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jeht ett? Alles fit?«, ausgetauscht haben, nehmen wir Platz auf meiner weißen Kunstledercouch, die schon so manches Actionserien-Highlight erlebt hat.
Eine kurze Diskussion entfacht, welche 80er-Jahre-Serie das größere Zeug zum Film-Blockbuster haben würde: Magnum P. I. oder Ein Colt für alle Fälle . Solche Überlegungen sind jedoch müßig, wollen wir uns doch nicht mit der Vergangenheit, sondern mit der Gegenwart beschäftigen.
Der Programmplan unseres kleinen Lichtspielhauses lässt uns heute die erfolgreiche Actionserie 24 mit Kiefer Sutherland sehen. Da er in seiner Rolle als CTU-Agent Jack Bauer keinesfalls das böse F-Wort benutzen darf, haben es sich die Autoren der Serie nicht nehmen lassen, ihm einen viel schmutzigeren Ersatzfluch in den Mund zu schreiben.
Dieser Fakt ist unser Grund, Hochprozentiges zu trinken. Bei jedem Damn-it , das Kiefers Kiefer verlässt, trinken wir ein Gläschen Ramazzotti Amaro . Damit auch keiner betrügen kann, wird peinlichst genau über jedes dieser Ereignisse Buch geführt.
Schafft es Jack Bauer wiederum, einen der – meist aus Nahost stammenden – Bösewichte mit Bart über den Haufen zu schießen, zahlen wir jeder fünfzig Cent in eine gemeinsame Kasse, welche bald für einen Besuch beim Restaurant zum Goldenen M genutzt werden soll.
Zwei Serienfolgen später müssen wir mit Bedauern feststellen, dass es heute nur eine magere Ausbeute gibt. Gerade mal vier Damn-its und einen unconfirmed kill , was in unserer Sprache so viel bedeutet wie: »Keine Ahnung, ob der Sutherland in der Szene wirklich einen abgeballert hat.«
Frustration verbergend, weil mein Alkoholpegel nicht hoch genug ist, nehme ich kurz vor Mitternacht Abschied von meinen beiden guten Freunden.
Ich sehe den beiden hochgewachsenen Jungs mit identischem Erbgut auf der Treppe hinterher, um den Abend mit meinem Akkusauger zu beschließen. Alle Chipskrümel, die ich finden kann, müssen entfernt werden, um die alte Ordnung wieder herzustellen.
Ermattet falle ich ins Bett und freue mich auf den morgigen Tag, der mich Lea vielleicht noch ein Stückchen näher bringen wird. Trotzdem frage ich mich im wirren Oberstübchen, was wohl aus meiner viel längeren Zugbekanntschaft geworden ist. Sanft döse ich ein und harre der Dinge, die da kommen mögen.
Sechstes Kapitel
Rock ’n Teeth, Baby
Unter den filigranen CD-Wecker-Klängen des Schmusesongs Welcome to the Jungle von Guns N’ Roses erwache ich am nächsten Morgen mit starken Kopfschmerzen.
Scheinbar hatte 24-Star Sutherland doch mehr Damn-its in seiner Echtzeit-Actionserie von sich gegeben, als mir lieb sein kann. Zumindest fühlt sich mein Schädel an wie nach dem Zusammenstoß mit Jack Bauers Pistolenknauf.
In die Gänge zu kommen, fällt mir schwer.
Mit stampfenden Rhythmen ist Sänger Axl Rose nun bei meinem Lieblingslied von Appetite for Destruction angelangt: Out ta Get Me . Die kreischenden Gitarrenriffs quälen jedoch meine Gehörgänge. So krame ich meine letzte Kopfschmerztablette aus dem Arzneimittelschrank hervor und mache mich fertig für den bevorstehenden Tag. Ausgerechnet heute habe ich einen Zahnarzttermin.
Um nicht vollends zu spät anzukommen, leiste ich mir den Luxus eines Taxis. Die nette Dame der Dürener Taxi Zentrale verspricht mir – in dem für die Region so typischen Singsang-Dialekt –, dass der Wagen innerhalb der nächsten zehn Minuten vor meiner Tür stehen würde.
Schneller als ich das Wort ratzfatz von mir geben kann, schlüpfe ich in ein weißes Hemd sowie meinen schwarzen Nadelstreifenanzug von C&A und steige die Treppen zur Straße hinab.
Als erklärter Fan des Individualnahverkehrs erkenne ich erregt, dass mein Taxi schon wartet. Der freundliche Mann, der mein Großvater sein könnte, ist mit einem Festpreis von fünfzig Euro nach Aachen einverstanden.
Nicht nur mein Fahrer hat übrigens ein gewisses Alter erreicht. Auch sein Mercedes ist ein betagtes Modell, welchem letztlich nur ein historisches H-Kennzeichen als Nummernschild fehlen würde. Die Sitze quietschen und im Innenraum klappert alles um mich herum. Beim Versuch das Fenster zu öffnen, breche ich die Kurbel ab und muss diese daraufhin in meiner Sakkotasche verstecken.
Um die bisher unangenehme Stille zu überbrücken, fange ich einen Small Talk auf unterster Ebene an.
»Ein tolles mobiles Navigationssystem haben Sie da. Sind Sie zufrieden damit? Ich suche auch noch so was für meinen … Porsche Cayenne.«
Der alte Herr fängt nun
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