracht«, erklärte sie, während sie die Arme um seine Taille schlang. Er roch noch genauso wie früher. Nach Lifebuoy-Desinfektionsseife, Staub und der sauberen texanischen Luft. Er hob seine knotige Hand und tätschelte ihren Rücken. Zwei Mal. Es waren immer zwei Mal, bis auf besondere Gelegenheiten, wenn sie etwas getan hatte, um sich drei Tätschler zu verdienen.
    »Hast du Hunger, Sadie-Mädchen?«
    »Ich sterbe fast.«
    »Dann schnapp dir einen Teller und setz dich.«
    Sie ließ die Arme wieder sinken und blickte auf in sein Gesicht, und eine egoistische Furcht senkte sich auf ihre Schultern wie ein fünfzig Kilo schweres Gewicht. Ihr Daddy wurde alt. Sah keinen Tag jünger aus als seine achtundsiebzig Jahre. Was sollte sie nur tun, wenn er nicht mehr da war? Was würde dann aus der Ranch? »Du hast abgenommen.«
    Er setzte sich wieder und nahm seine Gabel in die Hand.

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